FPÖ-Präsidentschaftskandidatin Rosenkranz setzt bewusst Signale ins rechte Eck. Selbst die orange-grüne Opposition macht es ihr zu leicht.
Spätestens nach dem „ZiB2“-Auftritt von Barbara Rosenkranz am Montag ist klar, warum sie und nicht FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache bei der Bundespräsidentenwahl ins Rennen geht. Gegen den blauen Politikrabauken ist die Niederösterreicherin eine geistige Koryphäe. Eine wendige noch dazu, die gerade nur so viel Glauben an den Holocaust äußert, dass die Signale bei Neonazis gut verstanden werden.
Demselben Zweck dient ihr Rütteln am NS-Verbotsgesetz. Es ist aber ein großer Unterschied, ob Letzteres der Chefredakteur einer liberalen Zeitung wie der „Presse“ tut, der dafür von Rosenkranz vereinnahmt wird, oder eine Politikerin, deren Ehemann neben der Erziehung von zehn Kindern offenkundig genügend Zeit für rechtsextreme Schriften hat. So mutig, wie ein Kleinformat jubelt, ist diese Mutter dann also auch wieder nicht, zu Hause ein Machtwort zu sprechen.
Ihr Obmann spielt, weil er von der „Krone“ hinter Rosenkranz in die zweite Reihe gezwungen wurde, den beleidigten Macho. Klar ist das eine neue Erfahrung für einen, auf den in der Disco sonst alle abfahren. Aus Rache legt Strache ihr die Latte mit 35Prozent so hoch, dass sie nur verlieren kann. Rosenkranz hat so in der FPÖ die härteren Widersacher. Die Grünen heulen zwar über die Bewerberin aus der „rechtesten Ecke“ auf. Aber für die Konfrontation durch das Aufstellen eines Kandidaten sind sie – wie das BZÖ – zu feig und bequem.
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("Die Presse", Print-Ausgabe, 04.03.2010)