Wie ein Studium entsteht

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Derzeit führen drei Wege zum Ziel – FH, Unis und Privatunis haben unterschiedliche Vorgaben zu erfüllen. In Zukunft soll jedoch eine Qualitätssicherung für alle gelten.

Dass Studierende künftig mit Bachelor, Master oder PhD abschließen können und vor allem dass eine Reihe neuer Masterstudien geboten wird, brachte für die höheren Bildungseinrichtungen in Österreich in den letzten Jahren viel Arbeit. Es galt, die Curricula an die Bologna-Kriterien anzupassen. Und es „ist leichter gesagt als getan, einen Diplomstudiengang in ein gestuftes System umzuwandeln“, weiß Kurt Sohm, GF des Fachhochschulrats FHR.

Seine Behörde prüft die von den einzelnen Fachhochschulen erstellten Curricula im Zuge des Akkreditierungsverfahrens. „Das bisherige Diplomstudium war ein Gesamtpaket; es galt zu überlegen, welche Teile im Bachelor, welche im Masterstudiengang untergebracht werden“, so Sohm über die Schwierigkeiten. Eine simple Aufteilung in zwei Stufen war nicht möglich, da auch der Bachelor ohne zusätzliches Masterstudium eine Berufsbefähigung darstellen soll.

Entwicklungsteam

Im Vergleich zu den Universitäten haben die FH einen engeren Rahmen bei der Erstellung ihrer Masterstudien. Das Fachhochschul-Studiengesetz FHStG und der Entwicklungs- und Finanzierungsplan des Bundes setzen die Grenzen. So etwa verlangt das FHStG für einen neuen Studiengang positive Prognosen im Rahmen einer Bedarfs- und Akzeptanzanalyse. Auch sind „FH, wenn sie neue Studienangebote einrichten wollen, von einer positiven Finanzierungszusage des Bundes und damit von den Vorgaben im Entwicklungs- und Finanzierungsplan abhängig“, berichtet Werner Jungwirth, Präsident der Fachhochschul-Konferenz (FHK).

Konzipiert werden FH-Masterstudien von einem Entwicklungsteam des jeweiligen Instituts, das sich aus Vertretern der Wissenschaften und des Berufsfeldes – etwa der Wirtschaft – des entsprechenden Fachbereichs zusammensetzt. Aus diesen Kreisen kommen auch Anregungen und Ideen für neue Masterstudien. Rund drei Jahre dauert es vom ersten Konzept bis zum Abschluss der Akkreditierung. Aufgrund dieses langen Verfahrens schlägt die FHK vor, „dass künftig ein modernerer Ansatz gefunden wird, der kürzere Verfahren vorsieht. Dies ist durch eine Abkehr von der studiengangsbezogenen Akkreditierung zu erreichen“, so Jungwirth.

Dabei sind neue Masterstudien an den Fachhochschulen nur bedingt zu erwarten. Die derzeitigen Budgetmittel erlauben dies nur bei Auflassung eines bestehenden Lehrganges. Aufgrund der großen Nachfrage – auf jeden Studienplatz der FH kommen drei bis vier Bewerber – wünscht Werner Jungwirth denn auch mehr Geld: „Um die hohe Nachfrage der Studierenden und der Wirtschaft nach FH-Studienplätzen künftig ausreichend abdecken zu können, sind 400 neue Studienplätze pro Jahr erforderlich, die zusätzlich vom Bund zu finanzieren sind.“

Mehr Freiheiten bei der Entwicklung der Studiengänge haben Österreichs Universitäten, erklärt Friedrich Faulhammer vom Wissenschaftsministerium: „Aufgrund ihrer Selbstständigkeit kann jede Universität eigene Curricula erstellen.“ Einen gewissen Rahmen setzen lediglich die zwischen Universität und Wissenschaftsministerium abgeschlossenen Leistungsvereinbarungen, „darüber hinaus können wir gegenüber den Universitäten nur Überzeugungsarbeit leisten“. Die Uni Wien hat die großen Linien des Studienangebots im Entwicklungsplan festgehalten. Er wird vom Rektorat in Absprache mit den Fakultäten erstellt und mit dem Senat abstimmt. Diese Konstellation legt quasi fest, welche Master-, aber auch Bachelor- und PhD-Studien es an der Uni gibt. „Die Wissenschaft nimmt die bestimmende Rolle ein“, sagt Vizerektor Mettinger, „wobei wir Leitparameter haben: Das sind die forschungsgeleitete Lehre, Employability, aber in einem weiteren Sinne als für einen ganz bestimmten Beruf, die Studierbarkeit und das Masterstudienangebot an vergleichbaren europäischen Universitäten.“ Eine vom Senat für jeden Studiengang spezifisch eingerichtete Arbeitsgruppe aus Professoren, Mittelbau und Studierenden erarbeitet dann die entsprechenden Curricula, die mit Rektorat und Uni-Rat abgestimmt werden.

Große Auswahl

Besonders für den Bereich Masterstudien eröffnete der Bologna-Prozess neue Perspektiven, erzählt Vizerektor Mettinger: „Sie weisen einen höheren Spezialisierungsgrad auf, und daraus ergibt sich eine breitere Auffächerung.“ Studierende an der Uni Wien können nach dem Bachelorstudium für Biologie beispielsweise elf Masterstudien von Anthropologie über molekulare Biologie bis zur Zoologie wählen. Die größere Flexibilität bei der Entwicklung von Masterstudien ermöglicht es den Universitäten auch, besser auf Veränderungen zu reagieren. So etwa wird es an der Uni Wien neue Masterlehrgänge im Bereich Umweltschutz, Genderstudien oder islamische Religionspädagogik geben.

Österreichs Privatuniversitäten können ihre Studiengänge weitgehend frei entwickeln. Für die staatliche Anerkennung der akademischen Ausbildung bedarf es aber wie bei den FH einer Akkreditierung. Zuständig ist hier ebenfalls eine Behörde, der Akkreditierungsrat. Zur besseren Vergleichbarkeit wird vom Ministerium in Zukunft eine Qualitätssicherung für alle Einrichtungen angestrebt.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 24.02.2010)

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