TV-Notiz Ehrerbietig brachten die Moderatoren von „Willkommen Österreich“ am Dienstag dem Schlagerstar ihre Komplimente dar. Doch weshalb kam Helene Fischer überhaupt?
Helene Fischer, die hochprofessionelle Schlagersängerin ohne Ecken und Kanten im fein-ranzigen „Willkommen Österreich“? Die Ankündigung überraschte. Warum präsentiert sich ein Star, der sein Image der Makellosigkeit hegt und pflegt, in einer solchen Sendung? Würde die bissig-böse Abgeklärtheit der beiden Moderatoren sie aus der Reserve locken können? „Wir sind diesmal wirklich nervös“, hieß es bei der Begrüßung – und angesichts der vergleichsweise wenig derangierten Kleidung und Frisur von Dirk Stermann und Christoph Grissemann war man geneigt, das tatsächlich ernst zu nehmen.
Nun, wer etwas Besonderes von dem Zusammentreffen erwartete, wurde enttäuscht. Eine durchaus sympathische Schlagersängerin erzählte ein wenig aus ihrem Leben. Die Fragen, die ihr die beiden Moderatoren stellten, waren weichgespült und hätten bei Markus Lanz (oder vielleicht sogar Vera Russwurm) wahrscheinlich nicht viel anders geklungen. Helene Fischer ist andere Formate gewöhnt. Tatsächlich spielte sie auch (natürlich ganz bescheiden) darauf an, dass sie sich üblicherweise nicht in derart kleinen Räumen präsentiert. Wer weiß, welche Details in der Vereinbarung nötig waren, um sie als Gast zu bekommen. Ob es „jemals weniger Applaus“ gegeben hätte, wurde sie etwa von Grissemann und Stermann gefragt. Ob es überhaupt noch einen Unterschied mache, ob man vor 30.000 oder 60.000 Menschen spiele. In welchem Wiener Hotel die Sängerin kürzlich war, ob sie dort gut behandelt wurde und ob sie im Bett bleiben musste, als sie krank war.
Kam Helene Fischer, um sich in neuen Feldern zu erproben? Will sie das originär wahrscheinlich schlager-kritische und eher studentisch-linke Publikum von Sendungen wie "Willkommen Österreich" erobern? Es gab jedenfalls frenetischen Applaus (überraschend, all die Fischer-Fans im „Willkommen Österreich“-Publikum) nach dem sehr langen Konzert-Einspieler mit akrobatischen Einlagen der Sängerin. Grissemann: „Das hat ja mit dem Schlager überhaupt nichts mehr zu tun, das ist ja mehr Rammstein als Roy Black. Das rockt ja extrem.“ Die chaotisch auf Tisch und Boden verstreuten Erdbeeren kämpften auf verlorenem Posten gegen die Bravheit des Gesprächs. Nur dass am Ende Helene Fischer mit Russkaja sang, konnte versöhnen. Das Lied hatte etwas von einem Chanson, und in den Herzschmerz des „Adieu" brüllte Russkaja-Sänger Georgij Alexandrowitsch Makazaria rückhaltlos seinen eigenen hinein. Eine routinierte Helene Fischer hatte daran, so sah es zumindest aus, ihren Spaß.
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