Nicht genügend für die Zentralmatura

Die Mathematik-Zentralmatura dürfte deutlich schlechter ausgefallen sein als im Vorjahr (Archivbild).
Die Mathematik-Zentralmatura dürfte deutlich schlechter ausgefallen sein als im Vorjahr (Archivbild).(c) APA/HANS KLAUS TECHT
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In Mathematik gibt es heuer deutlich schlechtere Ergebnisse. Der Bildungsminister will die Zentralmatura deshalb evaluieren und adaptieren.

Wien. Es herrscht Nervosität, und zwar nicht nur unter den Maturanten, sondern auch im Bildungsministerium. Dafür sorgen die nach und nach bekannt werdenden Ergebnisse der Mathematik-Zentralmatura. Sie dürften, wie Bildungsminister Heinz Faßmann (ÖVP) bei einem am Freitagnachmittag eilig einberufenen Pressegespräch erklärte, nämlich deutlich schlechter ausgefallen sein als im Vorjahr. An den berufsbildenden höheren Schulen (BHS) gibt es – laut einem ersten Zwischenstand – zweieinhalb Mal so viele Nicht genügend.

1 Wie schlecht sind die Ergebnisse in Mathematik heuer tatsächlich ausgefallen?

Die Ministeriumszahlen lassen, obwohl erst die Noten von zehn Prozent der Gymnasien und von 15 Prozent der BHS bekannt sind, nichts Gutes erahnen (siehe Grafik). An beiden Schultypen sind rund 18 Prozent der Maturanten durchgefallen. In einer Klasse mit 25 Schülern sind das also vier bis fünf Schüler. Damit ist die Durchfallquote an den bisher ausgewerteten berufsbildenden Schulen heuer um das 2,5-Fache höher als im Vorjahr. Zudem gibt es auffallend viele Vierer (43,5 Prozent). Insgesamt haben damit sechs von zehn BHS-Maturanten bestenfalls ein Genügend. Besonders schlecht dürfte die Mathematik-Matura an den Handelsakademien (HAK) und den humanberuflichen Schulen ausgefallen sein. Für die HTL-Maturanten, die nur teilweise andere Aufgaben erfüllen mussten, dürfte die Matura verhältnismäßig einfach gewesen sein. „Die überleben alles“, hieß es.

2 Weshalb gibt es ausgerechnet heuer deutlich mehr Vierer und Fünfer?

„Wir wissen es offen gesagt noch nicht“, sagt Bildungsminister Faßmann. Man werde nun aber Antworten suchen. Dass die Mathematik-Matura diesmal einfach zu schwer gewesen sei, könne man so pauschal nicht sagen. Immerhin werden die Mathematik-Beispiele von Fachexperten erstellt und im Feld, also an den Schülern, vorab getestet und später noch einmal überprüft. Man wolle sich den Prozess nun aber noch einmal genauer anschauen. Bundesschulsprecher Harald Zierfuß, der ebenso ins Bildungsministerium geladen war, hatte bereits eine Erklärung parat: Es seien Themen abgeprüft worden, „die an manchen Schulen nur am Rande vorkamen“, außerdem seien die Beispiele zu textlastig gewesen. „Die Mathematik-Matura soll ja keine zweite Deutsch-Matura werden“, kritisierte der Bundesschulsprecher. Tatsächlich dürften viele Maturanten an sprachlichen Feinheiten gescheitert sein.

3 Was bedeutet der Fünfer für die Schüler? Sind sie damit durch die Matura gefallen?

Für Schüler, die bei der schriftlichen Matura zu wenig Punkte erreicht haben, gibt es eine Art zweite Chance. Sie dürften am 5. und 6. Juni zur (zentralen und mündlichen) Kompensationsprüfung antreten und können sich dabei noch auf ein Befriedigend oder Genügend verbessern. In den Jahren zuvor haben etwa 60 Prozent der Schüler ihre negative Mathematik-Note bei Kompensationsprüfungen ausgebügelt. Heuer dürfte das nicht anders sein. Das Bildungsministerium stellt nun zusätzliche Übungsbeispiele online und bittet die Lehrer schon jetzt in einem Rundschreiben, die Schüler zu „unterstützen“. Außerdem solle der Beurteilungsschlüssel bei diesen Prüfungen „überprüft“ und „qualitätsgesichert“ werden. Es soll offenbar ein Auge zugedrückt werden.

4 Haben die schlechten Ergebnisse Auswirkungen auf die Zukunft der Zentralmatura?

Ja. Der Bildungsminister kündigte eine Evaluierung der Zentralmatura an. Es könnte sich schon bald etwas am Erstellungsprozess der Aufgaben sowie am Beurteilungsschema ändern. Im Ministerium wird offenbar auch über Neuerungen bei der Vorwissenschaftliche Arbeit (VWA) sowie bei den Kompensationsprüfungen nachgedacht. Vorerst heißt es allerdings auf das Endergebnis warten. Das soll am 27. Juni präsentiert werden.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 26.05.2018)

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