Mauthausen-Gedenken: Überlebende bekräftigten FPÖ-Ausschluss

Ein Scout aus Polen trägt eine polnische Nationalflagge an der Gedenkstätte des ehemaligen Konzentrationslagers Mauthausen
Ein Scout aus Polen trägt eine polnische Nationalflagge an der Gedenkstätte des ehemaligen Konzentrationslagers Mauthausen REUTERS
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Mit den rund 10.000 Gästen besuchten heuer bedeutend mehr Menschen das Gedenken an die Befreiung des ehemaligen Konzentrationslagers als in den vergangenen Jahren.

Rund 10.000 Menschen aus aller Welt haben am Sonntag in Mauthausen in Oberösterreich der Befreiung des ehemaligen Konzentrationslagers vor 73 Jahren gedacht. Das Internationale Mauthausen Komitee bekräftigte zuvor den Beschluss, FPÖ-Vertreter nicht einzuladen. Das jährlich wechselnde Motto lautete heuer im Gedenkjahr des Anschlusses Österreichs "Flucht und Heimat".

Mit den rund 10.000 Gästen besuchten heuer bedeutend mehr Menschen das Gedenken als in den vergangenen Jahren. Das offizielle Österreich war durch Bundespräsident Alexander Van der Bellen, seinen Amtsvorgänger Heinz Fischer, Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka (ÖVP), Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) und Staatssekretärin Karoline Edtstadler (ÖVP) vertreten. Für das Land Oberösterreich kamen LH Thomas Stelzer (ÖVP) sowie die Landesrätin Birgit Gerstorfer (SPÖ).

(L-R) Karoline Edtstadler, Staatssekretärin im Innenministerium, Heinz Fischer, ehemaliger Bundespräsident Österreichs, Österreichs Präsident Alexander Van der Bellen, Bundeskanzler Sebastian Kurz, Wolfgang Sobotka, Präsident des österreichischen Parlaments, und Thomas Stelzer, Landeshauptmann Oberösterreichs
(L-R) Karoline Edtstadler, Staatssekretärin im Innenministerium, Heinz Fischer, ehemaliger Bundespräsident Österreichs, Österreichs Präsident Alexander Van der Bellen, Bundeskanzler Sebastian Kurz, Wolfgang Sobotka, Präsident des österreichischen Parlaments, und Thomas Stelzer, Landeshauptmann OberösterreichsREUTERS

SPÖ-Vorsitzender Christian Kern sprach bei der Gedenkfeier des Bundes Sozialdemokratischer FreiheitskämpferInnen, Opfer des Faschismus und aktiver AntifaschistInnen beim Bernaschek-Denkmal. Wie üblich zogen die Delegationen der verschiedenen Opferverbände sowie einige Zeitzeugen und Überlebende nach der Feier gemeinsam vom Appellplatz des Lagers aus.

Nicht mit dabei waren Vertreter der FPÖ, die auf ausdrücklichen Wunsch der Veranstalter nicht eingeladen waren. Die FPÖ bedauerte dieses Vorgehen bereits im Vorfeld: Generalsekretär Harald Vilimsky forderte Anfang der Woche ein "Gedenken ohne Parteipolitik" - und auch Oberösterreichs FPÖ-Chef Manfred Haimbuchner betonte in einem "Standard"-Interview am Samstag, dass er zur Gedenkfeier für die NS-Opfer "natürlich hingehen" würde. Es müsse hier einmal zur Aussöhnung, zu einer Aussprache kommen, so Haimbuchner.

KZ-Überlebender Igor Malitski, 93, aus der Ukraine, salutiert an der Gedenkstätte des ehemaligen Konzentrationslagers Mauthausen während der Gedenkfeier
KZ-Überlebender Igor Malitski, 93, aus der Ukraine, salutiert an der Gedenkstätte des ehemaligen Konzentrationslagers Mauthausen während der Gedenkfeier REUTERS

Mernyi erklärte am Sonntag, dass 22 Überlebenden-Organisationen, gebündelt im Internationalen Mauthausen Komitee, am Freitag einstimmig an dem offiziellen Beschluss aus den 1960er-Jahren, dass "keine Funktionäre oder Mandatsträger der FPÖ" je an den Gedenkfeierlichkeiten teilnehmen dürfen, festgehalten hätten und das habe mit der heutigen Politik zu tun. Aba Lewit, ein Überlebender, der am Sonntag nicht teilnehmen konnte, habe eine Botschaft übermittelt: "Ich küsse und umarme euch, weil ihr die nicht eingeladen habt, die mich demütigten und als Landplage bezeichneten und die ich dafür klagen musste", zitierte ihn Mernyi.

Insgesamt waren in Mauthausen und seinen Nebenlagern rund 200.000 Personen aus aller Welt interniert, mindestens 90.000 davon starben. Rund 100 Delegationen und Opferverbände aus Aserbaidschan bis Ungarn waren bei der Befreiungsfeier zu Gast und gedachten der Opfer. MKÖ-Vorsitzender Willi Mernyi rief in seiner Rede zu Solidarität und Menschlichkeit auf. Er wies darauf hin, dass 1938, als die ersten Häftlinge in Mauthausen eintrafen, mangelnde finanzielle Mittel und strenge Einwanderungsbestimmungen vieler Länder den Menschen die Flucht fast unmöglich gemacht hätten. Eine UNO oder Flüchtlingskonvention habe es nicht gegeben.

Mernyi erinnerte an die Flüchtlingsströme des Jahres 2015, an Menschen, die Freunde, Familie, Sprache, Kultur, "das, was wir als den beliebten Begriff Heimat definieren", verloren hätten. Er appellierte an die Teilnehmer, sich ein Beispiel an jenen zu nehmen, die unter schwersten Bedingungen, unter Todesgefahr, im Nationalsozialismus anderen geholfen hätten.

(APA)

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