Mehr Mathematik an Schulen "wäre kein Schaden", sagt Dekan Michael Drmota.
Wien. Die Mathematik ist an den Universitäten mitunter ein Sorgenkind. „Tatsache ist, dass wir in den vergangenen zehn Jahren immer mehr Energie investieren müssen, um Defizite auszugleichen und die Maturanten in Mathematik an das nötige Niveau heranzuführen“, sagt Michael Drmota, Dekan der Fakultät für Mathematik an der TU Wien, im Gespräch mit der „Presse“. „Und da gibt es viel, was wir tun.“ Die Anforderungen – es geht um mathematische Grundlagen für Fächer wie Maschinenbau, Elektrotechnik oder technische Chemie – hätten sich nicht wirklich verändert. „Aber wir sehen, dass sie von der Masse schwerer erreicht werden.“
Die Zentralmatura sieht Drmota freilich nicht als die Ursache – wenngleich er einige Schwächen ortet, vom Einsatz des Taschenrechners über die Textierung bis zum starken Fokus auf die zentrale Prüfung. Die Erklärung sei wohl, dass die Zahl der Maturanten gestiegen sei, genauso wie die der Studierenden. „Durch eine höhere Zahl an Personen verschiebt sich der Mittelwert nach unten.“ Das zu verbessern, erfordere große Anstrengungen, so der Mathematiker.
„Es ist absolut notwendig, dass in den Schulen etwas passiert“, sagt er, der gleichzeitig das Engagement der Lehrer lobt. Mehr Mathematikstunden? „Das wäre kein Schaden.“ Zumindest in Klassen mit naturwissenschaftlichem Schwerpunkt solle das Angebot intensiviert werden. Für zentral hält er, Freiräume zu schaffen. Insofern kann er der Idee einer teilzentralen Matura etwas abgewinnen. „Das ist eine Denkvariante.“
Die Uni könne jedenfalls nicht alles ausgleichen, was in den Schule gefehlt habe. „Wir tun, was wir können“, sagt er – etwa mit Aufbaukursen zu Beginn des Studiums. Allerdings sei das für die Universität auch immer eine Ressourcenfrage. (beba)
("Die Presse", Print-Ausgabe, 30.05.2018)