Facebook erlaubte Unternehmen wie Apple, Samsung und Blackberry Zugriff auf Daten zu haben. Die Hersteller bekamen nicht nur die Daten ihrer Nutzer, sondern auch die ihrer Facebook-Freunde.
Nach dem Datenskandal rund um Cambridge-Analytica sieht sich Facebook nun mit neuen Vorwürfen konfrontiert. Das Unternehmen erlaubte mindestens 60 Geräteherstellern, darunter auch Apple, Amazon und Samsung, auf die Daten ihrer User und deren Facebook-Freunde zuzugreifen.
Hat ein User beispielsweise 500 Freunde, kann der Hersteller auf deren gesamte Information zugreifen. Diese Deals wurden noch zu einer Zeit ausgehandelt, in der Smartphones noch über keine eigenen Facebook-Apps verfügten. Facebook wollte damit seine Reichweite ausbauen und die Hersteller konnten ihren Kunden neue Extras, wie inkludierte Like-Buttons anbieten. Die New York Times hat darüber berichtet.
Anwendungen für das soziale Netzwerk gibt es heute zur Genüge. Dennoch gelten die meisten Partnerschaften noch heute. Aber eigentlich hätten sie schon 2014 fallen sollen. Damals erklärte Facebook noch, es würde keine Daten ohne Zustimmung an Dritte weitergeben. Facebook definiert die Unternehmen nicht als solche, sondern als Erweiterung des sozialen Netzwerks.
Beziehungsstatus, Religion und vieles mehr
»Es ist, als hätte der Schlüsseldienst allen seinen Freunden die Schlüssel zu deinem Haus gegeben. So können diese jederzeit ohne dein Wissen in dein Haus kommen und deine Sachen durchstöbern.«
Datenschutzexperte Ashkan Soltani
Die Nutzung der Daten sei für die Hersteller streng reglementiert, lautet ein Statement von Facebook. Datenschutzexperte Ashkan Soltani sieht das anders: "Es ist, als hätte der Schlüsseldienst allen seinen Freunden die Schlüssel zu deinem Haus gegeben. So können diese jederzeit ohne dein Wissen in dein Haus kommen und deine Sachen durchstöbern." Manche Gerätehersteller haben sogar Zugriff auf Beziehungsstatus, Religion, Politische Einstellungen der Freunde der Benutzer - das alles ohne jemals nach deren Einverständnis gefragt zu haben.
Von einem Datenmissbrauch der Herstellerfirmen ist derzeit nichts bekannt. Problematisch ist, dass andere Apps auf den Geräten ebenfalls auf die Informationen zugreifen können. Bei seiner Befragung vor dem US-Kongress im März betonte Zuckerberg noch:" Alle Daten, die ein User auf Facebook teilt, besitzt er selbst. Die Nutzer haben die volle Kontrolle darüber, wer es sieht und mit wem es geteilt wird."
Sandy Parakilas, der für Werbungen und Einhaltung der Privatsphäre bei Facebook zuständig war, sagte zur New York Times, er finde es "schockierend, dass diese Deals schon seit sechs Jahren aufrecht erhalten werden." Es scheine, als sei es ein Widerspruch zur Behauptung Zuckerbergs vor dem Kongress, der Zugriff auf Daten von Freunden sei deaktiviert worden.
Kaum Information an Ermittler
Die Deals mit den Unternehmen erwähnte Facebook kurz in einem Schreiben an den deutschen Bundestag. Jedoch nannte der Tech-Konzern nur eines der Unternehmen schriftlich: Blackberry. Genaue Details über die Partnerschaften gab es keine. Ein Blackberry-Sprecher versicherte, das Unternehmen habe keine Daten seiner User und deren Freunde gesammelt.
Auf Anfrage der New York Times, bestätigte Facebook, dass auch die beiden großen Hersteller Amazon, Apple und Samsung Partner seien. Apple kündigte die Partnerschaft bereits im September des vergangenen Jahres. Samsung und Amazon wollten keine Statements abgeben. Facebook gab zu, dass manche der 60 Unternehmen Daten von Nutzern und deren Facebook-Freunden gespeichert hatten.
Im April begann Facebook, die Partnerschaften zu beenden. Nach dem Cambridge-Analytica Skandal arbeitete das Unternehmen an einer neuen Datenschutzrichtlinie. Vielleicht meint es Facebook dieses Mal wirklich Ernst.