Die Sängerin Netta wurde ihrer Favoritenrolle gerecht. Österreich, vertreten durch den Linzer Cesár Sampson, belegte den hervorragenden dritten Platz. Beim Auftritt der britischen Kandidatin gab es einen Schockmoment.
Israel hat den 63. Eurovision Song Contest gewonnen. Netta holte sich Samstagnacht mit 529 Punkten den Titel in Portugals Hauptstadt Lissabon. Österreichs Kandidat Cesár Sampson kam mit 342 Punkten und seinem Lied "Nobody But You" vor Deutschland auf Platz drei. Nach der Jurywertung lag der Linzer sogar klar auf Platz eins. Für Österreich bedeutet der dritte Platz die drittbeste Platzierung beim Song Contest - Udo Jürgens hatte 1966 mit "Merci Cherie" gewonnen, 2014 siegte Conchita mit "Rise Like A Phoenix".
Netta ist mit "Toy" Nachfolgerin von Vorjahressieger Salvador Sobral, der 2017 mit "Amar Pelos Dois" in Kiew triumphiert hatte. Das Stockerl zwischen Israel und Österreich komplettierte Zypern mit Eleni Foureira und "Fuego". Für Israel ist es der vierte Sieg in der ESC-Geschichte, der erste seit 1998 (durch Dana International).
Schockmoment beim Auftritt der britischen Sängerin Einen kurzen Schockmoment gab es während des Auftritts der britischen Kandidatin SuRie. Ein unbekannter Mann stürmte die Bühne, entriss ihr das Mikro und soll der BB zufolge gesagt haben: "For the nazis of the UK media, we demand freedom" (Für die Nazis der britischen Medien: Wir verlangen Freiheit!). Der Mann wurde von der Bühne gezerrt.
Platz 1: Israel (529 Punkte) Überlegen hat Co-Favoritin Netta für Israel den 63. Song Contest gewonnen. Auch im Finale überzeugte sie mit ihrer überdrehten Performance. Frisur von Björk, Elan von Beth Ditto. Plus Ententanz mit Electro-Beats. Diese Mixtur gab's noch nie. Die Mitfavoritin aus Israel sorgte für Stimmung mit fettem Beat und bunter Show (c) REUTERS (RAFAEL MARCHANTE) Platz 2: Zypern (436 Punkte) Die Buchmacher hatten Eleni Foureira mit "Fuego" auf Platz eins, am Ende wurde es der sehr gute zweite Platz. "Fuego" hat das Potenzial eines Sommerhits - mitsingen kann hier nämlich jeder und jede: "Ah yeah ah yeah ah yeah, yeah ah yeah ah yeah". Hat bekanntlich schon bei den Beatles funktioniert. Pop-Show á la Shakira. (c) REUTERS (RAFAEL MARCHANTE) Platz 3: Österreich (342 Punkte) Die große Überraschung ist wohl Österreich. Cesár Sampson, bei den Buchmachern um Platz 18 gereiht, sang wie schon im ersten Halbfinale souverän - und mit noch mehr Energie. Ein echter Profi. Österreich kam "arschknapp" vor Deutschland aufs ESC-Stockerl und lag nach der Jurywertung sogar klar in Führung. Beim Publikumsvoting landete man im Mittelfeld. (c) ORF (Roman Zach-Kiesling) Platz 4: Deutschland (340 Punkte) Nach mehreren Enttäuschungen sorgte Deutschland - vertreten durch Michael Schulte mit "You Let Me Walk Alone" mit einem vierten Platz wieder für eine gute Platzierung. Zum Video >>> (c) imago/GlobalImagens (Gustavo Bom) Platz 5: Italien (308 Punkte) Auch Italien - vertreten durch Ermal Meta e Fabrizio Moro mit "Non Mi Avete Fatto Niente" - darf sich über eine gute Platzierung freuen. Zum Video >>> (c) imago/Italy Photo Press Platz 6: Tschechische Republik (281 Punkte) Endlich ein wenig Schwung in die Bude brachte Mikolas Josef mit seiner Beat-Nummer. Das 22-jährige Model hört sicher gerne Pharrell Williams und Justin Timberlake. Dazu eine flotte Trompete und Pomade im Haar. Hipsterlevel 10/10. Cooler Song. (c) REUTERS (RAFAEL MARCHANTE) Platz 7: Schweden (274 Punkte) Benjamin Ingrosso trat mit der sehr soliden Popnummer "Dance You Off" an und belegte den guten 7. Platz. Zum Video >>> (c) AFP (FRANCISCO LEONG) Platz 8: Estland (245 Punkte) Estland setzte heuer auf "La Forza" und die außergewöhnliche Sopranistin Elina Nechayeva. Eine klassische Stimme kann auch beim Song Contest funktionieren. Außer den hohen Tönen blieb auch das Kleid in Erinnerung, das technisch viel hergab, allerdings keinen einzigen Schritt der Estin zuließ. (c) REUTERS (RAFAEL MARCHANTE) Platz 9: Dänemark (226 Punkte) Dänemarks Wikinger-Rauschebart Rasmussen besang im Finale mit "Higher Ground" einen pazifistischen Vorfahren. Der eher brave, leise Gesang passte allerdings nicht ganz zum martialischen Auftritt. Zum Video >>> (c) AFP (FRANCISCO LEONG) Platz 10: Moldau (209 Punkte) Mit einer charmanten Bäumchen-Wechsel-Performance und flottem Balkanpop: Moldaus Formation DoReDoS mit "My Lucky Day". Zum Video >>> (c) AFP (FRANCISCO LEONG) Platz 11: Albanien (184 Punkte) Damit war nicht unbedingt zu rechnen. Doch der rockigere Song im 6/8-Takt geht vor allem beim nochmaligen Hören durchaus ins Ohr. Der emotionale Song "Mall" ist nicht etwa eine Ode auf die Schönheit eines Einkaufszentrums, es geht um Sehnsucht. Das letzte Mal kam man 2015 ins Finale. Der 11. Platz ist beachtlich. Gesanglich anspruchsvoll schraubte sich Bushpepa in die Höhen - sicher und rockig. Mit Erfolg. (c) REUTERS (RAFAEL MARCHANTE) Platz 12: Litauen (181 Punkte) Darf's ein bisserl etwas Zarteres sein? Dann sind Sie hier richtig. Spannende Stimmfarbe, authentischer Auftritt, wenn auch wenig physisch bewegt. Ieva Zasimauskaite spielt Cranberries-like mit ihren Stimmvarianten und Registern und kann dadurch bezaubern. Ein klitzekleiner musikalischer Wirkungs-Höhepunkt hätte dem Lied vielleicht gut getan. (c) REUTERS (RAFAEL MARCHANTE) Platz 13: Frankreich (173 Punkte) Frankreich brachte Madame Monsieur mit "Mercy" auf die Bühne. Ja, mit y. Es ist der Name eines Flüchtlingsmädchens, auf einem Rettungsschiff geboren. Zum Video >>> (c) imago/PanoramiC (Gwendoline Le Goff) Platz 14: Bulgarien (166 Punkte) Ein Song, an dem auch Cesár Sampson mitgeschrieben hat. Nach dem ausgezeichneten zweiten Platz im Vorjahr - durch den durchgestylten Kristian Kostow - setzt Bulgarien auch heuer wieder auf Hipster-Content. "Bones" ist eine pipifeine Zeitgeist-Popnummer. (c) REUTERS (RAFAEL MARCHANTE) Platz 15: Norwegen (144 PUnkte) Nachdem Alexander Rybak 2009 bereits mit dem legendären "Fairytale" den Contest gewonnen hatte, trat der 31-Jährige erneut in den Ring, einen neuerlichen Sieg konnte er aber nicht erzielen. Zum Video >>> (c) AFP (FRANCISCO LEONG) Platz 16: Irland (136 Punkte) Bei den Wettbüros lag Ryan O'Shaughnessy mit "Together" auf Platz drei. Aber es wurde letztendlich nur Platz 16. Männer halten Händchen. Da freut sich die schwule Fan-Community. Jubel im Saal. Netter Song mit schmalem Grat zum schwachen Kitsch. Ein bisschen zu viel Falsett-Stimme, der Song kommt dadurch nie auf den Boden. Nett ist manchmal eben doch ausreichend. (c) REUTERS (PEDRO NUNES) Platz 17: Ukraine (130 Punkte)Das krasse Gegenteil dazu stellt Melovin aus der Ukraine dar, der als Mischung aus Vampir und Emo mit "Under The Ladder" einen spektakulären Auftritt inklusive brennender Treppe und einem Klavier als Sarg hinlegte und dafür mit einem Finalplatz belohnt wurde. Zum Video >>> (c) AFP (FRANCISCO LEONG) Platz 18: Niederlande (121 Punkte) Ebenfalls schon mal dabei war Waylon aus den Niederlanden beim ESC - als Teil des Duos Common Linnets, das hinter Conchita 2014 auf Platz 2 landete. Als Solist gelang dem Sänger nun mit Westernrock abermals der Aufstieg. Zum Video >>> (c) AFP (FRANCISCO LEONG) Platz 19: Serbien (113 Punkte) Der von Sanja Ilic & Balkanika interpretierte, gravitätische serbische Beitrag "Nova deca" kam wie nur von wenigen erwartet ebenso zu einem zweiten Einsatz und wurde 19. Zum Video >>> (c) AFP (FRANCISCO LEONG) Platz 20: Australien (99 Punkte) Australien ist - als österreichische Erfindung vom Wiener ESC - schon zum vierten Mal beim Bewerb dabei und hat mit Jessica Mauboys "We Got Love" eigentlich eine belanglose Popnummer im Talon - die von der quirligen Sängerin, die zu Hause ein Superstar ist, aber als wahre Bühnenwuchtbrumme derart charmant präsentiert wurde, dass es eine Runde weiterging. Zum Video >>> (c) AFP (FRANCISCO LEONG) Platz 21: Ungarn (93 Punkte) Die vermutlich lauteste Nummer der ESC-Geschichte, "Viszlat nyar", der ungarischen Metler AWS. Der Großeinkauf an Pyrotechnik und die Bereitschaft zum Stagediving machten sich bezahlt. Zum Video >>> (c) AFP (FRANCISCO LEONG) Platz 22: Slowenien (64 Punkte) ... für die Slowenin Lea Sirk mit "Hvala, ne" - mit einem recht charismatischen Auftritt inklusive eines Fakeaussetzers der Musik. Zum Video >>> (c) AFP (FRANCISCO LEONG) Platz 23: Spanien (61 Punkte) Sehr, sehr lieblich: Amaia y Alfred singen "Tu Canción". Zum Video >>> (c) imago/ZUMA Press (Pedro Fiuza) Platz 24: Großbritannien (48 Punkte) Für Großbritannien trat SuRie mit der sehr schwachen Nummer "Storm" auf. Zum Video >>> (c) imago/ZUMA Press (Pedro Fiuza) Platz 25: Finnland (46 Punkte) Zwölf Jahre nach dem Sieg durch Lordi schickt Finnland auch heuer wieder "Monster" zum Song Contest. Diesmal allerdings unmaskiert. Und ohne schwere Gitarren. Und ohne Rock'n'Roll. Dafür mit Ritmo de la Noche. Klingt nach Sonnenbrand. Stimmlich etwas verkrampft. (c) REUTERS (RAFAEL MARCHANTE) Platz 26: Portugal (39 Punkte) Nach dem Sieg von Salvador Sobral im Vorjahr landete Gastgeber Portugal, vertreten durch Claudia Pascoal ("O jardim") nur auf dem letzten Platz. Zum Video >>> (c) imago/ZUMA Press (Pedro Fiuza) Österreich "arschknapp" vor Deutschland: Das ESC-Ergebnis in Zahlen Überraschender dritter Platz für Österreich Die Buchmacher hatten Österreich keinen Spitzenplatz zugetraut: In den Wettbürös lag Österreich zwischen Platz 16 und 20. Umso überraschender kommt der Stockerlplatz. Israel und Zypern hingegen galten als Favoriten für den Sieg.
In den Wochen vor dem Song Contest war er omnipräsent. Bei Claudia Stöckl erzählte er, dass er irgendwie Single ist, bei Grissemann und Stermann ließ er sich nicht auf Witze über den Eurovision Song Contest ein. Sein Gesicht war überall zu sehen: Cesár Sampson wurde im Mittelfeld gesehen, war dann weit erfolgreicher als gedacht. (c) ORF Mit seiner Nummer "Nobody But You" trat der Linzer am 12. Mai im Finale an. "Es ist eine Mid-Tempo-Nummer, bei der man nicht einschläft. Ich glaube, dass unser Song sehr am Zeitgeist ist." Tatsächlich bekam er von den Jurys der einzelnen Länder die beste Wertung. imago/K.Piles Sampson ist 34 Jahre alt, die Eltern beide Künstler: Die Mutter Pianist, der Vater Choreograf und Pilates-Lehrer. Was den Sänger sozial prägte und in der Pubertät dazu brachte, gegen den Künstlerhaushalt durch das Tragen von Anzügen zu rebellieren. APA/HERBERT NEUBAUER Schon mit 17 Jahren ging er als Sänger mit Kruder und Dorfmeister sowie den Sofa Surfers auf Tour, bereiste die Welt. Mit 20 reichte ihm das Künstlerdasein nicht mehr, wie er sagt - er widmete sich der Sozialarbeit, arbeitet mit Jugendlichen und mit körperlich behinderten Menschen zusammen. GEPA pictures Gleichzeitig schrieb er Auftragslieder und wirkte etwa 2016 im Video zum Song "Let's Get Naked" des Wiener Projekts "Bubblegum Pink" mit (produziert von Puppengold Records), wobei er den Fitness-Coach von LOUIE AUSTEN (!) spielt, der er angeblich im echten Leben auch war bzw. ist. Auch als Model war Sampson aktiv - nach eigenen Angaben aber nicht besonders gut. Im Musikgeschäft arbeitete er in den vergangenen Jahren vor allem hinter den Kulissen: "Ich habe und hatte nie einen unglaublichen Geltungsdrang. Ich muss nicht beweisen, dass ich der Hero bin. Der kreative Prozess ist das, was mich am meisten am Musikmachen erfreut." ORF Sein musikalisches Urteil über den ESC: "Eine steil nach oben zeigende Aktie. Man ist auf Augenhöhe mit der zeitgenössischen Musik und der Chartstruktur. Das hat sich nur bei manchen Ländern noch nicht rumgesprochen." Im Bild: Sampson am 8. März 2018 bei der Präsentation des ESC-Liedes 'Nobody but you' im ORF-Zentrum in Wien. APA/HERBERT NEUBAUER Der Eurovision Song Contest (ESC) war bekanntermaßen kein Neuland für ihn: Sampson war am Produzentenkollektiv Symphonics International beteiligt. Das zeichnete unter anderem für den Beitrag "Beautiful Mess" von Bulgariens Kandidat Kristian Kostov (2017) verantwortlich. Auch zuvor stand er bereits für Bulgarien als Backgroundsänger auf der Bühne (Bild). Man glaubte ihm, dass er sehr ernsthaft an die Sache heranging, Witze über den Song Contest würgte er auch schnell ab. "Ich wurde 2016 so richtig vom Eurovision-Floh gebissen und habe gemerkt, dass man da alles verwirklichen kann." APA/HERBERT NEUBAUER Sein Lied für Lissabon schrieb Sampson auch mit Symphonics International. Es gehe in den Bereich zwischen Rock und Soul. Bild: Beim Video darf's durchaus auch ein wenig Pathos sein. (c) Screenshot "Ich habe nicht als Teenie probiert, so schnell und viel als möglich zu machen, sondern ich habe den spirituellen Weg eingeschlagen. Ich habe gehofft, dass die Musik eines Tages wieder auf mich zukommt. Und deshalb stehe ich jetzt, wo ich stehe", sagte er in einem Interview. Bild: Sampson mit Eberhard Forcher - laut dem Sänger wichtigster Teil des Auswahlteams. (c) imago/K.Piles ((c) Kurt Piles / Imago / Wien) Er spricht viel von der Kameradschaft zwischen Sängerinnen und Sängern beim ESC. Vielleicht tritt er ja wieder an. ORF Israel siegte beim Song Contest; mit Sängerin Netta Barzilais, einer stämmigen Frau, stimmstark und durchaus witzig. (c) Screenshot Video Sänger, Model, Sozialarbeiter: Österreichs Kandidat für den ESC Portugal ereilte ein ähnliches Schicksal wie Österreich beim Heim-ESC 2015: Der diesjährige Gastgeber landete am Ende des Klassements.
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(Red./APA)
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