Die ausländischen Direktinvestitionen in den USA sind um 40 Prozent gesunken. Dies zeigt ein neuer UN-Bericht. Mit dem Handelskrieg dürfte sich die Lage weiter verschärfen.
Brüssel. Die Zahlen sind mehr als dramatisch: Die ausländischen Direktinvestitionen sind im Vorjahr weltweit um 23 Prozent eingebrochen. Dies zeigt ein UN–Bericht, der in der Nacht auf Donnerstag veröffentlicht wurde. Zu den großen Verlierern gehören die USA. Denn die ausländischen Direktinvestitionen in den USA sind gleich um 40 Prozent gesunken. Die zuständige UN-Behörde UNCTAD, die Konferenz für Handel und Entwicklung, spricht von einem „besorgniserregenden Trend“. Durch den Handelskrieg dürfte sich die Lage weiter verschärfen.
Indes schlägt die EU im transatlantischen Streit mit den USA zurück. Sie wird ab Juli mit Strafzöllen auf die von Washington erhobenen Zusatzabgaben auf Stahl und Aluminium reagieren, wie Vize-Kommissionspräsident Maroš Šefčovič am Mittwoch ankündigte.
Die Kommissare hätten dafür auf ihrem wöchentlichen Treffen grünes Licht gegeben. Details nannte der Slowake zunächst nicht. Die Behörde hatte aber die Importstrafen bereits Mitte Mai bei der Welthandelsorganisation WTO angemeldet. Die Liste von US-Waren umfasst neben Stahlprodukten auch Bourbon-Whiskey, Erdnussbutter, Harley-Davidson-Motorräder und Levi's-Jeans. Insgesamt wären Waren im Wert von 2,8 Mrd. Euro von den Ausgleichszöllen der EU betroffen. Šefčovič sprach von einer „angemessenen Antwort auf die einseitige und illegale Entscheidung der USA“.
Die USA haben unter Präsident Trump Schutzzölle auf Stahl- und Aluminiumimporte aus Europa in Höhe von 25 bzw. zehn Prozent erhoben und damit einen Handelsstreit vom Zaun gebrochen. Darauf reagieren die Europäer jetzt. Šefčovič sagte, die Kommission werde die relevanten Vorbereitungsschritte in Abstimmung mit den Mitgliedstaaten bis Ende Juni abschließen, so dass die neuen Zölle nächsten Monat greifen könnten.
Die EU plant in einer ersten Stufe, Waren im Volumen von 2,8 Milliarden Euro mit Zöllen zu versehen. In einer zweiten Phase können ab 2021 weitere US-Produkte im Wert von 3,6 Milliarden Euro getroffen werden. Zusammen sind das 6,4 Milliarden Euro – genau der Zollwert, mit dem Washington nun Stahl und Aluminium belegt.
Die US-Regierung hatte ihre Schritte mit nationalen Sicherheitsinteressen begründet. Die Partnerländer der USA haben beim jüngsten G7-Finanzministertreffen im kanadischen Whistler die Entscheidung als rechtswidrig und nicht hinnehmbar kritisiert.
Tausende Jobs in Österreich gefährdet
Aus Kreisen der EU-Kommission wird bekräftigt, dass man mit den angekündigten Gegenzöllen keinen Handelskrieg anstrebe, sondern lediglich die US-Maßnahmen ausgleichen wolle. Eskaliert der Streit und die USA würden etwa Zölle auf Autos einheben, würde das die österreichische Wirtschaft hart treffen und Tausende Jobs in der Zulieferindustrie kosten, so EU-Vertreter am Mittwoch. (Reuters/APA)
IRAN-GESCHÄFTE
Nach dem US-Ausstieg aus dem Atomabkommen mit dem Iran hat die EU-Kommission den Schutz europäischer Unternehmen vor Sanktionen Washingtons beschlossen. Die EU-Behörde verabschiedete dazu am Mittwoch eine Aktualisierung einer EU-Verordnung von 1996. Gibt es keinen Widerspruch aus dem Europaparlament oder den Mitgliedstaaten, dann wäre es europäischen Firmen somit spätestens ab August verboten, sich an die US-Sanktionen zu halten.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 07.06.2018)