Arnold Schwarzenegger kritisierte in Wien die „Opferrolle“ beim Thema Klimaschutz.
Wien. Alles, was Rang und Namen hat, war am Dienstag zum zweiten „Austrian World Summit“ in die Wiener Hofburg gekommen. Neben heimischem Polit-Establishment auch UN-Generalsekretär António Guterres. Und alle mussten sich dann gleich eine Standpauke von Arnold Schwarzenegger in Sachen Klimaschutz anhören: „Ihr könnt euch nicht verstecken, wir sind die Gewinner“, so der gebürtige Steirer an die rund 1200 Gäste: Zu oft würde man sich in die Opferrolle begeben und so tun, als ob man den Kampf gegen die fossilen Energien verlieren würde. Es brauche mehr Optimismus und Aktivität, denn es müsse ein riesiges Gewicht gestemmt werden.
Schwarzeneggers Initiative R20 veranstaltet den Gipfel. Und er leitete ihn mit dem Hinweis ein, dass einer Studie der Weltgesundheitsorganisation WHO zufolge mehr als 90 Prozent der Menschen verschmutzter Luft ausgesetzt sind und rund sieben Millionen Menschen an den Folgen davon jährlich sterben. „Das sind mehr Tote als durch Aids, als durch Tuberkulose“, sagte der 70-Jährige.
Rückendeckung aus Frankreich
Vor ihm betonte Bundeskanzler Sebastian Kurz, der zwischenzeitlich von Aktivisten gegen die dritte Piste am Wiener Flughafen behindert wurde, dass Wirtschaft und Klimaschutz kein Widerspruch seien. Die Frage sei nicht „Wachstum oder Nachhaltigkeit“, sondern ein nachhaltiges Wachstum sei gefragt. „Wir brauchen einen CO2-Mindestpreis im Emissionshandel“, forderte Kurz. Zu UN-Generalsekretär Guterres meinte er dann: „Und wir brauchen auch die USA“, die wieder Teil des Pariser Klimaabkommens werden sollten.
Beim CO2-Mindestpreis bekamen Kurz und Umweltministerin Elisabeth Köstinger Rückendeckung von der französischen Staatssekretärin Brune Poirson, das Vorhaben im Rahmen der österreichischen EU-Präsidentschaft anzugehen. „Wir sind nie ehrgeizig genug“, sagte Poirson und plädierte für einen „ambitionierten“ Preis von 25 bis 30 Euro pro Tonne CO2. Frankreich, dessen Energiemix zu 75 Prozent aus Atomkraft besteht, wolle dank erneuerbarer Quellen den Anteil auf 50 Prozent reduzieren. Auch Köstinger will den Schwerpunkt insbesondere auf die Stromerzeugung legen. Bis 2030 soll der Anteil der Erneuerbaren in diesem Bereich von 70 auf 100 Prozent gesteigert werden, wie es in der im April vorgestellten Energiestrategie heißt.
Guterres: „Das größte Problem“
Was in Sachen Klima auf dem Spiel steht, erklärte schließlich António Guterres: „Jeden Tag sehe ich die Probleme der Welt, aber keines ist so groß wie der Klimawandel.“ Hier zu scheitern, würde auch alle anderen Ziele, mit denen die UN-Staaten die Lebensumstände der Bevölkerung bis 2030 verbessern wollen, obsolet machen, sagte er. Daher brauche es Führungsqualitäten und Innovationskraft wie etwa im Bereich Grüner Energie, die nicht nur aus klimatischen Überlegungen, sondern auch wirtschaftlich Sinn mache.
Schon am Vorabend des Summit hat die Verhaltensforscherin Jane Goodall, die seit Jahrzehnten als Umweltschützerin durch die Welt reist, vor tausend Zuhörern in Wien für ihren gesamtheitlichen Ansatz geworben – mit optimistischem Ausblick. Die Widerstandsfähigkeit der Natur mache Hoffnung für den Planeten, so Goodall. Dazu kämen neue Technologien, soziale Medien, „der unbezähmbare menschliche Wille“ und die Jugend. In ihrem „Roots and Shoots“-Programm sind in mehr als 100 Ländern Kinder und Jugendliche in 150.000 Umweltschutzgruppen aktiv. (ag./est/tes)
("Die Presse", Print-Ausgabe, 16.05.2018)