Abtreibungsverbot: Auch Nordiren fordern Aufhebung

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Nach dem klaren "Ja" der Iren zur Aufhebung des Abtreibungsverbots werden nun ähnliche Forderungen in Nordirland laut: Auch dort ist Abtreibung verboten. Aktivisten wollen nun eine Lockerung erzwingen - und Abtreibungspillen verteilen.

Nach dem klaren "Ja" zur Abtreibung in Irland werden im nördlichen Nachbarland nun ähnliche Forderungen laut: Auch in Nordirland fordern Aktivisten die Abschaffung des restriktiven Abtreibungsgesetzes. Mit einem "Abtreibungs-Bus" wollen sie durch die Region reisen - und an Frauen Abtreibungspillen verteilen. Noch diese Woche soll die Aktion starten.

Irland: 66 Prozent für Abschaffung des Verbots

Mit der Aktion reagieren Abtreibungsbefürworter auf das Referendum in Irland: 66 Prozent der Iren sprachen sich bei einer Abstimmung vergangenen Freitag für eine Abschaffung des restriktiven Abtreibungsgesetzes aus. Bisher war es irischen Frauen per Gesetz verboten gewesen, einen Schwangerschaftsabbruch vornehmen zu lassen. Deshalb reisten viele Frauen Jahr für Jahr ins britische Ausland, um legal abzutreiben. Nach dem klaren "Ja" in Irland ist Nordirland nun die einzig verbleibende Region der britischen Inseln, in dem Abbrüche illegal sind.

Vertreter der Befürworter-Organisation "Rosa" (Reproductive Rights Against Oppression, Sexism & Austerity) wollen deshalb in einem "Abtreibungs-Bus" durch Nordirland touren und Abtreibungsmedikamente verteilen. Die skurrile Aktion soll den Druck auf Großbritanniens Premierministerin Theresa May erhöhen. Seit 1967 erlaubt der Abortion Act im gesamten Vereinigten Königreich Schwangerschaftsabbrüche. In der nordirischen Provinz wurde das Gesetz jedoch nie angewandt. Dort sind Abtreibungen seit dem 19. Jahrhundert verboten, bei einem Verstoß droht lebenslange Haft. Nur wenn das Leben der Mutter bedroht ist, kann ein Abbruch straffrei durchgeführt werden.

May benötigt Zustimmung der nordirischen Konservativen

Nach dem klaren "Ja" der Iren für die Abschaffung des Verbots könnte auch in Nordirland neue Bewegung in die Diskussion kommen: Die britische Entwicklungshilfeministerin Penny Mordaunt bezeichnete die irische Abstimmung als "hoffnungsvollen Tag für Nordirland". Diese Hoffnung dürfe "nicht enttäuscht werden". Abtreibungsgegner wie "Both Lives Matter" forderten indes die Polizei auf, gegen die Aktivisten vorzugehen: "Diese Pillen sind illegal, also ist es klar die Aufgabe der Polizei, etwas dagegen zu tun", sagte ein Mitglied der Organisation. "Sie müssen sie verhaften und die Pillen konfiszieren, bevor sie sie verteilen".

Fraglich ist, ob eine gesetzliche Veränderung auch im britischen Teil der grünen Insel durchgesetzt werden kann. Aktuelle politische Machtverhältnisse sprechen dagegen: Die britische Minderheitsregierung von Premierministerin Theresa May benötigt im Parlament die Zustimmung der nordirischen Democratic Unionist Party (DUP). Die fundamental-protestantische Partei lehnt eine Lockerung des Abtreibungsgesetzes strikt ab. Andere nordirische Parteien wie Sinn Fein, SDLP und Alliance Party befürworten zwar Reformen beim Abtreibungsgesetz, ihre Appelle dürften aufgrund der Bedeutung der DUP für Mays Machtgefüge jedoch verhallen.

Obwohl May sich bisher weigerte, klar Position zu beziehen, nimmt der Druck auf sie zu. Das Referendum in Irland habe "Frauen eine Stimme gegeben", betonen Demonstrantinnen, die aus Nordirland nach Dublin gereist sind. "In Nordirland haben wir keine Stimme." Alles, was Frauen dagegen tun könnten, sei "laut zu schreien".

(juwe)

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