US-Botschafter zu "Breitbart": "Ich denke, Sebastian Kurz ist ein Rockstar"

Richard Grenell bei seinem Antrittsbesuch als Botschafter in Deutschland
Richard Grenell bei seinem Antrittsbesuch als Botschafter in Deutschlandimago/Chris Emil Janßen
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Richard Grenell, der neue US-Botschafter in Berlin, gab der ultrarechten Webseite "Breitbart" ein für einen Diplomaten ungewöhnliches Interview. Er wolle die Konservativen in Europa stärken.

Es ist ein wenig diplomatisches Interview, das der neue US-Botschafter in Deutschland, Richard Grenell, der ultrarechten Website "Breitbart" am Sonntag gab. Er wolle sich in politische Angelegenheiten Europas einmischen und vor allem die Konservativen, die er in einem großen Aufwind sieht, unterstützen, sagt Grenell. Damit verstößt er gegen die diplomatischen Gepflogenheiten.  Vorlieben für bestimmte politische Parteien oder Bewegungen nicht öffentlich gezeigt. Dies gilt als Einmischung in innenpolitische Angelegenheiten. Österreichs Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) lobte Grenell in seinem Interview besonders.

Schon jetzt, keine vier Wochen nach seinem Amtsantritt, hätten ihn "viele Konservative quer durch Europa" kontaktiert, um ihm zu sagen, dass sie Aufwind verspüren. Das sei eine "spannende Zeit" für ihn als Botschafter. Denn er möchte "andere Konservative in Europa, andere Anführer, definitiv stärken." Die Wahl Donald Trumps zum US-Präsidenten habe Menschen bestärkt, nicht hinzunehmen, dass die politische Klasse schon vor den Wahlen festlege, wer gewinnt. Um Wahlen zu gewinnen, müsse man heutzutage auf konservative Themen fokussieren. Denn, so der US-Botschafter, die Unterstützung für "konstant konservative Politik" in den Bereichen Migration, Steuerkürzungen, Bürokratieabbau sei "massiv".

Deutsche Regierung irritiert

Einen europäischen Politiker nannte Grenell, ein außenpolitischer Hardliner und Trump-Unterstützer der ersten Stunde, in diesem Interview sogar namentlich: Österreichs Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP). "Schauen Sie, ich denke Sebastian Kurz ist ein Rockstar. Ich bin ein großer Fan", so Grenell. "Breitbart" beschreibt Kurz als stärksten Befürworter einer Sicherung der Außengrenzen der EU. Außerdem habe Kurz der deutschen Bundeskanzler Angela Merkel (CDU) in Migrationsfragen häufig widersprochen.

Für dieses Interview erntet Grenell, wie der "Spiegel Online" berichtet, umgehend Kritik: "Dieses Interview ist furchtbar - Botschafter sollen im Ausland keine politischen Parteien stärken", schrieb etwa der demokratische US-Senator für Connecticut, Chris Murphy, auf "Twitter". Grenell habe ihm versprochen das nicht zu tun.

Auch die deutsche Bundesregierung reagierte irritiert. "Wir haben die US-Seite um Aufklärung gebeten und ob sie tatsächlich so gefallen sind, wie sie wiedergegeben werden", sagte ein Sprecher des Auswärtigen Amtes am Montag in Berlin. Kommenden Mittwoch werde der Botschafter zu seinem Antrittsbesuch erwartet. Dann werde es Gelegenheit geben zu erörtern, wie die Äußerungen zu verstehen seien. 

>>> Zum Interview auf "Breitbart"

>>> Zum Bericht auf "Spiegel Online"

(Red.)

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