Computermesse CeBIT startet in ein schwieriges neues Jahr

Computermesse CeBIT
Computermesse CeBIT (c) REUTERS (THOMAS PETER)
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Diese Woche trifft sich in Hannover die IT-Branche zur traditionellen CeBIT. Fachmessen wie der Mobile World Congress sorgen jedoch erneut für Einbrüche bei der Anzahl der Aussteller und Besucher.

In Hannover in Deutschland öffnet am Montagabend die weltgrößte Computermesse CeBIT ihre Tore. Bundeskanzlerin Angela Merkel und der spanische Ministerpräsident Jose Luis Rodriguez Zapatero geben den Startschuss. Spanien ist in diesem Jahr das Partnerland der Messe. Mit Spannung wird der erste öffentliche Auftritt des neuen SAP-Führungsduos erwartet. Bill McDermott und Jim Hagemann Snabe lenken die Geschicke des Softwareriesen erst seit drei Wochen.

Es sind schwierige Zeiten für die CeBIT. Die weltgrößte Computermesse in Hannover, die ab Dienstag für das breite Publikum geöffnet sein wird, sucht ihre künftige Rolle in der Hightech-Welt. Zwar konnten die Veranstalter den drastischen Ausstellerschwund der vergangenen Jahre bremsen. Fachmessen haben aber an Bedeutung gewonnen. Die Mobilfunk-Industrie trifft sich Anfang Februar auf dem Mobile World Congress in Barcelona, die Unterhaltungsindustrie konzentriert sich auf die Consumer Electronics Show in Las Vegas zu Jahresbeginn und die Internationale Funkausstellung im September. Wenn die Cebit von 2. bis 6. März stattfindet, haben die meisten Hersteller ihr Jahresprogramm bereits auf anderen Messen präsentiert. Dazu beschleunigt die Wirtschaftskrise den Strukturwandel in der Hightech-Industrie.

Weniger Aussteller, weniger Besucher


Zwar haben sich die Geschäftserwartungen in der deutschen IT- Branche verbessert. Nach einem Umsatzrückgang von rund 2,5 Prozent auf 142 Milliarden Euro im vergangenen Jahr erwartet der Branchenverband BITKOM für 2010 ein minimales Umsatzplus. Die Preise für PCs und Server aber sind weiter unter Druck. Bessere Geschäfte machen Firmen, die IT-Dienstleistungen anbieten.

Heuer wird die Ausstellerzahl mit 4150 erneut sinken. Im vergangenen Jahr wurde die Messe von der Wirtschaftskrise überrollt. Die Ausstellerzahl fiel um ein Viertel auf rund 4300, bei der Ausstellungsfläche gab es ein Minus von einem Fünftel auf etwa 200.000 Quadratmeter. Die Zahl der Besucher brach um knapp 20 Prozent auf etwa 400.000 ein.

Internet soll frischen Wind bringen


Mit dem Schwerpunktthema "Connected Worlds" will die CeBIT 2010 auf einen aktuellen Trend aufspringen. Dabei soll es vor allem darum gehen, wie unterschiedliche Technologien und Branchen mit Hilfe des Internets zusammen wachsen. Spektakuläre Neuheiten aber feiern ihre Premiere nicht mehr in Hannover. Das bleibt mittlerweile den Fachmessen vorbehalten. Und ein Branchenriese wie Apple stellt seine neuen Geräte wie zuletzt den Tablet-Computer iPad auf hauseigenen Veranstaltungen vor. Scheer betont jedoch, als breite Plattform für die gesamte IT-Welt sei die CeBIT auch im weltweiten Vergleich einzigartig.

Google "Street View" als Aufreger


Die Messe betont, dass etwa 300 Aussteller zum ersten Mal in Hannover vertreten seien, darunter Schwergewichte wie der Internet-Konzern Google und der weltgrößte Online-Einzelhändler Amazon. Google buchte eine Aktionsfläche und will dort über den derzeit heftig umstrittenen Straßenbild-Dienst "Street View" informieren. Der Suchmaschinen-Spezialist will demnächst im Detail aufgenommene Straßenzüge auch deutscher Städte online zeigen.

"Diejenigen, die finden, dass dies ein Eingriff in ihre private Sphäre ist, können von ihrem Widerspruchsrecht Gebrauch machen", sagte Merkel dazu in ihrem Podcast. Das Verbraucherschutzministerium habe dafür auf seiner Internetseite einen Musterbrief vorbereitet.

Die deutsche Verbraucherschutzministerin Ilse Aigner (CSU) hatte Google in den vergangenen Wochen unter anderem wegen "Street View" wiederholt in scharfen Worten vorgeworfen, die Privatsphäre der Bürger zu verletzen. Sie forderte engere gesetzliche Grenzen für den Straßenbilder-Dienst, zum Beispiel strengere Regeln für die Verfremdung der Bilder, gegen die Widerspruch eingelegt wird.

"Es könnte die letzte Chance sein"


Bereits vor zwei Jahren hatte die Deutsche Messe AG reagiert und ihr Flaggschiff CeBIT grundlegend umgebaut. Die CeBIT wurde wieder mehr zur "Profimesse" für Fachbesucher, vor allem für den Mittelstand. Die Messekosten für die Aussteller wurden gesenkt, die Dauer der CeBIT verkürzt. Die Branche ist gespannt auf den weiteren Weg der CeBIT. "Mit der Planung einer konzeptionellen Weiterentwicklung will die CeBIT einen neuen Weg einschlagen", sagt der Deutschlandchef des Computerkonzerns Acer, Stefan Engel - und warnt zugleich: "Wir sind auf die Veränderungen sehr gespannt. Es könnte die letzte Chance sein, eine Weltmesse der IT zu bleiben."

(Ag. / Red.)

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