CeBIT 2010: Der Dinosaurier will nicht aussterben

(c) Reuters (Christian Charisius)
  • Drucken

Auch wenn die Hallen in Hannover längst nicht so voll sind wie zu ihren Glanzzeiten, zeigt die immer noch größte Computermesse der Welt einige Neuigkeiten. Heuer gabe es ein Minus von 150 Ausstellern gegenüber dem Vorjahr.

Bereits zum 25. Mal öffnete Anfang der Woche in Hannover die CeBIT ihre Pforten. Wie in den letzten Jahren sind allerdings weniger technische Highlights, sondern die schrumpfenden Besucherzahlen der weltgrößten Computermesse das beherrschende Thema. Nach einem Hoch von über 800.000 im Jahr 2001 hatte sich die CeBIT-Besucherzahl auf knapp 500.000 eingependelt. Im Krisenjahr 2009 folgte ein weiterer Rückgang um 20 Prozent.

Heuer steht die Bilanz der bis Samstag laufenden Messe noch aus. Das Minus von rund 150 Ausstellern gegenüber dem Vorjahr und eine geschrumpfte Ausstellungsfläche verheißen allerdings nichts Gutes. Neben dem Sparstift ist für viele Aussteller auch Unzufriedenheit mit dem wenig profilierten Konzept ein Grund, der CeBIT fernzubleiben. Auch sind die Unternehmen uneins, was den prinzipiellen Stellenwert von Messen betrifft. Während etwa Google auf der CeBIT für sein Streetview-Projekt wirbt, meidet Apple mittlerweile selbst die Macworld, jene Messe, die sich ausschließlich um Apple-Produkte dreht.

Die Highlights zeigen andere

In publikumswirksamen Bereichen haben zudem andere Messen der CeBIT den Rang abgelaufen: Die Trends der Unterhaltungselektronik werden im Jänner auf der Consumer Electronics Show in Las Vegas präsentiert, die Highlights der Mobilfunkbranche im Februar auf der Mobile World in Barcelona. Für die CeBIT im März bleiben in diesen Segmenten kaum echte Neuheiten. Trendsetter wie Apple bleiben Messen überhaupt fern.

Dennoch findet sich auf der heurigen CeBIT einiges Interessantes. So präsentieren etwa Netviewer oder Cisco neue Telepresence-Lösungen. Die lebensechten Videokonferenzen passen ideal zum diesjährigen Motto der Messe: „Connected World“. Netviewer kooperiert auch mit VZ Netzwerke (studiVZ, schülerVZ, mein VZ), um Onlinemeetings in Social-Media-Plattformen zu integrieren.

Für Verbindungen innerhalb des Haushalts sorgt etwa Powerline, die Datenübertragung via Stromkabel. Auf der CeBIT werden erstmals Geräte gezeigt, die Daten mit bis zu 500 Mbps von Steckdose zu Steckdose übertragen. Devolo bringt zudem mit der Set-Top-Box dLAN 1300-HD digitales Satellitenfernsehen via Stromleitung von der Sat-Antenne zum TV.

Notebooks, E-Reader und USB 3

Für Privatanwender besonders interessant sind die zahlreichen Notebooks und All-in-one-PCs. Intel hat mit dem N470 einen schnelleren Atomchip vorgestellt, der statt 1,66 mit 1,83 GHz getaktet ist. Sowohl Asus als auch MSI achten bei ihren neuen Notebooks auf verbesserten Sound. Beide arbeiten mit dänischen Klangspezialisten, Asus mit B&O, MSI mit Dynaudio, zusammen. Daneben stellten beide eigene E-Reader vor. MSI präsentiert gar einen E-Reader mit Dual-Screen, der wie ein Notebook mit zwei Touchscreens (eines anstelle der Tastatur) aussieht.

Dass USB 3 marktreif ist, zeigen etwa ein Mediaplayer von Asus und eine portable Festplatte von Buffalo, die den noch schnelleren USB-Standard beherrschen.

Neuigkeiten auch bei den Navis: etwa das Mio Moov V780, das auf seinem Sieben-Zoll-Display auch Videos und sogar Internetseiten anzeigt. Das Medion GoPal P4635 versorgt den Besitzer via GSM-Modul mit Restaurantinfos und aktuellen Radarwarnungen.

Natürlich ist auch 3-D ein Thema. Unter anderem präsentieren im Bereich „Next Level 3-D“ die Monitorhersteller 3-D auf dem PC. Neben passender Grafikkarte wird eine Brille benötigt. Das Hamburger Unternehmen SeeFront zeigt in Hannover Displays, die dank eines Linsenvorsatzes auch dem freien Auge 3-D-Bilder liefern.

Und schließlich soll der Bereich „CeBIT Sounds“ der Messe neue Zielgruppen erschließen. Flankiert von zahlreichen Live-Acts werden Themen wie „Music in Computerspielen“, „Lizenzmodelle“, oder „Sound Branding“, die Zuordnung von Musik zu bestimmten Marken, behandelt.

CEBIT 2010

Die CeBIT, die alljährliche, weltweit größte Computermesse in Hannover, findet heuer vom 2. bis 6. März statt. Mit 4157 Ausstellern und erwarteten rund 400.000 Besuchern ist sie nur noch halb so groß wie im Rekordjahr 2001.

www.cebit.de

("Die Presse", Print-Ausgabe, 05.03.2010)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Razzia CeBIT wegen Verdacht
Test_Channel

Razzia auf CeBIT wegen Verdacht auf Patentverletzungen

Produkte zahlreicher Aussteller wurden beschlagnahmt. Die Ermittler sind seit dem ersten Messetag im Einsatz. Die Firmen müssen Geldbußen zahlen. Viele asiatische Hersteller werden verdächtigt.
Das "Smartphone auf Rädern" soll das Straßenbild verändern.
Innovationen

CeBIT: Auto-Industrie will "Smartphone auf Rädern" forcieren

Das Internet auf vier Rädern soll zukünftig zur Serienausstattung gehören. Ein Konzept setzt auf Googles Android-Betriebssystem. Dank LTE soll es keinen Datenengpass geben.
Internet

Deutsche Post will Briefe ab Juli per Internet zustellen

Offizielle Schriftstücke, Einschreiben oder Verträge sollen per Online-System versandt werden. Noch vor der Einführung ist das Interesse enorm. Im Gegensatz zu E-Mail sollen Absender eindeutig identifizierbar sein.
Microsoft nennt Preise fuer
Innovationen

Microsoft nennt auf der CeBIT erstmals Preise für Office 2010

Die günstigste Version mit Word, Excel PowerPoint und OneNote kostet ab 109 Euro. Wer alle Office-Programme nutzen will, muss 699 Euro hinlegen. Office 2010 soll im Juni auf den Markt kommen.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.