Die FPÖ und ihre Widersprüche

Auch 2016 besuchte Strache Yad Vashem – dieses Mal aber nicht mit dem „Tönnchen“ der Burschenschafter auf dem Kopf, sondern mit Hut.  ? Reuters
Auch 2016 besuchte Strache Yad Vashem – dieses Mal aber nicht mit dem „Tönnchen“ der Burschenschafter auf dem Kopf, sondern mit Hut. ? ReutersREUTERS
  • Drucken

FPÖ-Chef Strache arbeitet seit Jahren an einem neuen Image. Ganz ohne Gegensätzlichkeiten geht das aber nicht. Taktik oder Ungeschick?

Jerusalem im Jahr 2010, in der Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem: Heinz-Christian Strache ist zu Gast und bedeckt seinen Hinterkopf. Allerdings nicht mit einer Kippa oder einem anderen Stück Stoff, wie es bei Besuchern akzeptiert wird. Er trägt ein „Tönnchen“ – eine Kappe seiner schlagenden Burschenschaft Vandalia. Eine Provokation für die Israelitische Kultusgemeinde, ein Schenkelklopfer für seine Bundesbrüder. Und für Strache? Ein Kompromiss, während seiner Reise auch ein Signal an seine Basis zu senden.

Wien, 2018, Akademikerball der Burschenschaften in der Hofburg: Strache ist Ehrengast, und er trägt Frack – seine Kappe aber dieses Mal nicht. Ein bewusstes Signal nach außen, dieses Mal. Später überrascht er auch in seiner Ansprache: Man müsse klar gegen Antisemitismus auftreten. „Wer dieses Verständnis nicht mitträgt, der ist bei uns nicht willkommen.“ Einige Besucher sind irritiert: Sie fühlen sich zu Unrecht ermahnt oder stoßen sich an der ungewohnt politischen Rede. Was ist in diesen acht Jahren passiert?

Neues Image

Ein Reifeprozess, ein Plus von 5,46 Prozent bei der jüngsten Nationalratswahl, eine Angelobung zum Vizekanzler. Strache, mittlerweile mehr als zehn Jahre FPÖ-Chef, will sich staatsmännisch geben. Und seine Partei vom Schmuddel-Image, das sie vor allem auch im Ausland hat, befreien.

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Michael Köhlmeier
Literatur

Köhlmeier zum Nachlesen: "Erwarten Sie nicht, dass ich mich dumm stelle"

Die Rede des Schriftstellers anlässlich einer Gedenkveranstaltung im Mai in der Wiener Hofburg sorgte für Applaus sowie für heftige Kritik von ÖVP und FPÖ. Nun ist sie, neben anderen, in Taschenbuchform erschienen.
Autor Michael Köhlmeier.
Innenpolitik

Köhlmeier bleibt bei Kritik an Kurz - und lobt Strache

Nach der Kritik an seiner Rede beim NS-Gedenktag im Parlament meldet sich der Autor erneut zu Wort: Er würdigt das Eintreten von FP-Chef Strache gegen Antisemitismus, die Kritik von Kanzler Kurz weist er zurück.
Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP)
Innenpolitik

Köhlmeier-Rede: Kurz weist NS-Vergleich zurück

"Es hat auch damals schon Menschen gegeben, die sich damit brüsteten, Fluchtrouten geschlossen zu haben." Regierungschef Kurz reagiert auf Köhlmeiers Anspielung in seiner Rede bei der NS-Gedenkveranstaltung des Parlaments.
Heinz-Christian Strache bei der Gedenkveranstaltung gegen Gewalt und Rassismus.
Leitartikel

Idioten, Zyniker, Juden und die FPÖ

Es gibt gute Gründe, Strache die Wandlung zum Philosemitismus nicht gleich abzukaufen. Doch wer die Gesten gar nicht honoriert, erweckt den Eindruck, dass er die FPÖ ewig im Schmuddeleck halten will.
GEDENKVERANSTELTUNG GEGEN GEWALT UND RASSISMUS: TODT/KOeHLMEIER
Innenpolitik

ÖVP übt scharfe Kritik an Schriftsteller Köhlmeier

Die Volkspartei wirft dem Schriftsteller Michael Köhlmeier vor, bei einer NS-Gedenkveranstaltung im Parlament die Schließung der Balkanroute mit der Judenverfolgung verglichen zu haben.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.