ORFeins wird umgebaut: US-Serien "passen nicht mehr"

How I Met Your Mother - immer und immer wieder auf ORFeins - auch heute.
How I Met Your Mother - immer und immer wieder auf ORFeins - auch heute. ORF
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Das Programm auf ORFeins passe "programmlich nicht zu den Anforderungen der Jetzt-Zeit", sagte ORF-General Wrabetz. Bei der Medienenquete ging es um wertvolle Inhalte.

Was ist wertvoll, was hat oder ist "Public Value"? Darum sollte es heute Vormittag bei der Medienenquete der Regierung gehen. Denn die Frage, was Medien bringen und aus welchen Gründen sie das tun, ist keine nebensächliche. ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz wies berechtigterweise auf das Putin-Interview hin, das Armin Wolf kürzlich führte. Bei einer Podiumsdiskussion im Museumsquartier wurde aber schnell klar, dass es erstens nicht nur um Bewegtbild gehen könne und zweitens nicht nur um Nachrichten - wenn "Presse"-Chefredakteur Rainer Nowak diese auch als zentral für "Public Value" definierte.

Mit ORFeins war kaum jemand zufrieden

Wrabetz, der in der Vergangenheit besonders wegen des Programms von ORFeins immer wieder kritisiert worden war, ließ in diesem Rahmen mit einer Entscheidung aufhorchen: "ORFeins wird umgebaut", sagte er. Der hohe Anteil an amerikanischen Filmen und Serien "passt programmlich nicht zu den Anforderungen der Jetzt-Zeit". Die Streichung all der Wiederholungen von "Scrubs" und "How I Met Your Mother", von "Gilmore Girls" und "Big Bang Theory" dürfte allgemein positiv aufgenommen werden. Aber war's das schon mit den Maßnahmen zur Stärkung des "Public Value"?

(v.l.), Markus Breitenecker (ProSieben Sat1 Puls4), Rainer Nowak (Die Presse), Ladina Heimgartner (SRG), Armin Thurnher (Falter), Alexander Wrabetz (ORF) im Rahmen der Medienenquete.
(v.l.), Markus Breitenecker (ProSieben Sat1 Puls4), Rainer Nowak (Die Presse), Ladina Heimgartner (SRG), Armin Thurnher (Falter), Alexander Wrabetz (ORF) im Rahmen der Medienenquete.APA/HANS PUNZ

Am Freitag Vormittag kamen die Diskutanten (neben Wrabetz und Nowak auch Markus Breitenecker, Ladina Heimgartner vom SRG und Armin Thurnher) in Inhaltsfragen nicht viel weiter. Der Definitionsraum von Public Value war weit gesteckt und die Diskussion versickerte in der Frage nach der Finanzierung des ORF und anderer Medien. Was Wrabetz zu einer sehr defensiven Haltung veranlasste. Markus Breitenecker, Geschäftsführer der Sendergruppe ProSieben/Sat1/Puls4-Österreich: "Der ORF hat Angst, dass ihm etwas weggenommen wird, das ist klar." Er schlug vor, dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk seine Gebühren zu lassen, dafür aber seine Werbezeit zu beschränken.

Wer entscheidet, was wertvoll ist?

Derzeit, so erklärte er, gebe es einen Public-Value-Beirat, der für Privatsender entscheide, was wertvoll sei - und ihnen dann bei solchen Produktionen etwa ein Drittel der Kosten erstatte. "Falter"-Herausgeber Armin Thurnher sagte, die Medienpolitik sollte "mehr Geld in die Hand nehmen zur Förderung von Qualität in anderen Medien". Darüber, was genau "Qualität" ist, sollten Medienwissenschaftler entscheiden.

Dafür, über die "Finanzierung von Public Value zu reden", plädierte übrigens gleich in der Früh auch ProSieben Sat.1-Chef Conrad Albert. Er trat in seiner Keynote wenig überraschend auch für eine Förderung von Inhalten, nicht von Institutionen ein. Völlig anders sah das Noel Curran von der European Broadcasting Union. Und auch Wrabetz sieht im Public Value einen "umfassenden gesellschaftlichen Auftrag", den nur Öffentlich-rechtliche wahrnehmen könnten.

Zu viel um Märkte und zu wenig über Menschen und Werte wird nach Ansicht von Ladina Heimgartner (SRG) diskutiert. Diese Kritik dürften nicht wenige Zuhörer teilen, wenn man die Reaktionen betrachtet. Insgesamt hatte sie aber gute Nachrichten: Die Anti-Gebühren-Abstimmung habe der Schweiz gut getan, weil eine monatelange fundierte Debatte geführt wurde. "Das Learning für uns war: Es ist so wichtig, dass die Menschen wissen, was überhaupt geleistet wird. Da haben wir die Aufgaben nicht gut gemacht. Es darf nie wieder passieren, dass wir einem ganzen Land erklären müssen, was wir eigentlich machen."

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