Fernsehredakteure protestieren gegen Postenbesetzungen

Die ORF-Redakteure formulierten am Dienstag eine Resolution, in der sie Fritz Dittlbachers Ablöse als "unverständlich" bezeichnen und sich mehr Mitwirkungsrechte bei Bestellungen von Führungsposten wünschen.

Matthias Schrom, der neue Chefredakteur von ORF 2, stellte sich am Dienstag in einer Redakteursversammlung den Fragen der Redaktion. Er und Geier, sein Pendant auf ORF eins, übernehmen den Posten, den bisher Chefredakteur Fritz Dittlbacher inne hat. Im Anschluss an die Redakteursversammlung haben die Fernsehredakteure in einer Resolution an ORF-General Alexander Wrabetz lautstark Kritik an den aktuellen Postenbesetzungen geübt. Sie verlangen zudem eine Begründung für die Ablöse von Dittlbacher - und mehr Mitwirkungsrechte bei der Bestellung von Führungskräften. Immerhin habe Wrabetz eine Stärkung der Redakteure bei seiner Wiederwahl 2016 versprochen. Ihr Votum habe er bei den jüngsten Bestellungen der Channelmanager und Chefredakteure für ORF eins und ORF 2 so gut wie gar nicht berücksichtigt.

So liest sich die Resolution der ORF-Fernsehredakteure im Wortlaut:

Sehr geehrter Herr Generaldirektor Dr. Wrabetz, am Freitag Abend wurde die ZiB-Redaktion von Ihnen via OTS über die Auflösung der bisherigen Struktur und die Bestellung neuer Führungskräfte offiziell informiert. Die Redakteursversammlung des Aktuellen Dienstes hat heute dazu folgende Resolution beschlossen: Die Einführung von Channel-Managern für ORF eins und ORF 2 halten wir nach wie vor für sinnvoll. Bei den weiteren Strukturänderungen haben sich allerdings unsere Befürchtungen erfüllt: Es werden neue Management-Ebenen eingezogen, die höhere Kosten verursachen. Reibungsverluste und Konfliktpotential durch die organisatorische Trennung unserer Redaktion in zwei Info-Teams für ORF eins und ORF 2 sind zu erwarten. Generaldirektor Wrabetz hat bisher nicht begründet, warum eine Wiederbestellung von ORF2-Chefredakteur Fritz Dittlbacher in der neuen Struktur nicht in Frage gekommen ist. Seine Ablöse ist nach den vergangenen Jahren, in der unsere Informations-Sendungen deutlich steigende Zuschauerzahlen und eine hohe Publikums-Zufriedenheit ausweisen, besonders unverständlich. Zahlreiche neue Sendungen wurden in den vergangenen Jahren produziert, die Zahl der Informations-Sendungen ist deutlich gestiegen. Bei der Bestellung von Dittlbacher zum Chefredakteur im Jahr 2010 hat sich GD Wrabetz noch auf das eindeutige Votum der Redakteursversammlung berufen und es öffentlich als klares Signal "für die Unabhängigkeit und Professionalität des Journalismus im ORF-Fernsehen" bewertet. Bei der Besetzung der neuen ZIB Chefredakteure hat GD Wrabetz die Voten der Redaktion hingegen völlig ignoriert. Vor seiner Wiederwahl als GD hat Wrabetz noch angekündigt, die Mitwirkungsrechte der Redaktionen zu stärken, sein Handeln zeigt genau das Gegenteil. Echte Mitwirkungsrechte der Redaktionen würde auch die Unabhängigkeit stärken, weil sie dem Anschein von Bestellungen nach politischen Wünschen entgegenwirken können. Denn allein der Anschein einer politischen Besetzung von Führungsfunktionen schadet dem Ruf und der Glaubwürdigkeit des ORF. Wir fordern daher von GD Wrabetz die Einhaltung seines Wahlversprechens, die Mitwirkungsrechte der Redaktionen bei der Bestellung von Führungskräften zu stärken, wie das bei anderen österreichischen und internationalen Qualitätsmedien üblich ist. Wir als Redaktion werden jedenfalls auch in Zukunft für Glaubwürdigkeit und politische Unabhängigkeit stehen, um dem ORF-Publikum weiterhin die bestmöglichen Informations-Sendungen bieten zu können.

Die Redakteurinnen und Redakteure des Aktuellen Dienstes Fernsehen

(red.)

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