Nicht nur einmal verwendete der Filmemacher das Wort "Motherfucker" für den Präsidenten. Sein neuer Film zeigt Trump-Imitator Alec Baldwin im Prolog - als Hassprediger.
Mit einer Brandrede gegen US-Präsident Donald Trump hat sich Filmemacher Spike Lee am Dienstag bei den Filmfestspielen in Cannes zu Wort gemeldet. Dort hatte der 61-Jährige im Wettbewerb die Premiere seines neuen Werks "Blackkklansman" gefeiert. Er werde den verdammten Namen des Typen im Weißen Haus nicht nennen, so Lee - der fortan nur von "Motherfucker", sinngemäß also dem "Arschloch" sprach. Auf die Reaktion Trumps darf man gespannt sein.
Spike Lees Kritik: Nach den Unruhen inklusive einem Todesopfer im Zuge der rechtsextremen Aufmärsche in Charlottesville 2017 habe Trump vollkommen versagt, prangerte Lee in einer Pressekonferenz an: "Dieses Arschloch hatte die Chancen zu sagen: Es geht um Liebe und nicht Hass. Dieses Arschloch hat aber nicht den Klan und die Rechte angeprangert. Er hätte der Welt sagen können: Wir sind besser als das." All das habe Trump jedoch verabsäumt: "Und dieses Arschloch hat den Code zu den Atomraketen!"
Neuer Film zum Ku-Klux-Klan mit aktuellem Prolog
Insofern verstehe er seinen neuen Film, der sich um den wahren Fall eines schwarzen Polizisten dreht, der den Ku-Klux-Klan infiltriert, und in Cannes bereits als ein Favorit für die Preisverleihung am Samstag gehandelt wird, als immens politisch: "Dieser Film ist für mich ein Weckruf." Die eigentliche Filmhandlung ist gerahmt von einem Prolog, in dem Trump-Imitator Alec Baldwin einen Hassprediger darstellt und Nachrichtenausschnitten aus Charlottesville, inklusive der Szene, in welcher ein rechter Aktivist mit seinem Wagen in eine Menge an Gegendemonstranten rast und dabei die 32-jährige Heather Heyer tötet. Er habe dafür Heathers Mutter um Erlaubnis gebeten, und diese bekommen. "Ich kümmere mich deshalb nicht darum, was die Kritiker sagen - wir stehen auf der richtigen Seite der Geschichte mit diesem Film", zeigte sich Lee zuversichtlich.
Er erinnerte an die Trump-Äußerung aus dem Wahlkampf, er könne jemanden auf der Fifth Avenue erschießen und würde trotzdem gewählt werden. "Und das ist eines der wenigen Dinge, wo er Recht hat." Entsprechend pessimistisch sehe er den Zwischenwahlen im Herbst entgegen.
Es bleibe eine ewige Wahrheit: "Die Vereinigten Staaten sind auf dem Genozid an den Ureinwohnern und der Sklaverei aufgebaut." Dennoch betreffe der aktuelle Rechtsschwung und der Aufstieg der Populisten nicht nur die USA, sondern viele Länder weltweit: "Wir müssen aufwachen, wir können nicht still sein. Da geht es nicht um Weiß oder Schwarz, sondern um jeden von uns."
(APA)