Matthä beklagt Überangebot zwischen Wien und Linz.
Wien. Geht es nach ÖBB-Chef Andreas Matthä, würde dieser Satz hier nicht stehen: Es sei eine „Phase, die für uns nicht so wahnsinnig toll ist“, sagte er am Freitag im Klub der Wirtschaftspublizisten. Gemeint sind die anstehenden Neubesetzungen. Es laufen fünf Ausschreibungen für Managementposten – die ersten unter Türkis-Blau. Der Aufsichtsrat wurde bereits im Februar ausgewechselt. Ob es wie dort zu einer Umfärbung kommt, darüber will Matthä nicht spekulieren. Am liebsten wäre ihm, dass so wenig wie möglich berichtet wird. Weil sich die Mitarbeiter dann vor allem Gedanken machen, wer ihr neuer Chef wird „und sich nicht aufs Geschäft konzentrieren“.
Nicht so toll ist für die Staatsbahn auch der Wettbewerb auf der Weststrecke. Dort konkurrieren die Bundesbahnen seit 2011 mit der privaten Westbahn. Zwischen Wien und Linz fahren zu Spitzenzeiten bis zu sieben Züge pro Stunde. Das führe zu Auslastungsproblemen. Ob sich die ÖBB auf der heiß umkämpften Strecke zurücknehmen werden? „Kampflos gebe ich auch nicht auf“, so Matthä. Aber man müsse sich schon fragen, ob es das braucht. Schmerzt ihn das? „Das ist so im Wettbewerb.“
Wettbewerb gibt es auch im Güterverkehr. „Uns bedrückt, dass die Straße stärker wächst als die Schiene.“ Die Bahn müsse jeden Cent an Umsatz auf dem Markt erkämpfen. Es helfe der steigende Ölpreis. Was nicht helfe, sei der relativ günstige Diesel. Zudem sei die Abgabe auf Bahnstrom in Österreich mit 15 Euro pro Megawattstunde zu hoch. Im EU-Schnitt seien es vier Euro. (bin)
("Die Presse", Print-Ausgabe, 19.05.2018)