Dinosaurier: Am lautesten brüllt das T-Rex-Weibchen

Auch in „Jurassic World: Das gefallene Königreich“, der am Donnerstag im Kino startet, wütet Tyrannosaurus rex (hier trampelt ein weibliches Exemplar auf einen Carnotaurus).
Auch in „Jurassic World: Das gefallene Königreich“, der am Donnerstag im Kino startet, wütet Tyrannosaurus rex (hier trampelt ein weibliches Exemplar auf einen Carnotaurus).(c) Universal Pictures
  • Drucken

Vor Jahrmillionen sind sie ausgestorben, heute sind sie beliebte Filmstars – und wachsen mitunter über ihre Vorbilder aus dem Mesozoikum hinaus. Ein Kinosaurier-Glossar zum Start der neuesten „Jurassic Park“-Fortsetzung.

Dinosaurier sind die ältesten Filmstars der Welt. Seit Jahrmillionen ausgestorben, erfreuen sie sich auf der Leinwand nach wie vor größter Beliebtheit. Das fußt auf einer Faszination, die weiter zurückreicht als das Kino selbst: Als Ende des 19. Jahrhunderts die ersten Filmstudios gegründet wurden, befand sich die paläontologische Dino-Manie gerade auf ihrem Höhepunkt. Fossiljäger im „Dinosaurierrausch“ eiferten um die spektakulärsten Knochenfunde, kurz darauf entwickelten sich riesige Echsenskelette zur Hauptattraktion naturhistorischer Museen. Doch jeder, der in seiner Kindheit eine Dino-Phase durchlaufen hat, weiß: Das Bedürfnis, die atemberaubenden Urviecher live in Aktion zu sehen, ist unbändig. Kein Wunder, dass das Kino sie schon früh für sich entdeckte. 1914 drehte Filmpionier D. W. Griffith den womöglich ersten Dino-Streifen, 1925 beeindruckte die Arthur-Conan-Doyle-Verfilmung „The Lost World“ mit einem Kampf zwischen T-Rex und Agathaumas. Doch die heute bekanntesten Laufbildsaurier stammen fraglos aus der von Steven Spielberg begründeten „Jurassic Park“-Reihe, deren jüngste Fortsetzung, „Das gefallene Königreich“, am Donnerstag anläuft. „Die Presse“ stellt ihre wichtigsten Spezies vor.

TYRANNOSAURUS REX. Seit jeher das Wappentier von „Jurassic Park“ ist der Tyrannosaurus rex. Seine Skelett-Silhouette ziert das Logo der Reihe, kein Teil kommt ohne ihn aus. Mit massiger Statur und Monstermaul hat er den Titel „Schreckliche Echse“ mehr als verdient – wobei „er“ meist ein Weibchen ist. Unvergessen: „Rexys“ verregnetes Neunziger-Leinwanddebüt, angekündigt durch ein Beben im Wasserglas. Auch in der großen Stadt durfte das Ungetüm schon toben, als Hommage an King Kong und Godzilla. Der Schrei des Saurierkönigs stellt klar: Gut gebrüllt ist halb gewonnen. Aber sind seine putzigen Händchen nicht irgendwie süß?

PTERANODON. „Jurassic World“ (2015, Teil vier der Filmreihe) war ein Sensationserfolg, doch allzu viel blieb daraus nicht im Gedächtnis. Mit Ausnahme eines Pteranodon-Angriffs auf den titelgebenden Themenpark, der für familienfreundliches Unterhaltungskino erstaunlich brutal ausfiel: Wie Möwen auf Fischfang picken die rabiaten Flugsaurier Menschen aus der Menge und werfen sie durch die Luft. Einen Vorgeschmack darauf gab es schon in „Jurassic Park III“: Dort landet ein Bub in einem Nest voller Pteranodon-Küken – und wird fast zerhackt.

TRICERATOPS. Wer hat drei Hörner, eine Schnabelschnauze und schwere Verdauungsprobleme? Triceratops – zumindest im ersten „Jurassic Park“-Teil. Dort wühlt Laura Dern als Paläobotanikerin in einem Saurierhaufen, den ihr Forscherkollege trefflich kommentiert: „That is one big pile of shit!“ Lustig, aber im Grunde geht es in der Szene um etwas anderes: Hier zeigt ein Saurier erstmals Schwäche, wird zur Identifikationsfigur, die man tätscheln und bemuttern kann. Auch darum ein beliebter Merchandising-Artikel: der Triceratops aus Plüsch.

BRACHIOSAURUS. Wesentlich für den Erfolg der „Jurassic Park“-Filme ist das Gefühl von Erhabenheit, das einen beim Anblick gigantischer Urwesen auf einer nicht minder gigantischen Leinwand überkommt. Und kaum ein Saurier vermag dieses Gefühl mit mehr Nachdruck zu erzeugen als der Brachiosaurus. Sein langer Hals, der an Giraffen denken lässt, der gravitätische Schritt, das elefantenhafte Röhren: Mit Wucht bündeln sich hier Marker ehrfurchtgebietender Fauna. Zumeist im Gegenschuss: staunende Menschen mit offenen Mündern. Fast wie Kinozuschauer!

VELOCIRAPTOR. Velociraptoren sind die Wölfe unter den Kino-Dinos, feixen aber wie Hyänen. Zu ihren Markenzeichen gehören die Jagd im Rudel und die berühmte Sichelkralle. Doch auch Killermaschinen haben Achillesfersen: Im Originalfilm fallen sie auf einen Trick mit einem Spiegel herein. Und in einer der dümmsten Szenen der Reihe erliegen sie der menschlichen Superwaffe schlechthin: Turngymnastik. Immerhin müssen sie dabei keine Federn lassen: In Wirklichkeit waren Velociraptoren nämlich gefiedert.

DILOPHOSAURUS. Wenn Saurier sich schnäuzen, macht das Spaß: In „Jurassic Park“ sorgt eine niesende Brachiosaurierin für Ekel-Klamauk. Wenn sie spucken, weniger: Der grausigste Glanzauftritt der Filmreihe gehört einem Dilophosaurus, dem Killerclown der Dinowelt. Wie ein harmloses Hündchen stellt er girrend seinem Opfer nach, um im entscheidenden Moment eine fürchterlich bunte Halskrause zu entfalten und dem armen Teufel ätzenden Schleim ins Gesicht zu schleudern – ein klassischer Wegschau-Moment. Zur Beruhigung: Ob das Vorbild ähnlich vorging, ist umstritten.

INDOMINUS REX. Die Gefahr, dass „Jurassic Park“ irgendwann die Saurier ausgehen, besteht kaum: Über tausend Arten hat die Forschung derzeit in petto. Dennoch denken sich die Filmemacher im Sinne der Steigerungslogik ständig neue aus. Etwa Indominus Rex, den „Unbeherrschbaren“. Er ist wie ein T-Rex, nur größer. Geschaffen im Reagenzglas, um mehr Kunden anzulocken. Ein selbstironischer Metakommentar der Blockbuster-Neuzüchtung „Jurassic World“ – was sie allerdings nicht besser macht. Ihre Fortsetzung „Das gefallene Königreich“ wirbt mit nun wieder mit einer neuen Schöpfung: Dem Indoraptor. Jonglieren oder Feuerspucken kann er leider auch nicht.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 06.06.2018)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.