Tesla versucht Umbau inmitten von Pleiten, Pech & Pannen

Tesla-Chef Elon Musk verordnet seinem Unternehmen eine Reorganisation
Tesla-Chef Elon Musk verordnet seinem Unternehmen eine Reorganisation(c) AFP (BRENDAN SMIALOWSKI)
  • Drucken

Tesla-Chef Elon Musk verordnet seinem Unternehmen eine Reorganisation. Dazu zählt vor allem eine flachere Hierarchie, um die Kommunikation zu verbessern.

Mitten in den Problemen um verfehlte Produktionsziele, der Abwanderung von Führungskräften und tödlichen Unfällen mit Elektroautos plant Tesla eine Umstrukturierung. Der umtriebige Unternehmenschef Elon Musk kündigte in einer am Montag bekanntgewordenen Mail an Mitarbeiter eine "gründliche Reorganisation" an. Er wolle in diesem Zusammenhang flachere Hierarchien im Management schaffen und so die Kommunikation verbessern, Funktionen zusammenfassen und andere Aktivitäten beschneiden. Was das genau für die Führung des Unternehmens aus dem Silicon Valley bedeutet, verriet Musk nicht. Analysten werten das Vorhaben auch als Ausdruck zunehmender Verunsicherung. "Es läuft vieles unrund bei denen", sagte Jürgen Pieper vom Bankhaus Metzler.

Der Elektroauto-Pionier ist nach Jahren des Wachstums und Erfolgs in schwierigeres Fahrwasser gekommen. In der Branche werden die Produktionsziele mit Skepsis gesehen, außerdem gibt es immer wieder Unfälle mit Tesla-Autos, die Zweifel an der Sicherheit des eingebauten Autopiloten aufkommen ließen. Auch bei den Batterien kommt es hin und wieder zu Problemen: In der Schweiz war vergangene Woche der Fahrer eines Wagens ums Leben gekommen, weil sich die Akkus nach einer schweren Kollision entzündet hatten.

Auf Investoren wirkt Unternehmenschef Elon Musk angesichts der schlechten Nachrichten dünnhäutig. In einer Telefonkonferenz zu den Quartalszahlen hatte der Tesla-Chef Fragen zum Finanzbedarf des notorisch defizitären Unternehmens abgebügelt und damit die Aktien von Tesla auf Talfahrt geschickt. Analysten nehmen ihm den Ton heute noch übel: "Der völlig verunglückte Call zeigt auch, dass ihm die Souveränität im Moment abgeht", sagt Autoexperte Pieper. Am Montag ging die Tesla-Aktie mit minus drei Prozent aus dem Handel.

"Einfach mal etwsa Ruhe"

Sein Kollege Frank Schwope von der NordLB glaubt, dass Musk durch die angekündigte Neuorganisation von Problemen ablenken wolle. Ihm seien die angekündigten Maßnahmen zu unkonkret. Die Schwierigkeiten, in denen Tesla stecke, seien vermutlich viel größer. Darauf deuteten auch Umbesetzungen von Führungspositionen und die Abwanderung von Managern hin. In der vergangenen Woche war bekannt geworden, dass Produktionschef Doug Field eine Auszeiten nimmt. Mit Matthew Schwall verliert Tesla außerdem einen wichtigen Mann an die Google-Schwester Waymo.

Analyst Pieper bringt die Fluktuation auch mit dem Führungsstil bei Tesla in Zusammenhang. Musk erwecke den Eindruck, als müsse er 24 Stunden aktiv und immer auf der Suche nach etwas Neuem sein. "Dem Unternehmen würde einfach mal etwas Ruhe gut tun."

Analyst Schwope sieht das ähnlich: "Es ist riskant, eine grundlegende Neustrukturierung in einem Moment vorzunehmen, wenn Tesla die Produktion des Model 3 hochfährt." Musk hat sich vorgenommen, die Produktion des wichtigen Fahrzeugmodells bis zur Jahresmitte auf 5000 Stück in der Woche zu steigern. Dadurch will Tesla den Aufstieg von einem Nischenanbieter zu einem Massenhersteller von Elektroautos schaffen. Ende März rollten erst etwas mehr als 2000 Fahrzeuge von den Produktionsbändern, womit sich Tesla zwar steigerte, das selbst gesteckte Ziel von 2500 Wagen aber verfehlte.

(Reuters)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Warren Buffett, der drittreichste Mann der Welt, hat 1988 in Coca-Cola investiert. Seine Holding Berkshire Hathaway hält fast zehn Prozent der Anteile des Getränkekonzerns.
Unternehmen

Warum man noch auf Warren Buffett hört

Der drittreichste Mann der Welt liefert sich dieser Tage ein verbales Scharmützel mit Tesla-Gründer Elon Musk. Unterschiedlicher können Investmentstile kaum sein. Überholt ist Buffets Konzept aber noch längst nicht.
A TESLA Model 3 is shown at the Los Angeles Auto Show
Unternehmen

Tesla-Produktionschef nimmt Auszeit

Die Produktionszahlen für das Model 3 hinken hinter den Vorgaben her. Nun will Produktionschef Fields "Kraft tanken". Eine Entmachtung durch Tesla-Chef Elon Musk wird vom Unternehmen dementiert.
Motor

US-Behörde untersucht weiteren tödlichen Unfall mit Tesla-Auto

Die Batterie des Elektroautos soll Feuer gefangen haben, nachdem das Auto gegen eine Wand gefahren ist.
Sound of Silence: Skeptischer Blick des Vollgas-Maestro Walter Röhrl, 71, auf die Studie des 2019 kommenden, rein elektrischen Porsche Mission E.
premium

Muss ein richtiger Sportwagen laut sein?

Stromer gegen Benzinbrüder: Um die Zukunft des Sportwagens ist ein Kulturkampf ausgebrochen. Wie viel Faszination bleibt übrig, wenn der Klang durch E-Antrieb wegfällt?
Archivbild: Ein Model S in der Tesla-Fabrik in Fremont
Unternehmen

22.000 Dollar Verlust pro Auto: Tesla verliert an der Börse Milliarden

Tesla schreibt hohe Verluste und zehrt von seinem Kultstatus als Elektroautopionier. Während die Skepsis der Anleger wächst, rücken die deutschen Traditionshersteller Audi, Daimler oder BMW dem visionären Unternehmen aus Kalifornien auf den Pelz.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.