Cashflow und Co.: Was sie aussagen und wie man an ihnen schraubt.
Man muss nicht BWL studiert haben, um ein guter Unternehmer zu sein. Diese sechs Kennzahlen aber sollte man kennen, rät Claudia M. Strohmaier, Berufsgruppensprecherin Unternehmensberatung in der UBIT Wien.
- Cashflow
Der Cashflow ist ein guter Indikator für die finanzielle Gesundheit eines Unternehmens. Er gibt an, inwieweit sich ein Unternehmen selbst finanzieren kann. Diese Kennzahl bildet den Strom der gesamten finanziellen Mittel ab und errechnet sich grob aus der Differenz zwischen Einzahlungen und Auszahlungen (Erträge minus Aufwendungen). Um einen Rückgang des Cashflows zu vermeiden, werden als erste Maßnahme kürzere Zahlungsziele mit den Kunden vereinbart. In Produktionsbetrieben sollte zudem eine Überproduktion vermieden werden, weil das Kapital bindet. - Eigenkapitalquote
Ab welchem Wert bei den kreditgebenden Banken die Alarmglocken schrillen, hängt von der Branche ab, in der ein KMU tätig ist. Eine Eigenkapitalquote von weniger als acht Prozent ist überall ein Alarmsignal. Wer bisher immer pünktlich seine Kreditraten bezahlt hat, hat zumindest einen Pluspunkt bei den Geldhäusern. Hat ein Unternehmer bei der kreditgebenden Bank auch sein privates Konto und ist dort ausreichend Deckung vorhanden, verbessert das zwar nicht die Eigenkapitalquote des Unternehmens, aber sofern der Unternehmer mit seinem Privatvermögen haftet, behalten Bankberater meist die Nerven. Jedoch: Keinesfalls die Firmenwerte unrealistisch bewerten. Wenn nötig, eher weniger Gewinn entnehmen, den Lagerstand verringern oder das Mahnwesen verbessern. - Deckungsbeitrag
Der Deckungsbeitrag ist eine wichtige Kennzahl aus der Kostenrechnung. Zieht man vom Verkaufserlös eines bestimmten Produkts dessen variable Kosten ab, erhält man den Deckungsbeitrag. Nach Abzug der Fixkosten sollte zumindest eine positive Zahl herauskommen, denn nur dann rechnet sich der Verkauf dieses Produktes. Im Zuge von Eröffnungsangeboten kommt es zwar immer wieder vor, dass eine begrenzte Stückzahl eines Produkts temporär zu einem Preis abgegeben wird, der sich kalkulatorisch nicht rechnet. Auf Dauer ist das aber keine Lösung. Vor allem kleine Unternehmen sollten nicht der Versuchung unterliegen, die Preise der Konkurrenz zu unterbieten, um mehr Umsatz zu generieren, denn diese könnten eine gänzlich andere Kostenstruktur haben. Sinnvoller wäre es, sich mit Nischenprodukten von der Konkurrenz abzuheben – und natürlich immer die eigenen Kosten auf Optimierungsmöglichkeiten zu prüfen. - Personalintensität
Auch anhand dieser Kennzahl lassen sich Rationalisierungspotenziale ableiten. Je niedriger die Personalintensität, desto rentabler wurde das Personal eingesetzt. Die Personalintensität zeigt das Verhältnis von Personalaufwendungen zum Umsatz an. Mit jedem Euro, der in einem Unternehmen erwirtschaftet wird, fällt ein gewisser Euro-Betrag für Personalaufwand an. Die Personalintensität ist sehr stark von der jeweiligen Branche abhängig, branchenübergreifende Vergleiche sind daher wenig aussagekräftig. Da der Personalaufwand in den meisten Unternehmen ist, ist die Personalintensität ein guter Maßstab für die Produktivität und Effizienz in einem Unternehmen. Verbesserungen lassen sich etwa mit einer besseren Auslastung bzw. mit einer effizienteren Arbeitseinteilung erzielen. - Eigenkapitalrentabilität
Diese Kennzahl gibt an, welche fiktive Verzinsung mit dem Eigenkapital erwirtschaftet wurde. Je höher die erzielte Eigenkapitalrentabilität ist, desto effizienter wird das im Unternehmen eingesetzte Kapital eingesetzt. Zur Ermittlung wird der Jahresüberschuss (Nettogewinn) durch das Eigenkapital dividiert. Ein guter Richtwert für die anzustrebende Höhe ergibt sich in der Regel durch den Vergleich mit alternativen Anlagemöglichkeiten. Ist die Eigenkapitalrentabilität geringer als die Zinsen für die Veranlagung von „risikolosem Geld“ am Kapitalmarkt (Sparbücher, „AAA“-Anleihen…), wäre das nicht attraktiv. Schließlich soll sich das Inkaufnehmen von unternehmerischem Risiko und die damit verbundene Arbeit lohnen. Freilich lässt sich auch die Eigenkapitalrentabilität durch betriebliche Maßnahmen verbessern. Das sind etwa Kostensenkungsmaßnahmen, Verringerung des Lagerstandes und damit der Kapitalbindung oder eine Optimierung der Produktionsprozesse. - Schuldentilgungsdauer
Ein Wert von weniger als sieben Jahren gilt als sehr gut. An dieser Kennzahl kann man die fiktive Entschuldungsdauer ablesen. Sie zeigt die Anzahl von Jahren an, die ein Unternehmen auf Basis der aktuellen Ertragslage benötigen würde, um das gesamte Fremdkapital zurückzuzahlen. Dabei wird die Annahme getroffen, dass der gesamte korrigierte Cashflow zur Tilgung des Fremdkapitals verwendet wird und kein Geld für Investitionen oder Gewinnausschüttungen übrig bleibt. Niedrige Werte sind in der Regel positiv, da in diesem Fall die Verschuldung gering ist und/oder die Ertragskraft entsprechend hoch. Eine Verbesserung der Schuldentilgungsdauer wird etwa durch den Verkauf von nicht betriebsnotwendigem Vermögen herbeigeführt, um mit dem Geld Schulden zu tilgen. Auch könnte der Unternehmer Privatvermögen als Eigenkapital in den Betrieb einbringen, weitere Gesellschafter an Bord holen oder Kostensenkungs- und Umsatzsteigerungsmaßnahmen andenken. Der Maßnahmenplan sieht je nach Branche und persönlicher Lage unterschiedlich aus, wichtig ist aber auch hier, dass rechtzeitig korrigierend eingegriffen wird.