TV-Notiz Gnädig nickend saß Norbert Steger gestern beim Interview in der ZIB2 Nadja Bernhard gegenüber - und gewährte pädagogische Einblicke.
Ob sich ORF-Moderatorin Nadja Bernhard vor dem gestrigen Interview mit Norbert Steger wohl Gedanken über ihren Blick machte? Es war sicherlich nicht angenehm für sie, den neuen Vorsitzenden des ORF-Stiftungsrats zu befragen. Dieser war bisher nicht nur mit heftiger Kritik am ORF allgemein vorgeprescht, sondern hatte auch einzelne Journalisten angegriffen, wenn ihm etwas missfiel. Erst gestern philosophierte er über die fehlende Freundlichkeit im Blick von Armin Wolf, wenn diesem ein FPÖler gegenübersitzt - und bemerkte wohlwollend, dass der Moderator jetzt aber "überhaupt nicht mehr bös' schaut", die Kritik hätte also durchaus gefruchtet.
Dass Steger Lob und Tadel als seinen Auftrag für den ORF begreift, sagte er klar - und sah wohl auch die Interviewsituation mit Nadja Bernhard mehr als Prüfung für sie denn für sich. Allerdings musste er sich durchaus Kritik gefallen lassen: Es sei doch seine Aufgabe, den ORF zu verteidigen und nicht anzugreifen, sagte Bernhard. Würde ihm seine öffentliche Kritik nun also leid tun? "Ich glaube, die wichtigste Verteidigung ist, dass ich auf den öffentlich-rechtlichen Auftrag aufmerksam mache, ihn einmahne und manchmal auch den Herrn Generaldirektor darauf aufmerksam mache, dass es seine Aufgabe ist, das sicherzustellen", antwortete Steger.
Bernhard zeigte wenig Ambitionen, sich als Schülerin abkanzeln zu lassen: "Sie sind als Stiftungsrat laut Gesetz der Unabhängigkeit verpflichtet. Sie waren Vizekanzler und sagen selbst, dass Sie für eine Regierungspartei ein neues ORF-Gesetz schreiben. Sind Sie wirklich geeignet, für die Unabhängigkeit des ORF zu garantieren?" Steger ließ sich darauf kaum ein, bekräftigte aber: "Das neue Gesetz wird es geben."
Auch die Frage, ob es "eines Stiftungsrats würdig" sei, von einem "linken Endkampf" im ORF zu sprechen, beantwortete der 74-Jährige nicht wirklich: "Erstens ist alles würdig, sonst würde ich es nicht sagen." Und zweitens müsse sich der ORF überlegen, wie er die Akzeptanz beim Zuseher sichern könne. Das ginge nur, wenn jeder Journalist den Auftrag erfüllen würde. Sonst würde der ORF "keine Akzeptanz haben, das Geld zu bekommen, das er braucht".
Wenig Zuckerbrot, viel Peitsche: Sein Erziehungskonzept hat Steger am Donnerstag also noch einmal klar gestellt. Was sich erneut bewiesen hat: Es ist heikel, wenn der ORF über Interna berichtet. Noch heikler, wenn ein Interview dazu gemacht wird. Das alles toppt aber ein Gespräch mit Norbert Steger.
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