Ein pensionierter Polizist bildet in der Steiermark "Lungenkrebs-Suchhunde" aus. Nach abgeschlossener Ausbildung sollen die Hunde Karzinome erkennen können. Mediziner halten das Verfahren für unseriös.
Hunde haben bereits einige Jobs zur Auswahl, sie können bei Rettungseinsätzen mitwirken, bei der Drogen- und Trüffelsuche helfen und jetzt schreibt man ihnen einen ganz neuen Aufgabenbereich zu: den des Mediziners. Hunde sollen zur Erkennung von Krankheiten eingesetzt werden. In der Steiermark hat am Mittwoch, den 3. März, die weltweit erste "Lungenkrebs-Suchhundestaffel" ihre Ausbildung beendet. Die Tiere würden laut Trainer bei speziellen Stoffen, die nur in der Atemluft von Patienten mit Lungenkrebs vorkommen sollen, "anschlagen". Mediziner sind skeptisch.
Atemluft-Probe soll reichen
Hunde sind für ihre Spürnasen bekannt, doch dass sie auch Karzinome und andere Krankheiten erkennen können, ist erst seit wenigen Jahren Thema einiger Studien. Wolfgang Gleichweit, ehemaliger Hundeführer-Ausbildner bei der steirischen Exekutive, erfuhr 2003 in seiner Pension erstmals von Vierbeinern, die angeblich Hautkrebs erschnuppern können. So kam er auf die Idee, dass man Hunde auch zur Erkennung von Lungenkrebs einsetzten könnte und lies Testpersonen in Röhrchen blasen - ähnlich wie beim Alko-Test.
"Krebs-Hunde" als Patent angemeldet
Tatsächlich stellte sich heraus, so Gleichweit, dass die Vierbeiner Stoffe wie Benzol und alkalische Gerüche, die nur bei Lungenkrebspatienten in der Atemluft vorkämen, erkannten. 2009 hat er sein Verfahren patentieren lassen und ein Unternehmen gegründet, das sich nun um die Vermarktung der Tests kümmert.
Trefferquote bis zu 90 Prozent
Interessenten können ihre Atemluft nunmehr von Hunden, die Gleichweit ausgebildet hat, prüfen lassen, indem sie im Internet ein Test-Röhrchen bestellen, das sie mit ihrer Atemluft befüllen und an die Firma zurückschicken. Zeigt der Hund an - also setzt er sich davor hin, bellt oder legt seine Pfote darauf -, hat er Substanzen in der Atemluft erkannt, die mit Krebs in Zusammenhang stehen, meint Gleichweit. Die Trefferquote seiner Suchhundestaffel liege bei 70 bis 90 Prozent und das auch bei Lungenkrebs der Stufe 0 und 1, also zu Beginn der Krankheit.
Mediziner hält das Verfahren für unseriös
Hellmut Samonigg, Leiter der Klinischen Abteilung für Onkologie an der Universitätsklinik für Innere Medizin in Graz, könne sich nicht vorstellen, dass der "beste Freund des Menschen" bald zum Diagnoseinstrument in der Früherkennung von Lungenkrebs wird. Dass ein Unternehmen nun Tests anbietet, obwohl es aus seiner Sicht keine ordentlichen Studien gebe, hält er für "nicht seriös". Die Arbeit mit Tieren ist seiner Meinung nach zu unsicher.
(APA)