Wenn die Heimat fremdelt

Mit 30 sucht Vroni die Spur jenes Mannes, „dem sie dem Aussehen nach ähnelte“. Enttäuschungen ist da nicht leicht auszuweichen. Sabine Scholl zeichnet in ihrem Roman „Das Gesetz des Dschungels“ eine komplexe Familiengeschichte quer über die Welt.

Sabine Scholl untersucht in ihren Romanen immer wieder das gesellschaftliche Konzept von Familie und die für Frauen darin vorgesehenen Rollen. Im jüngsten, „Das Gesetz des Dschungels“, verknüpft sie damit das Problem der Beheimatung im Zeichen der – historisch weiter gefassten – Mobilitätsprozesse.

Als Anfang der 1960er-Jahre zwei Freundinnen von einer oberösterreichischen Kleinstadt nach London aufbrechen, war das Erasmus-Programm noch nicht erfunden, aber für Abenteuerlustige aus sozial nicht begüterten Familien gab es die Option, sich als Au-pair-Mädchen den Aufenthalt zu finanzieren. Und Zuwanderung als Folge des Kolonialismus, dem ersten großen kapitalistischen Globalisierungsprojekt, war in Städten wie London schon damals Alltag. So verlieben sich die beiden jungen Frauen in zwei Freunde aus Sri Lanka, damals Ceylon. Für eine wird daraus eine multikulturelle Lebensbeziehung, Karin aber kehrt allein und schwanger ins Elternhaus zurück.

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