Diese Lettin hat etwas von einer frühen Netrebko

(c) Wiener Staatsoper
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Marina Rebeka macht „Simon Boccanegra“ zum vokalen Erlebnis.

Ein Spiel von männlichen Machthabern, Intriganten und Rachsüchtigen, vokal aber von einer Frau dominiert: Verdis „Simon Boccanegra“ am Sonntag in der Wiener Staatsoper brachte bei vielen Rollendebüts vor allem den Genuss von Marina Rebekas Interpretation der Amelia. Die lettische Sopranistin zeigt als geheime Tochter des Dogen runden, fülligen Klang. Manch einer fühlt sich an eine frühe Anna Netrebko gemahnt. In intimen Szenen weiß sich Rebeka gekonnt zurückzunehmen, dann wieder durchdringend und voll zu agieren. Auch darstellerisch lässt sie keine Wünsche offen, was in der Inszenierung von Peter Stein (zum 81. Mal gezeigt) besonders wichtig ist. Steins Version wird von Kargheit und Kälte dominiert. Im Prolog gibt es dunkle Säulengänge und eine schlichte Burg, später nur einen weißen Hintergrund mit schwarzen, verschiebbaren Wänden. Ein dunkles Portal und eine weiße Bank genügen. Die Konzentration liegt klar auf den Sängern und ihrer Darstellung.

Hampson mit stimmlichen Mankos

Thomas Hampson in der Titelrolle setzte manch Manko stimmlicher Art darstellerisch ein; am Grab der Geliebten und beim Erkennen seiner Tochter muss nicht jeder Ton voll sein, ja darf ihm das „Figlia“ fast im Hals stecken bleiben. Doch mag auch mancher Fan sogar einen Misston nach der Gifteinnahme als Absicht bezeichnen: Zweifellos hatte Hampson in der Partie stimmlich schon bessere Tage. Glaubwürdig in allen Facetten vermittelt er jedoch die Wandlung seiner Figur. Eine Paraderolle hat Francesco Meli im Gabriele Adorno, sein strahlender, volltönender Tenor sorgte mit Schmelz und Leidenschaft für verdiente Bravi-Rufe. Etwas Mühe mit dem Volumen hat Orhan Yildiz, sein Paolo, herrlich fies, könnte durchschlagskräftiger sein. Kaum Wünsche offen lässt dahingehend Dmitry Belosselskiy als Fiesco, der anfangs mit dem tiefsten Ton seiner Arie kämpft, aber generell mit noblem Klang souverän agiert.

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