Besucherrekord beim Sommernachtskonzert

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Die Wiener Philharmoniker läuteten mit Anna Netrebko und Valery Gergiew den Sommer ein. 104.500 Besucher waren am Donnerstag in Schönbrunn vor Ort.

Zwei Russen haben den Wienern am Donnerstag mit italienischen Klängen eingeheizt - und die mediterranen Temperaturen im Schlosspark von Schönbrunn taten beim 15. Sommernachtskonzert ihr Übriges. Sopransuperstar Anna Netrebko und ihr Landsmann Valery Gergiev am Pult der Wiener Philharmoniker sowie der traditionelle freie Eintritt lockten 104.500 Musikfreunde zum Klassikevent - ein Rekord.

Neben den 65.000 im Schlosspark zugelassenen Besuchern zählten die Veranstalter nochmals 40.000 vor der Gloriette und somit außerhalb des eigentlichen Veranstaltungsareals - nun zum zweiten Mal in Folge mit direktem Blick auf die Bühne, statt auf ihre Hinterseite, behielt man doch die um 180 Grad gewandte Ausrichtung der Bühne aus dem Vorjahr bei. Dabei fanden sich unter den Gästen nicht nur die normalsterblichen Klassikliebhaber, sondern auch zahllose Prominente aus Politik und Kultur, darunter auch Hollywoodstar Charlize Theron, die aus Anlass des nahenden Life Balls nach Wien gekommen war.

Das Erfolgsgeheimnis des Sommernachtskonzerts stellt letztlich die trittsichere Balance zwischen musikalischer Exzellenz und gezielt gesetztem Kitsch dar. Schloss Schönbrunn, das seit der Drehung der Bühne nun als direkte Kulisse dient, erstrahlt im Gang des Abends in allen denkbaren Bonbonfarben und Netrebko erscheint in Glamourroben zwischen "Dallas", Zarenball und Montserrat Caballe. Und selbstredend fokussiert man sich bei der Auswahl der Stücke auf die etablierten Italo-Hits wie die Ouvertüre zur "Guillaume Tell" oder den Triumphmarsch aus der "Aida", für den ein Teil der Fanfaren vom Dach des Schlosses erschall.

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Gergiev zum dritten Mal beim Sommernachtskonzert

Zugleich macht man bei der Interpretation keine Abstriche und schafft einen schweren, wenn auch in keiner Weise angestaubten Verdi ebenso wie einen federnden Rossini oder einen schmachtenden Mascagni. Gergiev hat einfach die Erfahrung mit gigantischen Freiluftveranstaltung im Format des Sommernachtskonzerts - und stand nicht zuletzt mit dem heutigen Abend bereits dreimal im Schlosspark an der Spitze der Philharmoniker. Entsprechend weiß der 65-Jährige, wie mit den akustischen Besonderheiten umzugehen ist, die sich aus dem Widerstreit zwischen CD-Aufnahme und Fernsehanforderungen einerseits und den Weiten eines Parks, der mittels Lautsprechern beschallt wird, auf der anderen Seite ergeben. Und das sich mit Tschaikowski und Prokofjew auch zwei russische Komponisten unter die Italo-Riege mischten, war dank Gergiew und seiner Herangehensweise eine wahre Wohltat.

Alles in allem ist spätestens mit Donnerstagabend also der Sommer in Wien eingeläutet. Denn an eine Neuerungen müssen sich die Klassikliebhaber scheint's gewöhnen: War das Sommernachtskonzert in seinen Anfangsjahren mit frappanter Regelmäßigkeit Garant für einen regnerischen Frühsommerabend, war der Wettergott nun schon zum dritten Mal in Folge gnädig.

(APA/Martin Fichter-Wöß)

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