Die SPÖ sucht das moderne Proletariat

APA/BARBARA GINDL
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Alt-Landeshauptmann Franz Voves hat der SPÖ ein Zielgruppenproblem attestiert und damit einen Nerv getroffen: Welche Klientel will die Partei anno 2018 eigentlich (noch) vertreten?

Wien. Nein, als Kritik an Christian Kern will man die Aussagen von Franz Voves in der Bundes-SPÖ nicht verstanden wissen. Der Parteivorsitzende sei nicht mitgemeint gewesen, als der steirische Alt-Landeshauptmann die SPÖ am Wochenende zu einer reformfaulen „Wohlfühlpartei“ für Funktionäre erklärt und schleunigst Reformen – auch personelle – eingefordert hat.

Max Lercher, Bundesgeschäftsführer seit Dezember und davor Landesparteisekretär der steirischen SPÖ, meint zu wissen, wen sein vormaliger Chef gemeint hat: In den Jahren der Macht habe sich bei manchen Sozialdemokraten – Namen nenne er keine – ein gewisser Opportunismus eingeschlichen. „Es ist nichts dagegen einzuwenden, dass sich die Menschen bei uns wohlfühlen, aber wir müssen an unserer Glaubwürdigkeit arbeiten.“ Deshalb möchte Lercher die Idealisten in der SPÖ stärken: „Von den Opportunisten werden wir uns auf dem Weg zurück an die Spitze trennen müssen.“

Allerdings beschäftigen die SPÖ – von der Wiener Landespartei einmal abgesehen – derzeit weniger personelle als strategische Fragen, aus denen sich im Herbst dann das neue Parteiprogramm ableiten soll.

Spätestens seit dem Verlust des Kanzleramtes befindet sich die SPÖ in einer latenten Identitätskrise. Auch hier hat Voves einen empfindlichen Nerv in der Partei getroffen: Die SPÖ müsse ihre Zielgruppe überdenken und neue Wählergruppen erschließen.

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