Eigentor: USA mussten Sanktionen gegen Aluriesen Rusal lockern

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Das US-Finanzministerium verhängte Sanktionen gegen den Aluminiumkonzern Rusal, die die härtesten sein sollten, die je gegen einen russischen Oligarchen ausgesprochen wurden. Doch ging der Schuss eher nach hinten los.

Die US-Regierung musste ihre Sanktionen gegen den Aluminiumkonzern Rusal, der vom russischen Oligarchen Oleg Deripaska kontrolliert wird, rasch wieder lockern. Es drohten Jobverluste in einigen europäischen Ländern aber auch deutlich höhere Aluminiumpreise, die die Produktion in den USA trafen.

Am 6. April verhängte das US-Finanzministerium Sanktionen gegen Rusal, die die härtesten sein sollten, die je gegen einen russischen Oligarchen ausgesprochen wurden. Aber schon nach 17 Tagen wurden sie wieder verwässert. Statt das Unternehmen von allen internationalen Märkten auszuschließen, denkt man nun darüber nach, die Sanktionen ganz aufzuheben.

Ursache waren die Wellen, die nach der Verkündung der Sanktionen durch die Lieferketten gingen. Europäische Länder wie Deutschland, Frankreich oder Irland lobbyierten heftig gegen die Maßnahme, schreibt Reuters unter Berufung auf "über ein Dutzend" Quellen aus der EU, den USA und großen Industriebetrieben. Auch die Multis Rio Tinto und Boeing hätten das US-Finanzministerium bestürmt, die Sanktionen zu lockern. Alle machten geltend, dass die Einschränkungen für den größten Aluminiumkonzern außerhalb Chinas weltweit Abnehmer aus Branchen von Kfz und Flugzeugen bis zu Dosenproduzenten treffen würde.

Ursprünglich hatten die Kunden von Rusal nur 30 Tage Zeit, ihre Geschäfte mit Rusal zu kappen. Personen und Firmen, die der Anweisung nicht folgen, sollten aus dem Finanzsystem ausgeschlossen werden, zugleich sollten alle Zahlungen an Rusal konfisziert werden. Das führte unmittelbar zu einem Anstieg des Aluminiumpreises um 15 Prozent.

Rusal stoppte die Lieferungen von Roh-Aluminium an die Aluschmelze von Rio Tinto in Dunkirk (Frankreich), der größten europäischen Aluminiumproduktion, weil das Unternehmen fürchtete, dass Zahlungen für seine Lieferung konfisziert werden könnten. Auch die Lieferungen an Trimet Aluminium für Aluschmelzen in Frankeich und Deutschland wurden gestoppt. In Irland und Frankreich drohte der Verlust hunderter Jobs.

In den USA machten sich Boeing und Autofirmen gegen die Sanktionen stark. Dabei ging es auch um Engpässe bei der Lieferungen von Palladium. Rusal erzeugt zwar kein Palladium, versorgt aber Norilsk Nickel, den weltgrößten Palladium-Erzeuger, mit Natron. Die USA importieren 680.000 metrische Tonnen an russischem Rohaluminium, das sind 12 Prozent der Nachfrage.

In Folge hat die US-Verwaltung am 23. April den Rusal-Kunden sechs Monate statt 30 Tagen Zeit gegeben, ihre Geschäftsbeziehungen mit Rusal zu beenden und hat angedeutet, die Sanktionen gegen Rusal könnten ganz ausgesetzt werden, falls Deripaska auf die Kontrolle des Unternehmens verzichtet. Die Aluminiumpreise fielen sofort danach um zehn Prozent, liegen aber noch höher als bei der Verhängung der Sanktionen. Am 27. April verkündete Deripaska, er wolle seine Unternehmensanteile reduzieren.

(Reuters)

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