Warum Öl nun so richtig teuer werden könnte

Der Ölpreis ist gestiegen.
Der Ölpreis ist gestiegen.Bloomberg
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Trumps Iranpolitik beschleunigt die Preisspirale. Bald könnte ein Niveau erreicht sein, das für immer passé schien.

Mit seiner Entscheidung, das Atomabkommen mit dem Iran aufzukündigen und auch die Sanktionen auf den Ölexport in 180 Tagen wieder einzuführen, hat US-Präsident Donald Trump am Dienstag nicht nur die internationale Politik düpiert. Er hat auch auf dem Ölmarkt für einen mächtigen weiteren Preisschub gesorgt, obwohl er sich selbst noch vor wenigen Wochen über die schon damals hohen Notierungen beschwert hatte.

Der Preis für die europäische Sorte Brent sprang am Mittwoch von 74 auf über 77 Dollar je Barrel, der für die US-Sorte WTI auf über 71 Dollar. Beide blieben seither auf diesen Niveaus, die sie zuletzt vor dreieinhalb Jahren gesehen hatten. Damit ist ein großer Teil des im Sommer 2014 losgetretenen Preisverfalls von 115 Dollar auf temporär unter 30 Dollar kompensiert. Wenn nun iranisches Öl bald auf dem Markt fehlt, steigt der Preis weiter. Analystenaussagen geben einen Begriff davon, wohin die Reise gehen könnte. Die Bank of America spricht vom Risiko, dass der Preis spätestens 2019 auf 100 Dollar steigt. Auch JBC Energy erwartet dreistellige Notierungen. Die sonst gern kalmierende Commerzbank nennt Trumps Entscheidung „folgenschwer“.

Ihr Zeitpunkt ist für den Ölmarkt in der Tat heikel. Auch ohne sie war der Preis seit Sommer 2017 um zwei Drittel geklettert und wird zur Belastung für die Wirtschaft. Dabei ist die Tatsache, dass diese brummt und Öl braucht, mitverantwortlich für den Preisanstieg. Der Rest liegt an der Opec und ihren Verbündeten wie Russland, die mit ihrer Förderbeschränkung das Angebot knapp halten. Dazu kommen die unfreiwilligen Ausfälle Venezuelas.

Wie viel der Iran an Exportvolumina verliert, ist unklar. Vor Aufhebung der Sanktionen 2016 musste er täglich auf etwa eine Million Barrel Export verzichten. Dieses Ausmaß würde jetzt nur erreicht, wenn alle Abnehmerländer Trump folgen, was sie noch nicht tun. Zuletzt hatte der Iran 3,8 Mio. Barrel pro Tag und damit etwa vier Prozent der Weltproduktion gefördert. Die USA haben laut Finanzministerium bereits mit großen Förderländern verhandelt, die Ausfälle zu kompensieren. Ob auch die Opec reagiert, ist unklar. Saudiarabien ist angeblich zu mehr Förderung bereit, wird sich aber wohl mit Russland abstimmen.

Inzwischen aber nützen US-Förderer den Preis und weiten ihre Produktion massiv aus. Laut US-Energiebehörde soll sie in den kommenden zwölf Monaten um 1,2 Millionen auf täglich fast zwölf Mio. Barrel steigen. Sie allein aber wird den Preis nicht drücken können.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 13.05.2018)

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