„Parsifal“, kein Regisseurstheater

Makabre Rituale in der sterilen Grals-Küche: Richard Jones’ „Parsifal“-Inszenierung.
Makabre Rituale in der sterilen Grals-Küche: Richard Jones’ „Parsifal“-Inszenierung.Emilie Brouchon
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Nach Überwindung technischer Probleme feierte Paris doch seine Wagner-Premiere. Philippe Jordan dirigierte ein Ensemble mit starker österreichischer Beteiligung.

Zwei Wochen lang musste Paris auf den neuen „Parsifal“ warten. Wegen eines Kabelbruchs wurde die Premiere immer wieder verschoben. Nun doch Begeisterung für die Inszenierung von Richard Jones, für Maestro Philippe Jordan und die Besetzung, die auch aus österreichischer Sicht erfreulich genannt werden darf – steht doch, geführt vom künftigen Wiener Musikdirektor, ein kompaktes „Österreicher-Paket“ auf der Bühne: Andreas Schager in der Titelpartie, Günther Groissböck, der sein Rollendebüt als Gurnemanz feierte, und als einer der Gralsknappen der aufstrebende Tenor Franz Gürtelschmied . . .

Richard Jones' Atout ist seine Fantasie: Die Welten des „Bühnenweihefestspiels“, die er zeigt, sind unterschiedlicher kaum vorstellbar. Hier die Gralsritter, Mitglieder einer totalitär regierten Sekte, dogmatisch gefangen in makaber-ritueller Reliquien-Anbetung in einer hoch technisierten Küche. Dort, skurril lustbetonte Dekadenz auf dem Spielplatz eines verrückten Genetikers: Klingsor züchtet seine Blumenmädchen zur pornografischen Verwendung wie Maiskolben. Abstoßend, weil in den vom britischen Bühnenbildner Ultz gestalteten Dekors und Kostümen grell überzeichnet, wirken beide Welten, was wohl Wagners Intentionen spiegelt: Regie-, aber kein Regisseurstheater.


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