"Sieht so aus, als hätte Zuckerberg den Kongress belogen"

Bilder des Tages Facebook CEO Mark Zuckerberg testifies during a Joint Senate Judiciary and Commerce
Bilder des Tages Facebook CEO Mark Zuckerberg testifies during a Joint Senate Judiciary and Commerceimago/UPI Photo
  • Drucken

Facebook muss sich neuerlich rechtfertigen. Dieses Mal geht es um die Deals mit mindestens 60 Hardwareherstellern. In den USA und der EU wird bereits ermittelt.

Das ohnehin schon angeschlagene Image von Facebook leidet weiter. Gerade hat sich das Unternehmen von der Affäre um Cambridge Analytica erholt und schon kommt der nächste Skandal daher. Denn das Unternehmen ermöglichte mindestens 60 Geräteherstellern, wie Amazon oder Apple, auf persönliche Daten zuzugreifen.

Die Deals wurden ausgehandelt, noch bevor es Facebook-Apps für Smartphones gab. Facebook wollte damit seine Reichweite ausbauen und die Hersteller konnten ihren Kunden neue Extras, wie inkludierte Like-Buttons anbieten. Die New York Times hat berichtet. Nun wollen Behörden in den USA und der EU gegen Facebook ermitteln.

Doch die Unternehmen hatten nicht nur Zugriff auf die Daten der Nutzer, sondern auch auf deren Facebook-Freunde. Hat ein Handybesitzer also 500 Facebook-Freunde, besitzt der Hersteller Information über ihre Religion, Beziehungsstatus, politische Einstellung und vieles mehr. Facebook verhandelte diese Deals vor zehn Jahren, um seine Reichweite zu erhöhen. Jetzt muss sich das Unternehmen rechtfertigen.

Ermittlungen gegen Facebook laufen

Dabei sollte das nicht mehr notwendig sein. Erst im April stellte sich Facebook CEO Mark Zuckerberg den Fragen des US-Kongresses. Über die Partnerschaften mit den Hardwarefirmen war zu diesem Zeitpunkt noch nichts bekannt. "Es beunruhigt mich sehr, erst jetzt zu erfahren, dass noch weitere persönliche Daten ohne Einverständnis der Verbraucher weitergegeben wurde", sagt die Senatorin Amy Klobuchar, die Zuckerberg ebenfalls befragt hat.

Die New Yorker Generalstaatsanwältin Barbara Underwood kündigte an, ihre Ermittlungen gegen Facebook auszuweiten. Man wolle die Deals mit den Geräteherstellern untersuchen, hieß es in den New York Times. Auch die EU erklärte, in der Causa stärker ermitteln zu wollen. Die US-amerikanische Federal Trade Commission hat sich des Falles schon angenommen. Die Wettbewerbs- und Verbraucherschutzbehörde prüft, ob Facebooks Praktiken gegen früheren Erlass verstößt.

Datenmissbrauch: Facebook will nichts wissen

Vor drei Jahren beschloss Facebook, dass externe Unternehmen künftig keine Information von Freunden der Nutzer sammeln durften. Offenbar mit Ausnahme der 60 Partnerunternehmen. In einem offiziellen Statement erklärt Facebook, die Geräte funktionieren als eine Erweiterung des sozialen Netzwerks und sind damit nicht extern. "Wir wissen nichts über irgendeinen Missbrauch der Daten", betont Facebook.

Amerikanische Politiker reagierten ablehnend auf das Statement Der demokratische Abgeordnete David Cicilline kritisierte das Statement des Unternehmens auf Twitter: "Es sieht ganz so aus, als hätte Mark Zuckerberg den Kongress belogen."

Deals werden aufgelöst

In einen Schreiben an den deutschen Bundestag erwähnte das Unternehmen die Partnerschaften zum ersten Mal. Namentlich nannte Facebook aber nur einen Hersteller: Blackberry. Ein Blackberry-Sprecher versicherte, das Unternehmen habe keine Daten gesammelt. Auf Anfrage der New York Times gab das soziale Netzwerk zu, auch Deals mit Apple, Samsung und Amazon geschlossen zu haben. Facebook gestand ebenfalls, dass manche der 60 Hersteller Daten von Nutzern und deren Facebook-Freunden gespeichert hatten. Weder Samsung noch Amazon wollten ein Statement dazu abgeben. Apple brach die Kooperation mit Facebook bereits vergangen September ab.

Im April begann Facebook die Partnerschaften zu beenden. Die Vereinbarungen mit 22 Herstellern seien seitdem aufgelöst worden, sagte Archibald. Nach dem Cambridge-Analytica Skandal arbeitete das Unternehmen an einer neuen Datenschutzrichtlinie.

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Facebook booth is seen at the China International Big Data Industry Expo in Guiyang
Tech

Facebook gab Daten an Apple, Amazon und Samsung weiter

Facebook erlaubte Unternehmen wie Apple, Samsung und Blackberry Zugriff auf Daten zu haben. Die Hersteller bekamen nicht nur die Daten ihrer Nutzer, sondern auch die ihrer Facebook-Freunde.
Symbolfoto zum Thema Datenschutz
Österreich

Schrems droht Facebook und Google mit Milliardenstrafen

Ab heute gilt in den EU-Staaten die Datenschutz-Grundverordnung. Gleich zum Start fahren Aktivisten schwere Geschütze auf. Sie orten gesetzwidrige "Zwangseinwilligungen" durch Tech-Konzerne. Der Strafrahmen geht in die Milliarden.
Antonio Tajani und Marc Zuckerberg.
Morgenglosse

Facebook-Farce im Europaparlament

Marc Zuckerbergs Anhörung wurde zu einer inhaltsleeren Peinlichkeit. Schuld daran trägt Antonio Tajani, der halsstarrige Präsident des Parlaments.
Unternehmen

Facebook teilt Nutzerdaten mit chinesischen Firmen

Facebook erklärt mehr als die Hälfte der umstrittenen Datenpartnerschaften für beendet, jene mit dem chinesischen Handyhersteller Huawei werde noch diese Woche folgen.
Facebook booth is seen at the China International Big Data Industry Expo in Guiyang
Tech

Facebook gab Daten an Apple, Amazon und Samsung weiter

Facebook erlaubte Unternehmen wie Apple, Samsung und Blackberry Zugriff auf Daten zu haben. Die Hersteller bekamen nicht nur die Daten ihrer Nutzer, sondern auch die ihrer Facebook-Freunde.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.