Sieben Minuten vom Job entfernt

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10.000 Chancen. Bernhard Ehrlich arbeitet bereits am nächsten Job-Speeddating im November in Graz: 480 Jugendliche aus vier Bundesländern können sich dort für eine Lehrstelle bewerben.

Wenn es um Superlative geht, dann kommt Bernhard Ehrlich in Fahrt. Seit Anfang 2016 hat der Medienprofi mit seiner Initiative „10.000 Chancen“ geholfen, viele Hunderte Lehrstellen zu vermitteln. An junge Menschen, die keine Best-Performer seien, wie er sagt. Ihnen hat er einen ersten Weg in den Arbeitsmarkt eröffnet. Sein Ziel aber ist, 10.000 Jobs und damit 10.000 Chancen zu ermöglichen.

Gelungen ist das bei den Job-Speeddatings, die er veranstaltet, das nächste, das mittlerweile fünfte, soll am 27. November alle bisherigen in den Schatten stellen: In Graz sollen 480 Schüler aus vier Bundesländern (Wien, Niederösterreich, Oberösterreich, Steiermark) auf 15 Arbeitgeber aus unterschiedlichen Branchen treffen, die in diesen vier Bundesländern mehr oder weniger händeringend nach potenziellen Lehrlingen Ausschau halten.

Vier klare Kriterien

Diese 480 Finalisten, 120 aus jedem der vier Bundesländer, stellen sich zwei Wochen davor in Graz, Linz, St. Pölten und Wien einer strengen Vorauswahl. Daran teilzunehmen, dafür werben gleich drei Ministerien (Wirtschaft, Bildung, Integration) und auch die Länder. Zudem sollen Lehrer ihre Schüler animieren, zur Vorauswahl anzutreten. Bei dieser müssen sie die vier Kriterien, die Bernhard Ehrlich und seinem Team ganz besonders am Herzen liegen, unter Beweis stellen. Erstens müssen sie Deutsch auf B1-Niveau beherrschen. Andernfalls, sagt Ehrlich, könnten sie sich nicht ausreichend verständigen. Zweitens müssen sie über eine gültige Arbeitsbewilligung verfügen, weil sich ja nicht nur österreichische Staatsbürger um die Jobs bewerben. Drittens müssen sie die Pflichtschule absolviert haben bzw. dann die neunte Schulstufe besuchen, um auch rasch ins Berufsleben einsteigen zu können. Und viertens: „Teilnehmer müssen 100 Prozent Arbeitswillen zeigen.“ Bei den Trainings, die für alle verpflichtend sind, bei denen das Bewerbungsgespräch trainiert und die Unterlagen durchgesehen werden, sage er das auch immer ganz deutlich: „Wer nicht will, steht auf.“ Doch wer sich diesem Prozess unterziehe, der zeige ohnehin, wie willens er sei, ist Ehrlich überzeugt. Im Gegenzug garantiert er „saubere“ Jobs, also solche, die mindestens auf Kollektivvertragsniveau bezahlt werden.

Jeweils sieben Minuten dauern die 15 Bewerbungsgespräche, die die Schüler am 27. November führen können. Ehrlichs Ziel ist, dass es dabei möglichst viele Teilnehmer in eine zweite Runde bei einem der Unternehmen zu einem späteren Zeitpunkt schaffen.

Erstmals sind im November auch Asylwerber eingeladen. Und Schüler mit Handicap: „junge Menschen, die sonst nicht in den ersten Arbeitsmarkt kommen würden“. Denn so gut die überbetriebliche Lehrlingsausbildung – der jetzt ein Teil der Finanzierung gestrichen werden könnte – auch sei: „Wer zu lang in einer überbetrieblichen Lehre ist, wird von den Unternehmen mit Vorbehalten gesehen.“

ZUR PERSON

Bernhard Ehrlich (53) rief die Initiative „10.000 Chancen“ ins Leben, mit der er Menschen, die keine Best-Performer sind, den Weg zu einer Lehrstelle er-öffnen will. Ehrlich absolvierte zunächst eine Ausbildung zum Kaufmann und war bis 2015 in verschiedenen Positionen in der Medienwirtschaft tätig.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 12.05.2018)

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