Ist der HIV-Test Teil der Gesundenuntersuchung?

LIFE BALL 2018: EROeFFNUNG / HARTINGER-KLEIN
LIFE BALL 2018: EROeFFNUNG / HARTINGER-KLEINAPA/GEORG HOCHMUTH
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Gesundheitsministerin Hartinger-Klein meinte am Life Ball, der HIV-Test sei "in jeder Gesundheitsuntersuchung drinnen". Das ist ein Irrtum - Ärzte und Experten fordern es aber schon lange.

Die Minister der türkis-blauen Bundesregierung ließen sich einen Auftritt beim 25. Life Ball am Samstag im Wiener Rathaus nicht entgehen: Neben dem neuen sowie ehemaligen Hausherren - Bürgermeister Michael Ludwig und seinem Vorgänger Michael Häupl (beide SPÖ) - waren auch Kanzleramtsminister Gernot Blümel (ÖVP) und Gesundheitsministerin Beate Hartinger-Klein (FPÖ) Teil der Polit-Prominenz bei der Eröffnung am Rathausplatz. Die Gesundheitsministerin sorgte bei ihrem Auftritt allerdings für Verwunderung. Sei meinte, ihren eigenen HIV-Status zu kennen - und dass der Status-Test "sehr leicht möglich" und "in jeder Gesundheitsuntersuchung auch drinnen" sei. Aber ist das so?

Nein, sagen Ärzte und HIV-Experten. Weder ist der Test Teil der Gesundenuntersuchung, wie die jährliche Vorsorgeuntersuchung im Volksmund genannt wird, noch ist er kostenlos in Krankenhäusern oder Labors durchführbar. "Die Änderung dieses Umstandes ist überfällig", schreibt etwa HIV-Experte Gerold Felician Lang in einem Kommentar für den "Standard". Er kritisiert, dass Hartinger-Klein öffentlich beim Life Ball für Prävention eintrete, politisch jedoch nicht danach handle. So komme die Sozialversicherung nicht für HIV- oder STD-Screenings (Sexually Transmitted Diseases, also Geschlechtskrankheiten) auf, solange keine klinischen Verdachtsmomente vorliegen würden.

Auch die Postexpositionsprophylaxe (PEP), ein Medikament zur Einnahme unmittelbar nach sexuellem Risikokontakt mit hoher HIV-Transmissionswahrscheinlichkeit, werde weder vorbehaltlos, noch flächendeckend angeboten und sei nur in seltenen Fällen kostenfrei. Hier sei Österreich "in Westeuropa definitiv Schlusslicht", denn nur ein niederschwelliger Zugang zu PEP könne mögliche Infektionen verhindern. Den "selbstbeweihräuchernden und die Öffentlichkeit fehlinformierenden Auftritt" der Gesundheitsministerin "bei der bedeutendsten Anti-HIV- und Aids-Veranstaltung" findet der Arzt dementsprechend "schlichtweg unverantwortlich".

"Know your Status": Hartinger-Klein will kostenlose Tests

Den Einschätzungen der österreichischen Aids Hilfe zufolge wird in Österreich täglich mindestens eine HIV-Neudiagnose gestellt. Seit Jahren stagniert die Zahl der Neuinfektionen. Wie viele sich bisher insgesamt infiziert haben, lässt sich nur schätzen, in Österreich rechnet man mit 12.000 bis 15.000 Menschen. Etwa zwei Drittel davon sind Männer und die Hälfte lebt in Wien. Eine HIV-Diagnose ist heute kein Todesurteil mehr. Eine Heilung ist zwar nicht möglich, eine Früherkennung verspricht aber eine erfolgreiche Behandlung. Neben vielen weiteren Initiativen und Aktionstagen will der Life Ball zum HIV-Test animieren. Der Ball steht unter dem Motto "Know your Status".

Auch Hartinger-Klein empfahl den Gästen und Zusehern des Life Balls, ihren Status testen zu lassen. Von der Moderatorin darauf angesprochen, dass diese noch nicht kostenfrei seien, zeigte sich die Gesundheitsministerin auf der Bühne überzeugt, dass dies bald so sein würde, da Österreich schon immer ein "Vorzeigeland" in diesem Bereich gewesen sei. Es sei für sie selbstverständlich, dass dies auf Kosten der Allgemeinheit gehen würde.

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