Atletico Madrid gewinnt Europa League

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TOPSHOT-FBL-EUR-C3-MARSEILLE-ATLETICO-FINALAPA/AFP/PHILIPPE DESMAZES
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Atletico Madrid hat zum dritten Mal nach 2010 und 2012 die Europa League gewonnen. Die Spanier setzten sich im Finale im Parc Olympique Lyonnais gegen Olympique Marseille mit 3:0 durch. Superstar Antoine Griezmann erzielte zwei Treffer.

Die Rollen vor diesem Endspiel waren klar verteilt, kaum ein Experte sah die Madrilenen nicht deutlich im Vorteil. Das lag mitunter an der Erfahrung. Atletico rückte mit sechs Spielern an, die 2012 unter Diego Simeone die Europa League gewinnen konnten. Für Marseille sprachen zwei Dinge: Der Heimvorteil – das Gros der 57.000 Zuschauer in Lyon unterstützte OM – und die Tatsache, in diesem Finale als krasser Außenseiter befreit aufspielen zu können. Und zu Beginn tat Marseille genau das. Nach einem fabelhaften Zuspiel von Payet hatte Germain die Führung auf dem Fuß, vor dem Tor aber versagte der Stürmer. Kurz darauf versuchte sich Ramy aus der Distanz (6.), der Salzburg-Bezwinger hatte sich schleunigst Respekt verschafft.

Vom großen Favoriten Atletico war in der Anfangsphase praktisch nichts zu sehen, es brauchte schon einen fatalen Fehler der Franzosen, um Zugriff auf dieses Spiel zu bekommen. Nach einem Zuspiel von Goalie Mandanda sprang Anguissa der Ball meterweit weg, Griezmann hatte Sekunden später nur Mandanda vor sich – 1:0 (21.).

Die Abschiedsgala des Verschmähten

Für den 27-jährigen Griezmann war dieses Spiel aus vielerlei Hinsicht besonders. Der Edeltechniker ist im nur 45 Minuten von Lyon entfernten Mâcon aufgewachsen, bei einem Klub aus seinem Heimatland hat er brisanterweise nie gespielt. Sein Vater sprach einst bei etlichen Vereinen vor, doch es hagelte Absagen: Von Lyon genauso wie von Auxerre, Metz, Montpellier oder Saint-Étienne. Die technischen Fähigkeiten des Juniors wurden zwar überall erkannt, doch galt er in seiner Jugend als zu klein und schmächtig. Erst ein Scout von Real Sociedad erkannte im damals 14-Jährigen bei einem Nachwuchsturnier großes Potenzial, Griezmann blieb bis 2014 in San Sebastian. Seitdem begeistert er Atletico, im Sommer aber dürften sich die Wege nach vier Jahren doch trennen.

Das Werben des FC Barcelona wurde zuletzt immer intensiver, die Katalanen scheinen gewillt, die festgeschriebene Ablösesumme von 100 Millionen Euro zu bezahlen. Griezmann wünscht sich noch vor der WM in Russland (ab 14. Juni) Klarheit, das Europa-League-Finale dürfte aller Voraussicht nach sein vorletztes Spiel für die Rojiblancos gewesen sein. Am Sonntag steht die letzte Runde in der Primera Division (Heimspiel gegen Eibar) an.

Griezmanns 1:0 hatte seine Wirkung nicht verfehlt. Marseille war geschockt, und als Kapitän Payet nach einer halben Stunde unter Tränen verletzungsbedingt den Rasen verließ, schien dieses Spiel seinen unaufhaltsamen Lauf zu nehmen. Atletico kontrollierte nun Ball und Gegner, OM brachte offensiv lange Zeit praktisch nichts mehr zustande.
Der zweite Treffer von Griezmann an diesem Abend kurz nach Wiederanpfiff (49.) ließ die leidenschaftlichen Fans der Franzosen im Stadion schlagartig verstummen, Marseille wartete zwischen der 24. und der 81. Minute (Stangenkopfball von Mitroglou) verzweifelt auf einen Torschuss. Gabi besorgte im Konter das 3:0 (89.).

Während Olympique weiter auf den ersten internationalen Titel seit 1993 (Champions League) warten muss, jubelt Atletico über den dritten Europa-League-Triumph seit 2010. Gewinnt Real Madrid am 26. Mai gegen Liverpool die Champions League, würden beide großen europäischen Vereinstitel nach Madrid wandern.

("Die Presse", Printausgabe 17.05.2018)

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