Investor Peter Thiel: DSGVO ist wie die Berliner Mauer

Investor Peter Thiel wettert gegen EU-Datenschutzregeln
Investor Peter Thiel wettert gegen EU-Datenschutzregeln AFP (SAUL LOEB)
  • Drucken

Der deutschstämmige Investor und Paypal-Mitgründer Peter Thiel schimpft lautstark über die neue EU-Datenschutz-Grundverordnung. Sie sei die "Chinesische Mauer von Europa". Im Silicon Valley habe jeder gedacht: "Das können sie nicht machen."

Der amerikanische Tech-Investor Peter Thiel sieht die neuen EU-Datenschutzregeln als ein Eingeständnis der Niederlage Europas in der Internet-Industrie - wie es einst die Berliner Mauer für das sozialistische System gewesen sei. Die seit 25. Mai greifende Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) sei "ein ganz dummes Eigentor", sagte der Milliardär Thiel am Dienstagabend in Berlin.

Sie treffe - "so wie jede Regulierung mit schwerer Hand" - kleine europäische Start-ups härter als große amerikanische Konzerne. "Sie kommt mir vor wie eine viel inkompetentere Version der großen chinesischen Firewall", sagte Thiel in Anspielung auf die Internet-Zensur in China.

"Ich frage mich, ob die DSGVO ein Eingeständnis der europäischen Niederlage ist - dass Europa nicht in der Lage ist, so viele erfolgreiche Tech-Unternehmen in die Welt zu setzen wie die USA", erklärte Thiel. Deshalb fühle er sich an die Berliner Mauer erinnert: "Die war ein Eingeständnis, dass das Modell nicht funktionierte und die Leute flüchten wollten."

Berlin - eine Stadt für den Ruhestand

Das größte Problem für europäische Start-ups sieht Thiel in der Kultur: "Irgendwie ist es in Europa, in Deutschland, in Berlin nicht akzeptabel, ambitioniert oder mutig zu sein." Es fehle nicht an Bildung, Kapital, Talent oder harter Arbeit. "Es ist das Fehlen von Ambition." Berlin sei zwar ein Ort, wo man Spaß haben könne: "Die Schlangen vor Nachtclubs sind so lang wie einst für Brot in der ehemaligen Sowjetunion." Aber es sei auch eher ein Ort, wo man bequem in Ruhestand gehen könne, als ein globales Unternehmen auf die Beine zu stellen, sagte er bei einem Empfang zur Digitalkonferenz Axel Springer NOAH Berlin.

Aus Europa kommen global agierende Start-ups wie Spotify aus Schweden, Transferwise aus London oder Soundcloud aus Berlin. Zugleich haben europäische Firmen bisher nie die Dimension amerikanischer Technologie-Giganten erreicht.

Thiel (50) wurde in Frankfurt geboren und seine Eltern wanderten in die USA aus als er ein Jahr alt war. Reich wurde er als Paypal-Mitgründer beim Verkauf des Bezahldienstes an Ebay. Seinen Reichtum vervielfachte er dann als einer der frühen Geldgeber von Facebook. Thiel ist zugleich als Unterstützer von US-Präsident Donald Trump eine Ausnahme im liberalen Silicon Valley.

(APA/dpa/Reuters)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Tech

DSGVO: Vorsicht beim Kleingedruckten in E-Mails

Firmen fordern Nutzer in Mails auf, ihre Daten zu prüfen, Newsletter zu bestätigen und informieren über neue Nutzungsbedingungen. Über die sich manche ein paar Berechtigungen mehr sichern. Außerdem haben Betrüger aktuell Hochkonjunktur.
BELGIUM-EU-US-INTERNET-FACEBOOK
Unternehmen

EU-Datenschutzkommissarin: "Selbst ich könnte die DSGVO umsetzen"

EU-Kommissarin Vera Jourova lässt in einem Interview zur Datenschutzverordnung aufhorchen. Sie rät kleineren Unternehmen, die mit der Einführung Probleme haben, ihr eine E-Mail zu schicken.
Serie

DSGVO: WhatsApp kann teuer werden

Es hat Gründe, warum WhatsApp so beliebt ist: es ist schnell, unkompliziert und gratis. Geht es aber um Unternehmensdaten, wird WhatsApp zum unkalkulierbaren Risiko.
IT-Recht

Was Einbrecher und die DSGVO gemein haben

Der Mai ist Hochsaison für Einbrecher. Das kann Folgen nach der Datenschutz-Grundverordnung haben.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.