Ludwig vor Muslimen: "Angriff auf eine Religionsgemeinschaft ist ein Angriff auf alle"

Michael Ludwig als Redner beim Fastenbrechen der Islamischen Glaubensgemeinschaft.
Michael Ludwig als Redner beim Fastenbrechen der Islamischen Glaubensgemeinschaft.Erich Kocina
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Wiens neuer Bürgermeister Michael Ludwig betont in seiner Rede beim muslimischen Fastenbrechen, dass jeder Mensch die Möglichkeit haben muss, seine Religion zu leben. Gewalt gegen eine Religionsgemeinschaft werde man nicht dulden.

Es ist einer der ersten größeren Auftritte von Bürgermeister Michael Ludwig nach seiner Angelobung als Wiener Landeshauptmann - das Fastenbrechen (Iftar) der Islamischen Glaubensgemeinschaft (IGGÖ) am Mittwochabend im Palais Eschenbach. Und gleich ein symbolträchtiger, bei dem er in seiner Rede das gute Zusammenleben mit Muslimen betont. "Diskussionen, ob der Islam zu Österreich oder Wien gehört, sind eigentlich obsolet", so Ludwig. Immerhin gebe es einen jahrzehntelangen Dialog und seit 1912 sei der Islam in Österreich eine anerkannte Religion.

Gerade in der heutigen Zeit, wo es im internationalen Zusammenhang viele Krisen gebe, solle Wien als Sitz internationaler Organisationen ein Ort der Begegnung sein, so Ludwig. Und "wir wollen das nicht nur empfehlen für andere Länder und Erdteile, sondern das auch praktizieren in unserer Stadt". Mit einem Verweis auf den Campus der Religionen im Stadtentwicklungsgebiet Aspern, der die verschiedenen Religionsgemeinschaften repräsentieren soll, will er Wien als Stadt etablieren, in der es ein Miteinander gibt, "das weit über Religionsgemeinschaften hinausgeht".

Dazu gehöre auch die Religionsfreiheit: "In meiner Stadt, in der Stadt Wien, muss jeder Mensch die Möglichkeit haben, seine Religion zu leben." Und es dürfe nicht sein, dass Menschen, die etwa eine jüdische Kippa oder ein Kopftuch tragen, Gewalttaten ausgesetzt sind. "In meiner Stadt nicht", so Ludwig. "Der Angriff auf eine Reigionsgemeinschaft ist ein Angriff auf alle. Der Angriff auf einen Menschen in meiner Stadt ein Angriff auf alle Menschen."

Olgun: "Den Verhetzern keine Chance lassen"

IGGÖ-Präsident Ibrahim Olgun verweist in seiner Rede darauf, dass viele Muslime nach Österreich gekommen seien, weil sie in ihrer alten Heimat ihre Religion nicht frei leben konnten. "Und weil Österreich ein religionsfreundliches Land war - und ich hoffe, das bleibt auch so." Konkret spielt er dann auf Bekleidungsvorschriften an - zuletzt wurde ja über ein Kopftuchverbot in österreichischen Volksschulen und Kindergärten debattiert. So wie auch Ludwig spricht er in diesem Zusammenhang nicht nur von Muslimen, sondern auch von Juden mit der Kippa - und zusätzlich auch von Christen mit dem Kreuz. Schließlich appelliert er, dass man "den Verhetzern keine Chance" lassen dürfe.

Bildungsminister Heinz Faßmann als Vertreter der Bundesregierung wiederum äußert in seiner Rede auch leise Kritik, die auch in Richtung der Muslime geht. Dass es nämlich bei der Integration ein Missverständnis gebe, das sich breit mache. Zu ihr gehöre nämlich Anpassung - sowohl von den Einheimischen als auch von den Zugewanderten. Es sei von Seiten der Aufnahmegesellschaft wichtig, Platz zu machen, von den Zugewanderten hingegen, auch Platz zu nehmen.

Lexikon

Iftar ist das Fastenbrechen am Abend, das Muslime während des Fastenmonats Ramadan nach Sonnenuntergang begehen. In der Regel wird hier gemeinsam gegessen - auch viele Organisationen und Vereine bieten eigene Mahle an.

Ramadan ist der Fastenmonat, in dem es Muslimen untersagt ist, während des Tages zu essen und zu trinken. Der Ramadan richtet sich nach dem islamischen Mondkalender und verschiebt sich daher jährlich 10 oder 11 Tage nach vorne. 2018 dauert der Ramadan vom 16. Mai bis zum 14. Juni.

>> Islamische Glaubensgemeinschaft in Österreich (IGGÖ)

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