Der Eklat um den Mord an einem Hamas-Mann könnte Mossad-Chef Dagan den Job kosten.
Seine Spezialität sei es, den Kopf eines Arabers von dessen Körper zu trennen, soll Ariel Sharon über seinen einstigen Protegé Meir Dagan gesagt haben. Aus dem Mund des früheren Premiers ist das als großes Lob zu bewerten. Die beiden Männer kennen einander seit den 1970er-Jahren: Dagan leitete damals eine geheime Sondereinheit, deren Aufgabe es war, palästinensische Terroristen aufzuspüren und zu liquidieren.
Nicht anders lautete die Mission Ende Jänner in Dubai, wo der Hamas-Waffenbeschaffer Mahmoud al-Mabhouh wohl in die Hände eines Mossad-Killerkommandos fiel. Dumm nur, dass die Agenten gefilmt wurden und die Fälschung der Pässe zum diplomatischen Eklat führte. Schon fordern Kritiker Dagans Ablösung. Der Sicherheitsapparat würde sich jedoch nur ungern von ihm trennen.
Mutig, kreativ, erfahrener Stratege – das sind die typischen Attribute. Dagan wird über den Mossad hinaus hoch geschätzt, obschon die Tage, als er einen Terroristen mit Faustschlägen dazu brachte, eine Handgranate loszulassen, lange vorbei sind. Mit schütterem Haar, Brille und Übergewicht erinnert nur wenig an den berüchtigten Terroristenjäger von einst.
Nach einer Serie von Schlappen des Dienstes brachte Dagan, der vor acht Jahren die Leitung übernahm, den Mossad wieder in Form. Die Zerstörung des syrischen Atomreaktors gehört zu seinen Erfolgen, wie auch die Exekution des Hisbollah-Führers Imad Mugniyeh. Was ihm in seiner Sammlung noch fehlt, ist die iranische Trophäe. Dagan glaubt, dass das Atomprogramm mit relativ geringem Einsatz deutlich zu verzögern sei, wenn man ihn die Sache nur „mit eigener Methode“ erledigen ließe. kna
("Die Presse", Print-Ausgabe, 24.02.2010)