Teslas Ärger mit dem Model 3

Tesla-Gründer Elon Musk will Kritikern den Wind aus den Segeln nehmen.
Tesla-Gründer Elon Musk will Kritikern den Wind aus den Segeln nehmen. (c) REUTERS (Joe Skipper)
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Ein US-Verbrauchermagazin übt vernichtende Kritik, doch Tesla-Gründer Elon Musk will die Probleme beheben und eine teurere Model-3-Version anbieten. Die Aktie stieg daraufhin.

Palo Alto. Tesla-Gründer Elon Musk hat wieder Ärger. Zum einen muss er sich gegen Vorwürfe wehren, wonach er Mitarbeiter entlassen habe, weil sie sich gewerkschaftlich engagieren wollten (Musk bestreitet das). Zudem empfiehlt das einflussreiche US-Verbrauchermagazin „Consumer Reports“ potenziellen Autokäufern, das neue Model 3 von Tesla nicht zu kaufen. Der Fahrspaß sei groß, aber es gebe auch erhebliche Mängel. Der zentrale Touchscreen sei schwer zu bedienen, der Bremsweg sei zu lang.

Bei Tests habe das Tesla-Auto 46 Meter gebraucht, um bei 100 km/h zum Stehen zu kommen. Das sei länger als bei einem Pick-up-Wagen. Tesla wies diese Angaben allerdings zurück, eigene Tests hätten einen geringeren Bremsweg von 40,5 Metern ergeben.

„Geld verlieren und sterben“

Musk nahm die Kritik gelassen. Er versprach, das Problem binnen weniger Tage mit einem Update zu beheben. Nicht zuletzt deswegen lag die Tesla-Aktie am Dienstagnachmittag vorbörslich im Plus. Ein Grund waren auch Aussagen von US-Milliardär Ron Baron, der seit 2014 in Tesla investiert ist: Er meinte gegenüber CNBC, sein Geld mit Tesla-Aktien verzwanzigfachen zu können. Dass Tesla Verluste schreibt, schreckt ihn nicht. „Wenn Sie als Investor warten, bis eine Firma erfolgreich ist, dann ist es zu spät. Dann werden Sie einen hohen Preis zahlen“, sagte er.

Den Anlegern gefiel zudem die Twitter-Ankündigung Musks, eine neue hochgerüstete Premium-Version des Model 3 mit zwei Motoren herstellen zu wollen, die ab Juli verkauft werden soll. Musk gab am Wochenende zu, dass Tesla mit dem versprochenen für den Massenmarkt geeigneten Model 3 für 35.000 Dollar bei den aktuellen Produktionsmengen „Geld verlieren und sterben“ würde. Das schnellere und leistungsstärkere Model 3 hat einen Preis von 78.000 Dollar (ohne den Fahrassistenten „Autopilot“). „Etwa genauso viel wie der BMW M3“, ergänzte Musk und lieferte damit einen Hinweis auf die Zielgruppe.

Mit dem Model 3 will Tesla eigentlich den Aufstieg von einem Nischenanbieter zu einem Massenhersteller von Elektroautos schaffen. Musk will die Produktion des Fahrzeugmodells bis zur Jahresmitte auf 5000 Stück in der Woche steigern. Doch hätte dieses Fertigungstempo schon Ende 2017 erreicht sein sollen, wurde aber wiederholt verfehlt. Nach Kalkulation des Finanzdienstes Bloomberg, der anhand der Zulassungszahlen einen Model-3-Tracker eingerichtet hat, liegt die Produktion aktuell bei etwa 2900 Stück pro Woche.

Der Tech-Milliardär gestand ein, die Basisversion frühestens drei bis sechs Monate, nachdem die wöchentliche Model-3-Produktion auf 5000 Stück gestiegen sei, an den Start bringen zu können. Kunden mit geringerem Budget müssen sich also gedulden. Zudem stehen hinter Musks Ansagen stets Fragezeichen: Dass sich Tesla jetzt mit einer aufgemotzten Version des Model 3 wieder an zahlungskräftigere Kunden wendet, mag wirtschaftlich Sinn machen – die Gewinnmargen sind am oberen Ende der Preisspanne höher.

Raus aus der Luxusnische

Die Tesla-Aktie wird deswegen so hoch gehandelt, weil Anleger Musk zutrauen, mit seinen Elektroautos aus der Luxusnische zu kommen. Doch je mehr Zeit vergeht, desto komplizierter wird der Angriff im Massenmarkt, in dem auch viele etablierte Hersteller günstigere Elektroautos planen.

Einige Anleger verlieren bereits die Geduld. Die Tesla-Aktie ist seit ihrem Allzeithoch im vergangenen September um mehr als ein Viertel gefallen. In den vergangenen fünf Jahren hat sie sich allerdings verdreifacht. (b. l./Reuters)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 23.05.2018)

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