Interview

Maria Sterns "feministischer Akt": "Frauen können auch strategisch denken"

Die Presse/Mirjam Reither
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Die designierte Chefin der Liste Pilz, Maria Stern, über ihre Motive, nicht ins Parlament einzuziehen, den Umgang mit Fällen sexuellen Missbrauchs von prominenten Tätern - und Martha Bißmanns Zukunft.

Frau Stern, Sie nannten Ihren Mandatsverzicht und Ihren Wechsel in den Posten als Parteichefin einen "feministischen Akt". Hätten Sie nicht gern einfach selbst das Mandat angenommen?

Maria Stern: 
Als Frauen-Sprecherin will ich nach wie vor in den Nationalrat, weil ich weiß, wie wichtig Frauenpolitik unter einer schwarz-blauen Regierung ist. Gleichzeitig habe ich als stellvertretende Parteiobfrau gewusst: Wenn ich als Frauen-Sprecherin einziehe, werden meine Inhalte, während die Personaldebatte nicht geklärt ist, genauso wenig durchdringen. Ich habe erst einmal klare Verhältnisse schaffen müssen, damit die Inhalte überhaupt zum Tragen kommen können. Da hat dann die vernünftige stellvertretende Parteiobfrau in mir ein Machtwort gesprochen.

Ist ein Machtwort denn schon ein feministischer Akt?

Frauen können auch strategisch denken. Frauen sind auch im Stande, ein Projekt als Ganzes und auch in die Zukunft zu denken. Und hin und wieder ist es einfach notwendig, dass man strategische Entscheidungen trifft.

Was ist feministisch daran, wenn die Frauen-Sprecherin einer Partei auf ihr Mandat verzichtet, um es einem Mann - in Ihrem Fall Peter Pilz - zu überlassen, gegen den gerade noch ein Verfahren wegen sexueller Belästigung lief?

Man hat als Frau - oder als Mann - nicht jeden Tag die Möglichkeit, eine Oppositionspartei zu retten. Es ist ein feministischer Akt heutzutage, in eine Führungsposition zu kommen und in dieser Führungsposition handlungsfähig zu sein.

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