Hat die vorgetäuschte Ermordung des russischen Journalisten Kiew mehr geschadet als genützt? War sie wirklich unausweichlich? International hagelt es Kritik. In der Ukraine hat man mehr Verständnis für die Methoden des Geheimdienstes.
Arkadi Babtschenko wird Prügel einstecken müssen. Seine Freunde haben ihm diese angedroht, spaßhalber, auf Facebook, nachdem er sie zuerst mit seinem angeblichen Tod getäuscht und einen knappen Tag später überraschend unter die Lebenden zurückgekehrt ist. In Kiew überwiegt die Freude: Witze über Kompensationszahlungen für die vergossenen Tränen und die schlaflose Nacht von Dienstag auf Mittwoch machen die Runde, Arkadis "Wiederauferstehung" wird gefeiert. Nach dem Bekanntwerden der Nachricht von der Spezialoperation am Mittwochnachmittag war in Babtschenkos erweitertem Umfeld große Erleichterung zu spüren, dass der russische Journalist und Kreml-Kritiker wohlauf ist. Kollegen versammelten sich auf dem Kiewer Unabhängigkeitsplatz, dem Maidan, und stießen mit Sekt auf den glücklichen Ausgang des Krimis an.
Doch die Inszenierung von Babtschenkos Ermordung durch den ukrainischen Geheimdienst SBU wirft auch mehrere Fragen auf. War die Aktion in dieser Form wirklich notwendig? Müssen die Kiewer Behörden sich nun selbst den "Fake News"-Vorwurf gefallen lassen, wie er gegenüber russischen Akteuren gerade im Konflikt mit der Ukraine zurecht geäußert wird? Beschädigt die Causa das Vertrauen der Bürger und der internationalen Gemeinschaft in die staatlichen Institutionen?