Attentat in Belgien: Islamistischer Hintergrund wahrscheinlich

Die belgische Polizei am Tatort nahe einer großen Schule in der belgischen Stadt Lüttich.
Die belgische Polizei am Tatort nahe einer großen Schule in der belgischen Stadt Lüttich.APA/AFP/JOHN THYS
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Ein 36-jähriger Belgier tötete am Dienstagvormittag zwei Polizistinnen und einen Beifahrer in einem Auto, bevor er erschossen wurde. Vermutlich hatte er sich 2017 im Gefängnis radikalisiert. Am Montag hatte er Ausgang, war aber nicht zurückgekehrt.

In der belgischen Stadt Lüttich (Liège, Luik) hat ein nach behördlichen Angaben 36-jähriger Mann am Dienstagvormittag auf offener Straße zwei Polizistinnen und einen Beifahrer eines zufällig vorbeifahrenden Wagens ermordet. Nachdem er in einer nahen Schule eine Putzfrau als Geisel genommen hatte, wurde er von Spezialeinheiten der Polizei erschossen.

Die zuständige Anti-Terror-Staatsanwaltschaft übernahm die Ermittlungen, wie ein Sprecher der Behörde bestätigte, wobei der Schwerpunkt auf ein terroristisch/islamistisches Motiv gelegt werde: Es gebe nämlich "Elemente", die auf eine terroristische Tat schließen ließen. Zeugen zufolge soll der Mann während der Taten "Allahu Akbar" (Gott ist am größten) geschrien haben.

Laut Staatsanwaltschaft hatte der Mann, dessen Name mit Benjamin Hermann angegeben wurde, vor einem Kaffeehaus die zwei Polizistinnen mit einem Messer oder Stanleymesser verletzt und beiden die Dienstwaffen entrissen. Damit erschoss er sie sowie einen 22-Jährigen in einem Auto. Danach floh er in ein Gymnasium, wo er letztlich erschossen wurde, zuvor aber noch mindestens einen oder zwei Polizisten durch einen Schuss ins Bein verletzte. Lehrer und Schüler kamen nicht zu Schaden.

Polizeibekannt und "psychisch instabil"

Nach Informationen des belgischen Rundfunks war Hermann durchaus polizeibekannt, nämlich wegen zahlreicher teils schwerer Diebstähle, wegen Raubes, Drogenhandels und Körperverletzung. Er verbüßte gerade eine Haftstrafe. Am Montag hatte er für einige Stunden Ausgang erhalten, um in dieser Zeit Sozialarbeiter zwecks eines Gesprächs zur Resozialisierung zu treffen und Dinge zu erledigen. Am Abend kam er aber nicht wieder in die Haftanstalt zurück.

Zu seinem ethnischem Hintergrund wurde vorerst nichts gesagt, in einigen Berichten nannte man ihn salopp "Ur-Belgier". Er stammte aus der Kleinstadt Rochefort südwestlich von Lüttich in den Ardennen. Als Islamist oder sonst radikal sei er nicht bekannt gewesen, heißt es, allerdings gibt es Hinweise, dass er 2017 im Gefängnis in islamistische Fahrwasser geraten sei und sich dort radikalisiert hatte. Sein psychologisches Profil habe ihn jedenfalls als "instabil" und "schwierig" ausgewiesen, mit seiner Familie war er zerstritten.

Belgien war in der jüngeren Vergangenheit Ziel mehrerer terroristischer Attacken. Bei der schwersten davon töteten Islamisten in Brüssel am 22. März 2016 in der Metro sowie am Flughafen 32 Menschen. Die Terrorwarnstufe wurde erst vor einiger Zeit wieder auf Stufe zwei herabgesetzt, ein Anschlag gilt demnach als "wenig wahrscheinlich". Behörden, Medien und Bürger sind jedoch nach wie vor sensibilisiert. Die höchste Terrorstufe liegt bei vier.

(APA/Reuters/dpa)

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