Thiem über Cecchinato: "Er spielt zurzeit unmenschlich"

Dominic Thiem holt in Paris nach seinem ersten Grand-Slam-Finaleinzug aus. Gegen den Italiener Marco Cecchinato kann er sich der Favoritenrolle nicht entziehen.
Dominic Thiem holt in Paris nach seinem ersten Grand-Slam-Finaleinzug aus. Gegen den Italiener Marco Cecchinato kann er sich der Favoritenrolle nicht entziehen.(c) REUTERS (PASCAL ROSSIGNOL)
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Der Niederösterreicher will im dritten Anlauf erstmals das Finale der French Open erreichen, die Chancen stehen gut. Sein Gegner, Marco Cecchinato, träumt von der Fortsetzung eines Märchens.

Paris/Wien. Rechtzeitig zum Saisonhöhepunkt auf Sand, den French Open in Paris, präsentiert sich Dominic Thiem wieder in Topform. Bereits in den vergangenen beiden Jahren war der Formaufbau optimal auf Roland Garros abgestimmt, der Niederösterreicher steht nun zum dritten Mal in Folge im Halbfinale.

Anders als gegen Novak Djoković 2016 (2:6, 1:6, 4:6) und Rafael Nadal 2017 (3:6, 4:6, 0:6) geht der 24-Jährige heute (12.45 Uhr, live in ORF 1, Eurosport) als Favorit in die Begegnung mit Überraschungsmann Marco Cecchinato. Dass dem Schützling von Günter Bresnik auch im dritten Paris-Halbfinale nicht mehr als sieben Spielgewinne gelingen, kann praktisch ausgeschlossen werden. „Ich habe die vergangenen zwei Halbfinals verloren, das will ich jetzt unbedingt vermeiden. Ich will dieses Jahr den nächsten Schritt ins Finale machen“, erklärte Thiem, der in den Spielen gegen Djoković und Nadal „ein bisschen eingegangen“ war. „Genau das will und werde ich vermeiden.“

2018 wirkt der Lichtenwörther fitter als in den vergangenen Jahren. Dass er noch keine Fünfsatzpartie zu überstehen hatte, kann sich in der finalen Phase dieses Turniers als entscheidender Vorteil herausstellen. Doch Thiem würde selbst die beste Physis nicht helfen, würde sein Spiel nicht funktionieren. In Paris traf er bislang meist die richtigen Entscheidungen auf dem Platz, verfolgte die richtige Taktik, setzte sie konsequent um.

Nicht zu unterschätzen

Das Zweitrundenspiel gegen den jungen Griechen Stefanos Tsitsipas erwies sich als bereits richtungsweisend. Nach Satzgleichstand und 4:4 im dritten Satz rief Thiem sein bestes Tennis ab, der erarbeitete und erspielte Erfolg gegen den formstarken Teenager dürfte dem Weltranglistenachten einen beträchtlichen und entscheidenden Schub an Selbstvertrauen gebracht haben. Gegen Cecchinato, er wird in der Weltrangliste auf Position 72 geführt, ist der Rechtshänder zu favorisieren.

„Dass ich Favorit bin, ist klar, aber ich lasse mich nicht blenden, sondern werde genauso fokussiert wie in die vergangenen Matches reingehen“, sagte Thiem. Der Viertelfinalerfolg des Mannes aus Palermo gegen Novak Djoković sei Warnung genug. „Wie er das gegen Djoković fertiggespielt hat, war allererste Klasse. Er spielt zurzeit unmenschlich.“ Coach Bresnik sieht bei Cecchinato „eine super einhändige Rückhand, einen sehr guten Touch. Er spielt viele Stoppbälle, ist nicht der Überaufschläger, aber serviert unangenehm.“

Interessanterweise erwies sich in Paris speziell Cecchinatos zweiter Aufschlag mitunter als spielentscheidend. Der Italiener macht damit zu 54 Prozent den Punkt (Thiem zu 56 Prozent, Turnierdurchschnitt 50 Prozent), sein Karrieredurchschnitt beträgt nur 44 Prozent. Vor allem bei seinem zweiten Aufschlag von der Vorteilseite ist Cecchinato auffällig oft erfolgreich. Meist öffnet er mit viel Kick nach außen den Platz, um danach seine Vorhand einzusetzen – auch Thiem verfolgt diese Taktik.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 08.06.2018)

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