Mit Sorge blickt Österreichs Möbelindustrie auf eine mögliche Rettung der taumelnden Handelskette Kika/Leiner durch den Erzrivalen XXXLutz.
Die heimische Möbelindustrie beobachte "mit großer Sorge" die aktuellen Entwicklungen rund um die Möbelhandelsketten Kika und Leiner, sagte Claudius Kollmann vom Fachverband Holzindustrie. Kika/Leiner-Österreich-Chef Gunnar George will am Freitag eine Lösung präsentieren, da große Kreditversicherer etwaige Forderungsausfälle nicht mehr absichern. Die Branche blicke jedenfalls bang auf morgen, so Kollmann. Ohne Kreditversicherer muss Kika/Leiner Waren bar oder gegen Vorkasse bezahlen. Lange kann sich das keine Firma leisten. Im Juni stehen neben den normalen Gehältern für rund 5.000 Beschäftigte auch noch die Urlaubsgelder an.
In der Möbelbranche gehen seither die Wogen hoch. "Für die Möbelindustrie wäre das eine absolute Katastrophe", sagte Kollmann. Die Möbelhäuser von Lutz (XXXLutz, Mömax und Möbelix) sowie Kika und Leiner hätten zusammen rund 80 Prozent der Verkaufsflächen in Österreich inne. Die heimische Möbelindustrie exportiere kaum, vertreibe wenig direkt und sei auf den Möbelhandel angewiesen. Ikea fällt als Abnehmer nicht ins Gewicht, da die Schweden nur ihre eigenen Produkte verkaufen. Würden sich die zwei größten Händler zusammenschließen, würde der Druck auf die Industrie stark steigen.
"Sehen fast so etwas wie Amtsmissbrauch"
Deutliche Worte Richtung BWB-Chef Thanner fand Christian Wimmer, Chef der Einkaufsverbände Garant und Wohnunion: "Wir sehen darin fast so etwas wie Amtsmissbrauch", sagte er laut "Standard". Das sei einer Wettbewerbsbehörde nicht würdig und wohl in keinem anderen Land als Österreich möglich. Sollte sich XXXLutz für eine Übernahme von Kika/Leiner in Stellung bringen, werde er einen Antrag auf Prüfung der Wettbewerbssituation einbringen.
Die österreichische Möbelindustrie umfasst rund 70 Firmen mit in Summe 6.000 Beschäftigten, darunter Ada, Joka, Ewe, Dan Küchen und Team7.
Heute Vormittag sollte der Verkauf der Möbelkette Kika/Leiner an René Benkos Signa unter Dach und Fach sein - doch jetzt wurde die Unterzeichnung erneut verschoben. Die Gläubiger spielen nicht so reibungslos mit, wie gedacht.
Die Verhandler sind optimistisch: Am Dienstagabend heiße der neue Kika/Leiner-Eigentümer René Benko. Vor dem Deal gab es Querschüsse aus London. Eine Geldspritze über 100 Millionen Euro soll sofort fließen.
Bis Dienstag sollen die Verträge für den Verkauf von Kika/Leiner an René Benko fertig sein. Es drängt die Zeit. Londoner Hedgefonds glauben weiter, bei einer Insolvenz mehr zu lukrieren.
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