Finanzbranche 2.0

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Die Finanzkrise sorgte nicht nur für eine Wirtschaftskrise sondern schürte die Skepsis gegenüber den etablierten Finanzinstituten. Die Folge: Mit den FinTechs entstand eine neue Generation von Finanzdienstleistern

Vor rund elf Jahren mussten Anleger schmerzlich erkennen, dass selbst große Banken wie Lehman Brothers nicht vor der Pleite geschützt sind. Gleichzeitig wurden neue Möglichkeiten gesucht, die Geldanlage komfortabler zu gestalten.

Mit dem Umbruch in der Bankenlandschaft im Zuge der Finanzkrise landeten genügend Experten auf dem Markt, die nach neuen Betätigungsfeldern suchten. Das digitale Zeitalter machte den Weg für neue Dienstleister einfacher und so entwickelte sich in kurzer Zeit eine völlig neue, digitale Dienstleistungsbranche. Machten Vergleichsportale für Versicherungs- und Bankangebote wie durchblicker.at den Anfang, kamen rasch neue, zum Teil hochkomplexe Anwendungen auf den Markt. Vor allem im Bereich Geldtransaktionen gibt es verschiedenste Anbieter, wie etwa die österreichischen Start-ups Blue Code, Dao Pay, dimoco, Fonmoney, handcheque, komfortkasse oder kWallet. Mussten sich die jungen Unternehmen anfangs vor allem wegen der nötigen Konzession um einen Bank-Partner bemühen, haben die Aufsichtsbehörden relativ rasch reagiert und entsprechende, eingeschränkte Konzessionen vergeben. Bereits im April 2011 trat das E-Geld-Gesetz in Kraft. Damit wurden klare Voraussetzungen für die Erteilung eingeschränkter Konzessionen durch die Finanzmarktaufsicht geschaffen.

Einige dieser Unternehmen sind mittlerweile am Markt bestens etabliert. Die Vergleichsplattform durchblicker.at hat sein Angebot laufend ausgebaut. Über die vor zehn Jahren gegründete Online-Plattform creditnet.at werden bereits zehn Prozent aller Wohnbaufinanzierungen in Österreich abgewickelt. Dimoco, ein Anbieter von mobilen Bezahlsystemen, ist mit dem Gründungsjahr 2000 quasi ein Dinosaurier unter den FinTechs. Das Unternehmen kommt bereits auf einen Umsatz im neunstelligen Bereich.

Trendthema Crowdfunding

Daneben gibt es auch Trends, denen sich auch die FinTechs nicht entziehen können. Etwa das Thema Crowdfunding. Entsprechende Plattformen erlauben es Unternehmen, sich über zahlreiche Investoren zu finanzieren. Zwar gibt es auch die Möglichkeit, über solche Plattformen Unternehmensanteile zu  erwerben, doch in der Regel geht es hier um nachrangige Darlehen. Die Konditionen sind für Anleger durchaus  interessant – für Unternehmer folglich nicht immer die günstigste Variante der Finanzierung. Dafür kann auch gleich das Interesse am Markt getestet und Werbung für das Unternehmen gemacht werden. Eine weitere Variante ist die Vorfinanzierung von neuen Produkten. In diesem Fall erhalten die Investoren die Innovationen als erste. Alle drei Varianten bietet etwa die österreichische 1000x1000 an. Daneben gibt es aber auch Unternehmen, die sich auf spezielle Branchen spezialisiert haben. So können Anleger über Rendity in Immobilien investieren. Sogar karitative Projekte können über Crowdfunding finanziert werden. Die Bawag betreibt mit crowdfunding.at eine entsprechende Plattform.

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Mittlerweile bedienen sich nicht nur Unternehmen dieser Finanzierungsform, sondern auch Private. Über die deutsche auxmoney können Anleger Privatkredite mitfinanzieren und dafür zwischen drei und 14 Prozent Zinsen kassieren. Dass ein höherer Zinssatz auch mit einem höheren Risiko verbunden ist, sollte aber allen klar sein.

Hebelprodukte für Anleger

Einen wesentlichen Anteil an den FinTechs haben die Handelsplattformen. Konnten Kleinanleger früher Aktien, Anleihen und Investmentfonds nur über Depots der Banken handeln, ermöglichen eigene Plattformen es heute den Anlegern, selbst mit Kleinstbeträgen in Devisen, Rohstoffe, Aktienindizes oder Einzelaktien zu investieren. Zwar nicht direkt, aber über CFDs. Dabei handelt es sich um Hebelprodukte, mit denen um das Vielfache des eingesetzten Kapitals gehandelt werden kann. Allerdings sind damit Risiken verbunden. Geht die Spekulation nicht auf, könnte es zu einer Nachschusspflicht kommen, die das Vermögen des Anlegers übersteigt. 2007 kam die zypriotische etoro auf den Markt und versprach, das Risiko auf das eingesetzte Kapital zu begrenzen. Vier Jahre später setzte etoro auf Social Trading. Dabei werden die Erfolge und Risikobereitschaft der besten Anleger aufgeführt. Andere Anleger können ihnen nun folgen, sprich: ein Teil ihres Geldes wird genauso angelegt. Wer will, kann jederzeit einzelne oder alle Aufträge stornieren oder eben sein Depot automatisch verwalten lassen. Ähnliches bietet die deutsche Ayondo an, die 2008 als Handelsplattform auf den Markt gekommen ist.

Portfolio mit Zertifikat

Eine andere Variante des Social Tradings bietet die österreichische Wikifolio seit 2012 an. Anleger können dort ihr eigenes Musterdepot erstellen. Bei entsprechendem Erfolg unterstützen andere Investoren dieses Portfolio. Daraufhin wird von Lang & Schwarz ein entsprechendes Zertifikat aufgelegt, das an der Börse gehandelt wird. Steigt der Wert des Papieres, profitieren Wikifolio sowie der Ersteller des Portfolios über eine Prämie vom Erfolg. Der Vorteil: Hier werden vergleichsweise konservative Papiere gehandelt, hohe Kursschwankungen sowie das Risiko eines Totalverlustes fallen weg. Dafür gibt es - wie bei jedem Zertifikat – das Emittentenrisiko. Wem all dies zu unsicher ist, kann ab 10.000 € mit savity.at professionelle Vermögensverwaltung in Anspruch nehmen.

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