Fremdwährungskredite: Widerstand gegen FMA

(c) EPA (Diego Azubel)
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Die Aufsichtsbehörde will Kredite in fremder Währung verhindern. Begründung: Das Risiko für Privatkunden sei bei derart spekulativen Finanzierungen zu groß. Finanzdienstleister drohen nun mit Klagen.

wien (ker). Kredite in fremder Währung soll es für „normale“ Privatkunden nicht mehr geben. Das will zumindest die Finanzmarktaufsicht (FMA) so. Als Vehikel für das De-facto-Verbot will die Aufsicht neue Mindeststandards einsetzen. Die Begründung: Das Risiko für Privatkunden sei bei derart spekulativen Finanzierungen zu groß.

Die FMA muss dabei allerdings mit heftigem Widerstand rechnen. Laut eines Gutachtens von Prof. Nicolaus Raschauer, das im Auftrag der Wirtschaftskammer (WKO, Sparte Finanzdienstleistung) durchgeführt wurde, könnte die Finanzmarktaufsicht unrechtmäßig handeln. Sie dürfe den Banken nicht verbieten, Fremdwährungskredite zu vergeben. Keine bestehende Regelung des Bankwesens ermächtige die Aufsichtsbehörde zu einer solchen Vorgangsweise, heißt es in dem Papier.

Wolfgang Göltl, WKO-Spartenobmann der Finanzdienstleister, wird nun abwarten, bis die FMA die neuen Mindeststandards für die Banken veröffentlicht. Sollte darin direkt oder indirekt verboten werden, Fremdwährungsdarlehen an Privatkunden zu vergeben, werde sich die WKO im Sinne der Konsumenten alle Möglichkeiten offenhalten, um dagegen vorzugehen, heißt es aus dem Büro von Göltl. Soll heißen, dass auch eine Klage gegen die FMA eingebracht werden könnte.

„Langfristig vom Franken profitiert“

Die heimischen Banken zeigen sich über das Verbot von Fremdwährungskrediten dagegen erfreut. Auch sie sprechen von einem erhöhten Wechselkursrisiko und verweisen auf die vergangenen Wochen.

Der Euro hat seit Mitte Dezember gegenüber dem Schweizer Franken und dem japanischen Yen an Wert verloren. Das ist schlecht für die heimischen Franken-Kreditnehmer, weil sich die Raten erhöhen. „Dieser Wechselkurs ist aber nur eine Momentaufnahme“, hält Rudolf Mittendorfer, Obmann der Wiener Versicherungsmakler, dagegen. „Der Euro ist derzeit nur durch die Diskussion um Griechenland unter Druck“, so Mittendorfer.

Langfristig hätten die Kreditnehmer bisher von Franken und Yen profitiert, da die Zinsen deutlich niedriger waren und sich der Euro auf längere Sicht als stärkere Währung profilierte. „Das wird auch in Zukunft so sein, die Schweiz etwa hat als Exportland kein Interesse an einem starken Franken(das würde die Schweizer Exporte in den Euroraum teurer machen, Anm).“

Banken bauen Fremdwährungskredite ab

Die Absicht der FMA sei es, den Banken beim Sanieren zu helfen, mutmaßt Mittendorfer: „Denn ohne Fremdwährungskredite werden sie deutlich höhere Margen bei Krediten verrechnen.“

Die heimischen Kreditinstitute sind gerade dabei, ihre Bestände an Fremdwährungskrediten abzubauen. Die Erste Bank und die Sparkassen haben diese bereits um acht Prozent reduziert. Die Bank Austria bietet verlockende Angebote, wenn die Kunden ihre Franken- oder Yen-Kredite in Eurodarlehen umwandeln. Sie verrechnet keine Gebühren für die Umwandlung und erhöht auch nicht die Marge.

Finanzierungsexperte Johann Massenbauer weist darauf hin, dass man bei den Angeboten der Banken vorsichtig sein müsse. Eine wichtige Frage sei auch, ob die Marge dauerhaft an den Euribor (wichtiger Referenzzinssatz in Europa) gebunden sei. Er habe zuletzt auch Verträge von diversen Banken gesehen, „da kann das Institut nach zwei Jahren mit dem Kreditnehmer machen, was es will“.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 05.03.2010)

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