US-Botschaft in Jerusalem eröffnet: Dutzende Tote und Hunderte Verletzte bei Protesten in Gaza

Demonstranten im Gazastreifen
Demonstranten im GazastreifenAPA/AFP/MAHMUD HAMS
  • Drucken

"Wir haben das Offensichtliche nicht anerkannt", meint US-Präsident Trump zur Verlegung der US-Botschaft nach Jerusalem. In Palästina kommt es bei Protesten zu blutiger Gewalt: mehr als 50 Menschen sterben, mehr als 2400 werden verletzt.

Die USA haben am Montag die Verlegung ihrer Botschaft von Tel Aviv nach Jerusalem mit einer offiziellen Eröffnung besiegelt. "Vor 70 Jahren hat David Ben Gurion die Unabhängigkeit (des Staates Israel) erklärt", sagte US-Botschafter David Friedman. "70 Jahre später gehen die Vereinigten Staaten endlich den nächsten Schritt." Dieser historische Moment sei "dem Mut einer Person" zu verdanken: US-Präsident Donald Trump.

So sah das auch Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu. Er nannte den Umzug einen Schritt zum Frieden. In der mit US-Flaggen geschmückten Stadt hieß es auf Plakaten: "Trump make Israel great again!"

Zu der Eröffnung waren rund 800 Gäste erwartet worden. Auch US-Finanzminister Steven Mnuchin, Präsidententochter Ivanka Trump sowie ihr Mann und Trump-Berater Jared Kushner waren eingeladen. Trump selbst meldete sich per Videobotschaft zu Wort: "Israel ist eine souveräne Nation mit dem Recht, seine Hauptstadt selbst zu bestimmen", sagte Trump. "Wir haben in der Vergangenheit das Offensichtliche nicht anerkannt."

APA/AFP/MENAHEM KAHANA

Al-Kaida ruft zum Heiligen Krieg auf

Die Feiern erfolgten am 70. Gründungstag des Staates Israel, den die Palästinenser als "Tag der Katastrophe" bezeichnen. In den Palästinensergebieten kam es zu massiven Protesten. Über 50 Palästinenser wurden nach Angaben des Gesundheitsministeriums im Gazastreifen bei Konfrontationen mit israelischen Soldaten an der Grenze zu Israel erschossen. Rund 2400 Menschen seien verletzt worden, darunter Hunderte durch Schüsse.

Es ist der Tag mit den meisten Todesopfern seit dem Gaza-Krieg 2014. Der palästinensische Gesundheitsminister Jawad Awad in Ramallah warf Israel ein "Massaker an unbewaffneten Demonstranten" vor. Russland zeigte sich besorgt angesichts der Verlegung der US-Botschaft. Die Türkei sprach von einem Massaker. Die deutsche Regierung mahnte zur Mäßigung. Al-Kaida rief zum Heiligen Krieg auf.

Bis zu eine Million Menschen waren im Gazastreifen an der Grenze zu Israel zu Protesten erwartet worden. Nach Angaben der Armee beteiligten sich zunächst mehr als 35.000 Menschen an zwölf verschiedenen Orten an den Protesten am Grenzzaun. Palästinenser hätten Brandbomben und explosive Gegenstände auf Soldaten geworfen, hieß es in einer Stellungnahme. Sie würden Reifen verbrennen und versuchen mit brennenden Gegenständen Feuer in Israel zu entzünden.

Auch in Ramallah im Westjordanland nahmen rund 5000 Palästinenser an einem Protestmarsch teil. Sie trugen palästinensische und schwarze Flaggen sowie Schlüssel. Damit wiesen sie auf ihre Forderung nach einer Rückkehr in die Gebiete hin, aus denen 1948 im Zuge der israelischen Staatsgründung Hunderttausende Palästinenser flohen oder vertrieben wurden.

--> Israel, eine Nation von Immigranten aus aller Welt [premium]

Israel fliegt Angriffe auf Hamas

Die israelische Luftwaffe flog zugleich Angriffe auf die im Gazastreifen herrschende radikalislamische Hamas. Der Angriff habe sich gegen "fünf terroristische Ziele" in einem militärischen Ausbildungslager der Hamas im Norden des Gazastreifens gerichtet, erklärte die Armee am Montag.

(APA)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Außenpolitik

Internationale Kritik an israelischem Vorgehen gegen Demonstranten

Bei Zusammenstößen zwischen Palästinensern und der israelischen Armee an der Grenze des Gazastreifens waren am Montag 60 Palästinenser getötet und mehr als 2700 verletzt worden.
Außenpolitik

Gaza Proteste: Erdogan lädt zu OIC-Sondergipfel

Der türkische Staatspräsident kündigte in London ein außerordentliche Treffen der Organisation für Islamische Kooperation (OIC) am Freitag in Istanbul an.
Leitartikel

Gefangen in einer Dauerschleife sinnloser Gewalt

Die palästinensische Bevölkerung wird zum Spielball von immer mehr Akteuren – von Israel über die Hamas bis Ankara und Teheran.
Bundeskanzlerin Angela Merkel und Israels Ministerpräsident Benjamin Netanyahu.
Außenpolitik

Merkel und Macron telefonierten nach Gaza-Protesten mit Netanyahu

Die deutsche Kanzlerin äußerte ihre "Sorge über die Eskalation der Gewalt", der französische Staatschef betonte das Recht auf friedliche Demonstrationen.
Der türkische Präsident, Recep Tayyip Erdoğan, macht mit scharfen rhetorischen Attacken gegen den „Terrorstaat“ Israel.
Analyse

Türkei, Iran und Katar führen die Front gegen Israel an

Der türkische Präsident, Erdoğan, gibt den Schutzherrn der Palästinenser. Das nützt ihm im Wahlkampf.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.