FPÖ-Chef Strache arbeitet seit Jahren an einem neuen Image. Ganz ohne Gegensätzlichkeiten geht das aber nicht. Taktik oder Ungeschick?
Jerusalem im Jahr 2010, in der Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem: Heinz-Christian Strache ist zu Gast und bedeckt seinen Hinterkopf. Allerdings nicht mit einer Kippa oder einem anderen Stück Stoff, wie es bei Besuchern akzeptiert wird. Er trägt ein „Tönnchen“ – eine Kappe seiner schlagenden Burschenschaft Vandalia. Eine Provokation für die Israelitische Kultusgemeinde, ein Schenkelklopfer für seine Bundesbrüder. Und für Strache? Ein Kompromiss, während seiner Reise auch ein Signal an seine Basis zu senden.
Wien, 2018, Akademikerball der Burschenschaften in der Hofburg: Strache ist Ehrengast, und er trägt Frack – seine Kappe aber dieses Mal nicht. Ein bewusstes Signal nach außen, dieses Mal. Später überrascht er auch in seiner Ansprache: Man müsse klar gegen Antisemitismus auftreten. „Wer dieses Verständnis nicht mitträgt, der ist bei uns nicht willkommen.“ Einige Besucher sind irritiert: Sie fühlen sich zu Unrecht ermahnt oder stoßen sich an der ungewohnt politischen Rede. Was ist in diesen acht Jahren passiert?