Nordkorea: Krisendiplomatie beim Steak-Dinner

APA/AFP/US Department of State/H
  • Drucken

US-Außenminister Mike Pompeo empfängt den ranghohen nordkoreanischen Unterhändler Kim in Washington. Es geht um die Vorbereitungen für ein mögliches Treffen zwischen Donald Trump und Kim Jong-un.

US-Außenminister Mike Pompeo und der ranghohe nordkoreanische Unterhändler Kim Yong-chol haben sich am Mittwochabend zur Vorbereitung des geplanten Gipfeltreffens zwischen US-Präsident Donald Trump und Nordkoreas Machthaber Kim Jong-un zu einem Abendessen in New York getroffen.

"Es war großartig", sagte Pompeo nach dem eineinhalbstündigen Essen mit dem nordkoreanischen General vor Journalisten. "Gutes Arbeitsessen heute Abend mit Kim Yong Chol in New York" schrieb er später im Kurzbotschaftendienst Twitter. "Steak, Mais und Käse auf dem Speiseplan."

Kim ist der Vizevorsitzende des Zentralkomitees der nordkoreanischen Arbeiterpartei und ein enger Vertrauter von Kim Jong-un. Er traf Pompeo bereits zwei Mal in Pjöngjang. Der Besuch eines derart ranghohen nordkoreanischen Regierungsvertreters in den USA ist eine Seltenheit. Er ist der ranghöchste nordkoreanische Beamte seit 18 Jahren, der in die USA reiste.

Gipfel weiterhin nicht gesichert

Das Essen mit Pompeo fand in der Wohnung eines US-Diplomaten in der Nähe des Sitzes der Vereinten Nationen statt. Kim kam in Begleitung eines Beraters, Pompeo in Begleitung des beim US-Geheimdienst CIA für Korea zuständigen Andrew Kim. Das US-Außenministerium veröffentlichte anschließend Fotos von dem Treffen.

APA/AFP/US Department of State/H

Ein ranghoher US-Beamter sagte mit Blick auf den für den 12. Juni in Singapur geplanten Gipfel von Trump und Machthaber Kim, die Gespräche in New York dienten dazu, "zu sehen, was in den verbleibenden zwei Wochen getan werden muss". "Falls der Gipfel stattfindet, müssen sie bis dahin deutlich machen, was sie zu tun bereit sind", sagte der US-Beamte mit Blick auf Nordkorea. Washington hatte zuvor gedroht, der Gipfel könnte abgesagt werden, falls Pjöngjang es mit der atomaren Abrüstung nicht ernst meine.

Dass der Gipfel zustande kommt, ist weiterhin nicht gesichert. Trump hatte den Gipfel in der vergangenen Woche in einem Brief an den nordkoreanischen Machthaber unter Kritik an "offener Feindseligkeit" Nordkoreas abgesagt. Da sich Pjöngjang aber dennoch weiter offen für Gespräche zeigte, änderte Trump kurz danach seinen Kurs und erklärte, das Treffen sei weiterhin möglich. Präsidialamts-Sprecherin Sarah Sanders deutete am Mittwoch an, dass Trump den 12. Juni als Termin anpeile. Die Gespräche zwischen Vertretern beider Seiten in der Demilitarisierten Zone liefen gut.

Russlands Außenminister Lawrow in Pjöngjang

Bei dem Gipfel soll es um den Abbau des nordkoreanischen Atomprogramms gehen. Die USA fordern die vollständige und überprüfbare Denuklearisierung Nordkoreas im Gegenzug für wirtschaftliche Erleichterungen. Nordkorea hat eine andere Auffassung von Denuklearisierung. Beobachter gehen davon aus, dass Pjöngjang ohne Sicherheitsgarantien der USA nicht zur Aufgabe seines Atomprogramms bereit sein wird.

Der ranghohe US-Beamte stellte am Mittwoch indes Sicherheitsgarantien für Nordkorea in Aussicht. "Wir müssen sie überzeugen, dass ihr Atomprogramm ihre Unsicherheit verstärkt", fügte er hinzu.

Für Donnerstag sind zwei weitere Treffen von Pompeo mit Kim Yong-chol geplant, bei denen es um die Vorbereitung des geplanten Gipfels gehen soll. Ebenfalls am Donnerstag wird der russische Außenminister Lawrow in Pjöngjang erwartet. Dabei solle es nach Angaben seines Ministeriums um das nordkoreanische Atomprogramm und die bilaterale Zusammenarbeit gehen. Lawrow hatte die Einladung nach Pjöngjang im April bei einem Besuch seines nordkoreanischen Kollegen Ri Yong-ho in Moskau angenommen. Am Mittwoch hatte Lawrow überdies erstmals mit Pompeo telefoniert.

(APA/AFP/Reuters/dpa)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Ob er nun stattfindet oder nicht: Die Gedenkmünze des Gipfels zwischen Donald Trump und Kim Jong-un ist bereits geprägt.
Außenpolitik

Die Zickzackpolitik des Donald Trump

Selten hat die Welt der Diplomatie mehr Wankelmut gesehen wie im Umgang des US-Präsidenten mit dem nordkoreanischen Diktator. Die Gründe dafür sind vielfältig. Eine Analyse.
Oft im Bild mit Kim Jong-un (re.): General Kim Yong-chol, der in den USA erwartet wird.
Außenpolitik

Ranghoher nordkoreanischer General soll nach New York reisen

Kim Yong-chol gilt seit langem als rechte Hand von Nordkoreas Machthaber Kim Jong-un. Während US-Unterhändler in Korea den Gipfel vorbereiten, ist er laut Medien auf dem Weg in die USA.
SINGAPORE-NKOREA-US-SKOREA-DIPLOMACY-NUCLEAR
Home

Nordkorea-Gipfel in Singapur: Die Berater sind schon da

Kims Stabschef soll in der Nacht nach Singapur geflogen sein, meldet ein japanischer Sender. Auch eine US-Delegation sei schon dorthin aufgebrochen.
Diktator Kim Jong-Un will nicht sofort seine Atomwaffen abgeben.
Außenpolitik

David Shear: "Trump und Kim haben Gipfel zu schnell geplant"

Der frühere US-Diplomat David Shear plädiert für eine Verschiebung des Nordkorea-Treffens, die Differenzen seien zu groß.
Außenpolitik

Trump und Nordkorea: Als wäre nichts geschehen

Der US-Präsident hält nach seinem Schlingerkurs an einem Treffen mit dem nordkoreanischen Machthaber fest. Der Gipfel werde wie geplant stattfinden, meint er. "Das hat sich nicht geändert."

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.