Zentralmatura: Mathematik dürfte heuer deutlich schlechter ausfallen

APA/HANS KLAUS TECHT
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Nach erstem Zwischenstand sind an der BHS mehr als doppelt so viele Schüler negativ als noch in den zwei Jahren davor. Bildungsminister Heinz Faßmann kündigt eine Evaluierung der neuen Reifeprüfung an.

Die Zentralmatura dürfte im Fach Mathematik heuer deutlich schlechter als im Vorjahr ausgefallen sein. Sowohl an den allgemeinbildenden höheren Schulen (AHS) als auch an den berufsbildenden höheren Schulen (BHS) sind jeweils rund 18 Prozent der angetretenen Schüler durchgefallen. Das berichtete das Bildungsministerium nach einem ersten Zwischenbericht am Freitag.

Eingelangt sind allerdings erst die Ergebnisse von rund zehn Prozent der AHS und von rund 15 Prozent der BHS. Vergleicht man die Ergebnisse dieser Schulen mit den jeweiligen Resultaten der Vorjahre liegen die Fünferzahlen an den AHS damit zwischen jenen der Jahre 2016 (21 Prozent) und 2017 (elf Prozent). An den jeweiligen BHS sind dagegen mehr als doppelt so viele wie 2016 (acht Prozent) bzw. 2017 (sieben Prozent) durchgefallen. Besonders schlecht waren die Resultate an den Handelsakademien und den humanberuflichen Schulen. An den HTL blieben sie konstant.

Faßmann will Evaluierung der neuen Reifeprüfung

Bildungsminister Heinz Faßmann (ÖVP) kündigte vor Journalisten am Freitagnachmittag nach drei (BHS) bzw. vier Jahren (AHS) eine Evaluierung der neuen Reifeprüfung an. Das betreffe sowohl die Zentralmatura als auch die mündliche Matura und die vorwissenschaftliche Arbeit (VWA).

Bei der Zentralmatura wolle man sich das Beurteilungsschema und den Erstellungsprozess der Aufgaben sowie die Resultate an ausgewählten Einzelstandorten ansehen, so Faßmann. Derzeit werden die Zentralmatura-Aufgaben von mehreren Lehrern des jeweiligen Fachs bzw. der jeweiligen Schulart erstellt. Anschließend werden sie an mehreren Schulen etwa auf ihre Lösungshäufigkeit getestet und von Fachdidaktikern analysiert. Die Mathe-Aufgaben werden zudem von der Österreichischen Mathematischen Gesellschaft auf ihre mathematische Korrektheit überprüft. Die Zentralmatura selbst sei allerdings "ein Fortschritt", sagt Faßmann. 

Zierfuß: Es gab "einige Überraschungen".

Bundesschulsprecher Harald Zierfuß meinte, dass es bei der Matura diesmal offenbar "einige Überraschungen" gegeben habe. "Es wurden Themengebiete abgeprüft, die an manchen Schulen nur am Rande vorkamen und die ein mathematisches Grundverständnis voraussetzten." Schüler, die aufgeregt seien und sich ein solches erst erarbeiten mussten, seien deshalb vor Problemen gestanden.

Der Sektionschef für das berufsbildende Schulwesen im Bildungsministerium, Christian Dorninger, konnte sich das schlechtere Ausfallen der Matura gegenüber dem Vorjahr vorerst nicht erklären. "Eine Matura ist so sensibel, dass man nicht vorhersagen kann, wie sie ausfällt." Auch heuer seien wieder alle Teilaufgaben feldgetestet worden: "Alles, was im Detail bei der Matura kommt, haben Schüler schon getestet." Gebe es bei bestimmten Aufgaben Probleme, würden sie ausselektiert.

Endgültige Ergebnisse am 27. Juni

Bestimmte Fähigkeiten müsse man aber voraussetzen: "Ich muss Maturanten zutrauen können, dass Fragen richtig gelesen werden." Offenbar spiele bei den Ergebnissen aber die Schulkultur bzw. konkret die Art der Vorbereitung eine große Rolle. Das zeige die große Bandbreite an Rückmeldungen einzelner Schulen. Ein möglicher Erklärungsansatz für einen Teil der schlechteren Resultate ist, dass an den humanberuflichen Schulen in Mathematik nicht maturiert werden muss. Heuer hätten sich aber um sieben Prozent mehr Schüler als im Vorjahr angemeldet. Genau dort seien aber bisher"extrem heterogene Ergebnisse" zu verzeichnen gewesen.

Am 5. und 6. Juni können sich Schüler mit einem Fünfer diesen bei einer Kompensationsprüfung ausbessern. Die endgültigen Ergebnisse mit den Noten vor und nach den Kompensationsprüfungen werden im Bildungsministerium gesammelt und am 27. Juni gemeinsam mit den Resultaten der anderen Fächer präsentiert.

(APA)

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