Sie wollten es zu sehr

Für den schnellen Erfolg wurden beim Primärversorgungszentrum Donaustadt Risiken und Warnungen ignoriert. Mit fatalen Folgen.

Wahrscheinlich wollte man die Risiken nicht sehen. Zu groß war der öffentliche Druck nach einer Entlastung der überlaufenen Spitalsambulanzen und nach neuen Gruppenpraxen mit längeren Öffnungszeiten bzw. breiteren Angeboten. Also wurde eine solche Gruppenpraxis, neudeutsch auch Primärversorgungszentrum genannt, in der Donaustadt in unmittelbarer Nähe zum Donauspital eröffnet.

Ohne Rücksicht auf Verluste. Also trotz der eindringlichen Warnungen, beispielsweise aus der Ärztekammer, wonach die Betreiber solcher Zentren nicht, bleiben wir neudeutsch, gecastet werden, sondern sich aus bereits bestehenden, klassischen Gruppenpraxen zusammentun sollten. Mit Leuten, die sich kennen, mögen und gezeigt haben, dass sie miteinander arbeiten können. Damit nicht das eintritt, womit sich aktuell die drei leitenden Ärztinnen des Primärversorgungszentrums Donaustadt herumschlagen müssen – nämlich Streit, gegenseitige Vorwürfe und Prozessandrohungen, weil das Zentrum nicht so gut angenommen wird wie erwartet und die Patienten immer noch lieber ins besser ausgestattete Spital gehen als in die Praxis nebenan.

Die Verantwortlichen, gemeint sind das Gesundheitsministerium, die Wiener Gebietskrankenkasse und die Stadt, haben so ziemlich alles falsch gemacht, was man falsch machen kann. Einfach, weil sie eine Lösung präsentieren und ein Erfolgserlebnis haben wollten – also auf einen, einmal noch, „quick win“ aus waren. Und wenn man etwas zu sehr will, geht es meistens schief, da man Warnsignale ignoriert. Signale wie etwa den Umstand, dass es drei Anläufe brauchte, bis sich überhaupt jemand auf die Ausschreibung gemeldet hat.

Vielleicht hat es aber auch etwas Gutes, dass gleich das erste Zentrum nach diesem Konzept kolossal zu scheitern droht. Denn geplant sind landesweit 75 weitere Einrichtungen, die man nun gründlich überdenken kann. Nach diesem „trial and error“.

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